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https://www.dresden.de/de/stadtraum/zentrale-projekte/alter-leipziger-bahnhof/phase1/1112_Querfeldeins-Landschaft-I-Staedtebau-I-Architektur-GartGmbB.php 20.03.2024 11:10:07 Uhr 22.11.2024 02:00:43 Uhr

1112_Querfeldeins Landschaft I Städtebau I Architektur GartGmbB

In der ersten Phase des Wettbewerbs zum Alten Leipziger Bahnhof konnten sich alle Büros mit entsprechender beruflicher Qualifikation bewerben und einen ersten Entwurfsansatz zur konkreten Aufgabenstellung entwickeln. Insgesamt gingen 39 Entwürfe in die weitere Wertung ein – einen davon sehen Sie hier.

Zu sehen ist die Visualisierung eines möglichen Entwurfs (der Entwurf ging in die engere Wahl ein) des neuen Quartiers Alter Leipziger Bahnhof der Büros Querfeldeins Landschaft I Städtebau I Architektur GartGmbB.
Visualisierung eines möglichen Entwurfs des neuen Quartiers Alter Leipziger Bahnhof – der Entwurf ging in die engere Wahl ein

Beschreibung des Entwurfs

Bergung urbaner Schätze

Die Leitidee des Entwurfs für den Alten Leipziger Bahnhof in Dresden-Neustadt ist es, die vorhandenen vielschichtigen Charaktere des Ortes zu bewahren und herauszustellen. Im Wettbewerbsgebiet haben sich einzigartige Freirauminseln und angeeignete Räume entwickelt, die spezielle urbane Ausgleichsorte für viele Städterinnen und Städter bieten. Diese werden sensibel entwickelt und spannungsvoll in den neu entstehenden Stadtteil integriert. Gleichzeitig werden die kostbaren Flächen in zentraler Lage effizient und multifunktional genutzt und die Qualitäten des Areals für umliegende Nachbarschaften wie für die Stadtbevölkerung als Ganzes erschlossen.

Dreiklang

Auf eine klassische Konversion des Areals und die Überformung mit einem neuen homogen städtebaulichen Gefüge wird hier bewusst verzichtet. Stattdessen stehen die Ausformung und die Schärfung der freiräumlichen und bautypologischen Identitäten im Vordergrund. Dazu wird das Gebiet grundsätzlich in drei eigenständige Stadtfelder gegliedert, die durch einen zentralen, verzweigten Grünraum miteinander und mit dem Stadt-Landschaftsraum der Elbe vernetzt sind: das Areal Alter Leipziger Bahnhof, das Quartier um den alten Schlachthofdistrikt und das um den historischen Orangeriepark neu entwickelte Steingutviertel benannt nach einem ehemals hier befindlichen Fabrikkomplex.

Verbindender Identitätsraum

Durch den Zuschnitt der Quartiere werden die äußeren Kanten des neuen Parks ausschließlich von den markanten Schlachthofgebäuden im Norden und den langgestreckten Güterhallen im Südosten gebildet. Somit wird die Identität der Freiräume und dadurch die besondere Stimmung an diesem Ort maximal erhalten.
Begleitet von den mit öffentlichen Funktionen angereicherten historischen Gebäuden, verbinden die Ausläufer des Parks die markanten, vielgestaltigen Entrées des neuen Stadtteils untereinander und über die Leipziger Straße hinweg zu den Elbauen.

Park als ganzheitlicher Organismus

Der zentrale Grünraum dient nicht nur als die sprichwörtliche ‚Grüne Lunge‘, sondern bildet vielmehr ein komplexes System aus Lebensadern, Nervenbahnen und Organfunktionen, das die umliegenden Quartiere über ein funktional reiches und räumlich-gestalterisch ausdifferenziertes Netzwerk versorgt und integriert.
Ausgehend von dem mittig gelegenen, großzügig sich ausweitenden Steingutpark verläuft entlang des Schlachthofareals ein belebtes Sport- und Spielband, das um den neuen Event-HUB Leipziger Straße kulminiert und über die Beachvolleyballfelder und City-Beach bis zu einem neuen Badesteg in der Elbe führt. Entlang des Bahndamms dann ein Ort für den Rückzug: hier verläuft das bandartige Bahnbiotop für Ruderalhabitate. Der südliche Strang übernimmt und inszeniert die Funktionen des Regen- und Grauwassermanagements im Quartier, kombiniert mit Spielorten für die Kleinen. Die blau-grüne Freiraumsequenz schafft sich Raum und Stationen entlang eines bereits erkennbaren Pfades, der bis zur verwilderten Biberbucht an der Elbe führt. Weiter östlich, in und um den offenen Güterboden bleiben und entstehen Aneignungsorte für die Jugend zum Skaten, für Kampfsport, zum Sprayen, zum Organisieren von Demos oder einfach zum Abhängen. 

Preziosenweg und Stadtboulevard

Anstelle brachialer Achsenschläge vorangegangener Städtebauplanungen setzt der Entwurf auf den Ausbau inhärenter Qualitäten zur Herstellung qualitätvoller Verbindungen durch den neuen Stadtteil. Zum einen wird die bestehende Nord-Süd-Verbindung der Leipziger Straße als die zentrale Achse qualifiziert. Sie wird zu einem baumbestandenen, großstädtischen Boulevard gesäumt von Geschäften und Gastronomie und dicht bewohnt. Hierzu werden die straßenbegleitenden Großgehölze konsequent komplettiert, der Straßenquerschnitt und die Beläge einer Überarbeitung unterzogen und die Haltestellenbereiche aufgewertet.
Die zweite Verbindung parallel zum Elbraum – der Preziosenweg – trägt einen gänzlich anderen Charakter. Ausgehend vom Hansaplatz am Bahnhof Neustadt führt ein erlebnisreicher Weg über viele Ecken und Kanten durch die zentralen Räume der drei Quartiere (Verladehof, Orangeriepark, Kulturspange) hinweg zum Parkband Gehestraße sowie zum Alexander-Puschkin-Platz und zur Promenade am Neustädter Hafen.

Alter Leipziger Bahnhof

Anknüpfend an die Viaduktdurchgänge Ammonstraße einerseits und an den Hansaplatz Bahnhof Neustadt andererseits öffnet sich der Alte Leipziger Bahnhof zur Stadt und bietet Raum für Kunst, Kultur und urbane Interventionen. Im Vorbereich des historischen Empfangsgebäudes bieten gastronomische Angebote und kulturelle Anlaufstellen, wie der Gedenkort rund um die Geschichte des Alten Leipziger Bahnhofs, Kunstateliers und Ausstellungsräume einen neuen Treffpunkt in zentraler Lage. Die alten Gleisanlagen werden zu einem urbanen, mulifunktionalen Gleispark aktiviert, in dem gegärtnert wird, Kunsttreibende Räumlichkeiten zur kreativen Entfaltung finden und sich in einem Gedenkort auch mit den geschichtlichen Belastungen des Bahnhofs befasst werden kann. Im alten Verladehof zwischen den geschwungenen Güterschuppen wird künftig Markt gehalten. Dazu wird die nötige technische Infrastruktur unter Beibehaltung des historischen Pflasters ergänzt. Den Raum überspannt ein Lichtnetz, das an den Enden des Hofs, also den Eingängen, an signalisierende Leuchtpylone geknüpft ist. Die Hallen werden durch kleinteilige Strukturen aus Studios, Ateliers und Gewerbe-, Konsum- sowie Gastronomieeinheiten bespielt. Durch Öffnung der Bahnbögen und ein neues Wegenetz in Querrichtung wird das Gebiet durchlässig und das bunte Treiben der Dresdner Neustadt kann in das historische Ensemble strömen. An den stadt- und parkseitigen Entrées des Areals wird die Form der alten Gleisharfe durch präzise Baukörpersetzungen arrondiert. Behutsam komponierte Hochpunkte bilden Gegenpole zu den weitläufigen liegenden Formen der Bahnhofshallen und ergänzen deren einzigartigen Charakter zu einem spannungsvollen Gesamtbild, ohne diese zu überformen.

Steingutviertel

Um den denkmalgeschützten Orangeriepark wird ein kompaktes und grünes Wohnviertel in Blockbebauung entwickelt. Die bereits errichteten Wohnquartiere der ‚Hafencity‘ werden selbstverständlich in das neue Quartier integriert und binden es gleichwohl an den Elbraum. Untereinander, zum Orangeriepark und zu den umliegenden Freiräumen sind die Blocks durch zweigeschossige Bogenöffnungen miteinander verbunden wodurch an diesem zentralen Wohnort eine komplexe Vernetzung und eine ganz spezielle räumliche Stimmung entsteht. Das Quartier wird über Shared Space entlang der ‚Orangeriegasse‘ mit zentralen TG-Zufahrten erschlossen und setzt auf Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmenden.
Den Zielen der städtischen Masterplanung folgend, wird der Orangeriepark bewusst nicht mit dem neuen zentralen Park verbunden und dadurch mit diesem zu einem grünen Brei verrührt, sondern sein vornehmer, auch räumlich erhabener Charakter samt der imposanten Parkbäume aus dem Dornröschenschlaf gehoben. Der Orangeriepavillon und die Einfriedungen werden denkmalgerecht restauriert. Im Inneren können Orte der Gartenkunst (wieder)erstehen. Um das gesicherte Schornsteinfragment im Osten am Blau-Grünen Band entsteht ein Matschspielplatz. Im Steingut-Park wird die Stimmung des hier entstandenen Pioniergrüns erhalten und geschärft. Intensiv genutzte Bereiche (Lichtungen mit Konzertwiese, Spielwiese, Spielmöglichkeiten an den Rändern) wechseln sich mit extensiv belassenen Flächen (Ruderalvegetation, Bahn- Biotope, Großgehölze) ab.

Schlachthofareal

Die Eventspange mit dem alten Schlachthof wird im öffentlichen Raum freiraumplanerisch aufgewertet und erhält mit dem Event-HUB eine neue prominente Adresse direkt an der Leipziger Straße. Die Sondernutzungen des alten Schlachthofs werden erhalten und mit Spiel, Sport und gastronomischen Angeboten ergänzt. Den Übergang zu den gründerzeitlichen Blockstrukturen Pieschens schafft eine integrative Wohnbebauung am Alexander-Puschkin-Platz mit großen durchgrünten Wohnhöfen. Im nördlichsten Teil des Areals werden die großen Strukturen des Bestands und der Umgebung aufgegriffen und daraus ein charakterstarkes Konglomerat aus Gewerbe, Handwerk, Versorgung und Freizeitaktivitäten gebildet. Auch kann hier großflächiger Einzelhandel in Hybridnutzung mit Büro und urbaner Produktion Platz finden. Das Gebäude des Mega-Fleischmarkts kann mittelfristig aufgestockt und die Dachflächen für solare Energiegewinnung genutzt werden. Daneben wird in einer großen Quartiersgarage der frequenzreiche ruhende Verkehr konzentriert und so die Möglichkeit geschaffen die motorisierte Mobilität im Quartier zu minimieren und im Shared-Space bei Erhalt der historischen Beläge zu organisieren.

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