Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/archiv/outsider1.php 10.11.2020 16:52:58 Uhr 02.11.2024 15:14:58 Uhr |
Einzigartig – Eigenartig
5. August bis 30. Oktober 2020
Mit dieser Ausstellung startete die Jahresreihe „Outsiderkunst“ des Ateliers FARBIG. Unter dem Titel „Einzigartig – Eigenartig“ stellten sich 22 unterschiedlich geistig behinderte Künstlerinnen und Künstler mit ihren ebenso unterschiedlichen Werken vor. Jeder von ihnen schlägt seine ganz eigene Saite an – mal laute, mal leise Töne; mal zurückhaltend, mal kraftvoll; mal gradlinig, mal verspielt. Pastellkreiden klingen anders als harte Bleistiftminen, große Farbflächen anders als Linien, gerade Striche anders als geschwungene.
Zu sehen waren Arbeiten von Sylvia Bauch, Udo Eichmann, Berit Fuchs, Dirk Helbig, Doreen Hofmann, Richard Lehmann, Klaus Lehnert, Britta Mende, Erich Mejert, Thomas Müller, Katja Paetzold, Thomas Passenheim, Karl-Heinz OTTO Pinkert, Ronny Pitzius, Peter Prell, Angelika Schanz, Annegret Schnabel, Elke Scholz, Kerstin Scholz, Ines Starke, Ilka Vogel und Astrid Zimmermann.
Alle Künstlerinnen und Künstler waren in der Ausstellung auch fotografisch präsent, sie wurden von Alexander Schreiber & Peter Christian Lange porträtiert. In der Ausstellung stand auch ein bunt gestalteter Kunstautomat, gefüllt mit Originalen der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler: Kunstüberraschungen in einer kleinen Schachtel, die Zeichnungen, Drucke, Objekte oder Texte enthalten konnte.
Hintergrund:
Dass heute die Bilder von geistig behinderten Künstlerinnen und Künstlern unvoreingenommen als Kunst betrachtet werden können, ist (noch) nicht selbstverständlich. Dabei sind etablierte Kunst und Außenseiterkunst zwei Ufer desselben Flusses. Die Ausstellungsreihe "Outsiderkunst" versucht, eine Brücke zwischen diesen Ufern zu bauen.
Vor diesem Hintergrund ist auch Folgendes interessant und zum Nachdenken anregend: Am 23. September 1933 wurde im Lichthof des Neuen Rathauses die Ausstellung „Spiegelbilder des Verfalls in der Kunst“ eröffnet, in der 42 Ölgemälde, 10 Skulpturen, 43 Aquarelle und 112 Grafiken aus dem Besitz des Stadtmuseums gezeigt wurden. Diese frühe Femeschau war einer der Vorläufer der bekannteren Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ von 1937. Die hohen Summen, die der Direktor des Stadtmuseums zu Inflationszeiten für die Kunstwerke gezahlt hatte, sollten nicht zuletzt die Verschwendung der demokratischen Stadtverwaltung belegen. Im Nationalsozialismus gehörten Bilder zur Inszenierung der Selektion. Moderne Kunst wurde als „geisteskrank“ denunziert – im Rückgriff auf die Geringschätzung psychisch Kranker und geistig Behinderter. Heute ist „Entartete Kunst“ in ihrer kunsthistorischen Bedeutung längst rehabilitiert. Trotzdem bedurfte es noch eines jahrzehntelangen Bemühens, bis auch die Kunst von geistig behinderten Menschen volle künstlerische Anerkennung gefunden hatte. Die künstlerischen Äußerungen von gesellschaftlichen Außenseitern brachte viele verschiedene Begriffe hervor: „Art Brut“, „zustandsgebundene Kunst“, „psychopathologische Kunst“, „Kunst jenseits der Kunst“, „Outsiderkunst“. Das Atelier FARBIG hatte sich für die Ausstellungsreihe im Neuen Rathaus für letzteren Begriff entschieden.
Das Atelier FARBIG
ist eine Arbeitsgruppe von aktuell 13 Künstlerinnen und Künstlern der Inpuncto Werkstätten des Lebenshilfe Dresden e. V., die von Montag bis Freitag im Atelier FARBIG arbeiten, ihren bildnerischen Ideen Gestalt verleihen und ihre Fähigkeiten weiterentwickeln. Ein Team des Ateliers FARBIG begleitet und unterstützt die Kunstschaffenden. Verwaltet werden auch Nachlässe von Ausgeschiedenen und Verstorbenen. Das Atelier FARBIG befindet sich in der 3. Etage der Meißner Straße 43 in Radebeul. Es ist montags bis freitags von 8 bis 15 Uhr erreichbar, Ansprechpartnerin ist Bettina Lau-Lange: Telefon (03 51) 65 56 34 50, E-Mail: atelier-farbig@lebenshilfe-dresden.de, mehr Informationen unter www.Lebenshilfe-Dresden.de