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1133_BeL Sozietät für Architektur mit Architekten Kunze Reisnecker PartG mbB und Uta Gehrhardt Büro für Landschaftsarchitektur

In der ersten Phase des Wettbewerbs zum Alten Leipziger Bahnhof konnten sich alle Büros mit entsprechender beruflicher Qualifikation bewerben und einen ersten Entwurfsansatz zur konkreten Aufgabenstellung entwickeln. Insgesamt gingen 39 Entwürfe in die weitere Wertung ein – einen davon sehen Sie hier.

Zu sehen ist die Visualisierung eines möglichen Entwurfs des neuen Quartiers Alter Leipziger Bahnhof der Büros BeL Sozietät für Architektur mit Architekten Kunze Reisnecker PartG mbB und Uta Gehrhardt Büro für Landschaftsarchitektur.
Visualisierung eines möglichen Entwurfs des neuen Quartiers Alter Leipziger Bahnhof

Beschreibung des Entwurfs

Weiterschreiben und Überlagern

Im Gebiet um den Alten Leipziger Bahnhof liegt die Geschichte offen. Heute zeigt es noch zwei, von ehemals drei teilweise erhaltenen, unterschiedlichen Gebieten, die einen wichtigen Teil der öffentlichen Infrastruktur der Großstadt Dresden darstellten.

Der Leipziger Bahnhof als Endpunkt der ersten deutschen Ferneisenbahnlinie Leipzig - Dresden stellt ab 1839 den Beginn der Entwicklung dar. Mit der Steingutfabrik Villeroy & Boch und dem Schlachthof folgen zwei weitere industrielle Struktursysteme. Sie legen sich an die Bahninfrastruktur und besitzen wie diese jeweils eine eigene Gebäude- und Freiraumtypologie, die sich wie ein Verfahrensdiagram des jeweiligen Produktionsprozesses - Keramik und Fleisch - liest. Aus Wasser-, Brenn- und Materialtransport sowie Produktions- und Bewegungsabläufen sind dichte Welten mit einem eigenen Charakter und einer eigenen Morphologie entstanden.

Die Steingutfabrik wurde 1995 abgerissen, der Bahnhof 2005 stillgelegt, der Schlachthof ist bereits seit 1907 umgenutzt. Der erhebliche großmaßstäbliche Leerstand und die abgeräumten Flächen der Fabriken haben in den letzten 30 Jahren eine neue Welt im Gebiet entstehen lassen: eine Brache mit waldartigem Ruderalaufwuchs, die sich mit den biotopartigen Vegetationsstrukturen am Bahndamm, mit den solitären Bestandsbäumen hinter dem Schlachthofareal und der parkartigen, verwilderten Anlage des Villengartens zu einem zusammenhängenden Freiraum verbinden.

Wir lesen diese Strukturen mit ihren unterschiedlichen räumlichen Qualitäten und schreiben sie fort. Das jüngste System, die dichte Ruderalvegetation, bleibt in ihrem Charakter erhalten und wird in der Überlagerung der drei anderen Systeme eine neue Stimme im Gebiet. Neues wird hierin sorgfältig integriert.

3 Raumsysteme: linear, flächig und frei

Das Quartier besteht aus drei Systemen, die in ihrer Verstärkung und Überlagerung einen fantastischen neuen Zusammenhang ergeben. Im Süd-Osten und Nord-Westen prägen die, durch den Denkmalschutz geschützten Areale des Bahnhofes und des Schlachthofes auf eigenständige Art den Raum. Ein alles zusammenführendes Wegesystem für Radfahrende und Fußgänger knüpft im Norden an das bestehend Quartier mit seinen öffentlichen Freiräumen, im Osten zur Neustadt als Unterquerung der Bahnlinie, im Süden mit einem neuen Platz zum Quartier und im Osten über den integrierten Villengarten in Richtung Elbe und Hafen an.

1. Linear mit starken Rändern

Das Bahnhofsareal wird durch seine linearen leicht gekrümmten Baukörper und die dazwischen gebildeten langen gekrümmten Räume beschrieben.

Den zum Wohnen und Arbeiten umgenutzten Gebäuden gelingt es teilweise angesichts ihrer Tiefe eine Doppelseitigkeit zum Freiraum zu entwickeln. Die Freiräume reagieren in ihrer Gestaltung unter Beachtung der Bestandsvegetation und bilden den neuen Nutzungen entsprechende Typologien aus. Die Linearität wird jeweils am Ende des Gebietes zur Allseitigkeit gewandelt. Hier ergänzen wir Kopfbauten, um den Bahnhofsvorplatz als Quartiersplatz zu stärken und dem ganzen Gebiet ein Gesicht zur Stadt zu geben.

Die Superloggia lesen wir aus dem großen Dach heraus - die sich mit der offenen, wilden Mitte verbindet. Zusammen mit dem Wintergarten und der Orangerie entsteht ein offenes Kulturzentrum am Park. Hier sind Nutzungen wie Sport, Märkte, Theater und Konzerte denkbar. Über die Querverbindung zwischen den langen Bahn-Wohnkörpern gelangt man an die Bahndammkante, die durch das Museum, die Gedenkstätte und Ateliers erneut kulturell, aber kleinteiliger geprägt ist.

2. Flächige grüne Plattform der Körper

Das Schlachthofareal besitzt eine ganz andere räumliche Qualität: Der Raum wird durch große allseitig orientierte Gebäude gebildet. Diese stehen so zueinander, dass zwischen ihnen schmale Plätze und breite Begegnungszonen mit Aufenthaltsorten entstehen. Die quartiersbezogenen Straßenräume verbinden die Baukörper miteinander und werden durch sie umgelenkt. Sie verlaufen nie durchgängig durch das Gebiet. So entsteht ein zusammenhängender, öffentlicher Raum, der mäandrierend hindurchführt. Die Teilentsiegelung durch Gehölzpflanzungen zusammen mit Flächen für die Regenwasserspeicherung und wenn möglich Versickerung machen das Quartier klimaresilient. In die Leerstellen in diesem Gefüge platzieren wir mittelgroße, hybride, ebenfalls allseitige Körper, die die vorhandenen Nutzungen ergänzen. Die bestehenden lärmenden Nutzungen bleiben am Ort, sie werden durch unempfindliche Nutzungen abgeschirmt, so dass auch hier in der Nachbarschaft gewohnt werden kann. An einem der neuen allseitigen Körper wird die offene Halle aus dem Bestand integriert, unter der nun Sport gemacht werden kann. An der Leipziger Straße wird ein - entsprechend der Länge des vergangenen Villeroy & Boch Baus an dieser Stelle - hybrider Körper gesetzt, der sich zur grünen Mitte unterschiedlich öffnet.

3. Freie Mitte mit grünen Fingern nach draußen

Die freie Mitte ist ein großer waldartiger Park auf Basis der existierenden Ruderalflora. Die freie Mitte hat sich in die bestehenden Quartiere vergrößert, grüne Finger überformen die vormals versiegelten und unbegrünten Räume und verbinden die Räume mit der Nachbarschaft. Der formellere ehemalige Villengarten ist ein Teil des Quartiersparks, welcher eine grüne Verbindung zur Elbe herstellt. So entstehen neue hybride städtische Freiräume für Bewegung, Retention, Biodiversität und Aufenthalt - die Raumsysteme überlagern sich.

Unterschiedliche Kanten

Die Leipziger Straße wird als szenischer Raum verstanden - unterschiedliche Körper im Wechsel mit variierenden Freiräumen sprechen über die dahinterliegenden Typologien und damit über die Systeme. Von der Leipziger Straße führen grüne Begegnungszonen in maximal 20 m Breite ins Areal hinein. An diesen Eingängen sind große hybride Mobilityhubs platziert. Sie nehmen den motorisierten Individualverkehr auf. Das Quartier selbst ist Zufußgehenden und Radfahrenden vorbehalten, das Wohnen liegt nie weiter als 250 m entfernt von diesen öffentlichen Bauten.

Die Kante entlang der Bahn ist schmaler und besitzt drei strategische Verknüpfungen zur Neustadt. Die Flächen am Bahndamm bleiben sonst der Entwicklung des Biotopverbundes vorbehalten. Am Fuße entsteht ein linearer Grünraum mit einseitiger unterschiedlicher Programmierung.

Die Nord-Westliche Kante nimmt den von Norden kommenden Grünzug umlenkend auf. Hier wird ein fragiler Bestandsbau entfernt und die Nutzung in den neuen gemeinschaftlichen Gewerbehub umgesiedelt.

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