EFRE-Gebiet „Dresden Nordwest“

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Demografische Situation

Im Programmgebiet leben rund 14.710 Einwohner (Stand 2013). Seit dem Jahr 2000 nimmt die Bewohnerschaft stetig zu und es wird ein weiterhin starkes Bevölkerungswachstum prognostiziert.

Die Verteilung der Altersgruppen ist günstiger als im gesamtstädtischen Durchschnitt, vor allem durch den Zuzug junger Familien. Der Anteil an Personen über 64 Jahren ist deutlich geringer als in der Gesamtstadt.

Kurzcharakteristik:

• anhaltend starkes Bevölkerungswachstum
• vorwiegend jüngere Menschen im Gebiet
• geringe Differenz bei der Verteilung von Männern und Frauen in der lokalen Bevölkerung

Städtebauliche Situation

Die ursprünglichen Strukturen des Gebietes – die Dörfer Neudorf, Pieschen und Trachau – sind heute kaum mehr erkennbar. Während der Industrialisierung entstanden zahlreiche Fabriken, Verkehrsinfrastrukturen und Arbeiterviertel, sodass die Dorfkerne zusammenwuchsen. Die Blockrandbebauungen charakterisieren bis heute das Gebiet, die allerdings durch Lückenschließungen und Neubauten nach 1990 ergänzt wurden.

Es dominiert die Wohnnutzung, insbesondere in Pieschen-Süd, im Umfeld des Trachenberger Platzes und in Trachau. In den vergangenen Jahren wurde eine sehr positive Entwicklung bezüglich des Leerstandes der Wohnungen beobachtet. Die Leerstandsquote verringerte sich von ca. 35 % im Jahr 1999 auf 8,3 % in 2013.

Die Wohnnutzungen werden vielfach ergänzt durch Gemeinbedarfseinrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Arztpraxen und weitere. Insbesondere an den Hauptstraßen im Wohngebiet sowie an größeren Erschließungsstraßen befinden sich Mischnutzungen, die sich aus Wohngebäuden mit Gewerbe und Dienstleistungen im Erdgeschoss zusammensetzen. Größere Gewerbeagglomerationen liegen rund um den Standort der alten Mälzerei im Norden des Programmgebietes sowie am Alten Schlachthof.

Verkehrstechnisch ist das Gebiet sehr gut durch Hauptverkehrsstraßen und öffentlichen Nahverkehr erschlossen. Jedoch entstehen durch das hohe Verkehrsaufkommen auf diesen Trassen auch starke Lärm- und Luftschadstoffemissionen. Freiflächen existieren vorwiegend in Form von Brachflächen, welche sich an der Elbe und rund um die Bahntrassen konzentrieren. Teilweise werden die bestehenden Brachflä­chen genutzt, z.B. als Parkplatz, Ver­anstaltungs- oder Freizeitfläche.

Grünflächen sind vor allem als eher kleinflächige begrünte Hinterhöfe ausgebildet. Vereinzelt gibt es größere Flächen wie die Hufewiesen und zwei Kleingartenanlagen. Fehlende Frischluftschneisen innerhalb des Programmgebietes sowie fehlende Grünflächen verstärken die Belastung für das Stadtteilklima zusätzlich.

Obwohl das Programmgebiet sehr gute ÖPNV-An­bindungen aufweist, dominieren PKW das Erschei­nungsbild und es besteht eine hohe Konkurrenz um Parkflächen. Das prognostizierte Bevölke­rungswachstum könnte dieses Problem noch verschärfen. Um den damit verbundenen Emissionen vor­zubeugen, ist ein attraktives Angebot an alternati­ven, umweltfreundlichen Verkehrsmitteln zu schaffen. Dazu zählt der ÖPNV, der Radverkehr, Bike- und Car­sharing, sowie die Elektromobilität und eine Stadtent­wicklung, die sich am Maßstab des Fußgängers ori­entiert.

Kurzcharakteristik:

• vorwiegend Strukturen aus der Gründerzeit
• dominierende Mischnutzung mit Gewerbe im Erd­geschoss
• hoher Versiegelungsgrad
• Rückgang des Wohnungsleerstandes, hoher Gewerbeleerstand
• starke Prägung durch die Nutzung des PKW

soziale Situation

Wenngleich die Bevölkerungsentwicklung in absoluten Zahlen eine positive Entwicklung nahm, so ist die soziale Situation im Vergleich zur Gesamtstadt weniger positiv. In wenigen Stichpunkten stellt sich die Situation wie folgt dar: 

• deutlich erhöhter Anteil an SGB II-Empfängern und Arbeitslosen
• doppelt so hoher Anteil an jugendlichen Arbeitslo­sen wie in Gesamtstadt
• zu wenig Angebote zur Integration von Migranten und Asylsuchende
• ausreichend Bildungseinrichtungen sowie sozio­kulturelle Einrichtungen, jedoch z.T. mit erheblichen baulichen De­fiziten
• nur eine „befriedigende“ Wahrnehmung der Sicher­heit im Programmgebiet

wirtschaftliche Situation

War „Dresden Nordwest“ im 19. Jahrhundert ein stark industriell geprägtes Gebiet mit Fabriken und Gewerbeunternehmen, so wird es heute durch Handels- und Dienstleistungseinrichtun­gen dominiert.

Die bis heute bestehenden Industriegebäude zeugen vom industriellen Aufschwung des Stadtteils um 1900. Sie be­finden sich entweder als Einzelstandorte inmitten von Wohnbauten oder abseits der Wohnbebauung, wie etwa der „Alte Schlachthof“ an der Leipziger Straße und die alte Mälzerei im Norden. Zahlreiche dieser Industriegebäude sind heute jedoch brachgefallen bzw. wurden bereits ab­gerissen. Bei Ortsbegehungen im Gebiet wurde ein erhöhter Leerstand bei Gewerbeeinrichtungen festgestellt.

Einige Anlagen konnten nach 1990 reaktiviert werden. So entstanden in den ehemaligen Eschebach Werken an der Riesaer Straße Büros und nicht störende Gewerbe­einheiten. Die ehemalige Mälzerei an der Heidestra­ße wurde zu einem Einkaufszentrum umgebaut und die einstigen Gebäude des Rüstungsunternehmens Goehle an der Riesaer Straße werden gegenwärtig zu einem Zentrum für Kunst und Kultur ausgebaut. Weiterhin wurden an der Leipziger Straße, der Tra­chenberger Straße oder auch an der Großenhainer Straße großflächige Einkaufsmöglichkeiten geschaf­fen.

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Kurzcharakteristik:

• kleinteilige Gewerbeeinheiten, welche sich vorwie­gend als Ladenzone im Erdgeschoss befinden
• das Elbcenter, das Umfeld der alten Mälzerei und die Oschatzer Straße bilden die zentralen Gewer­be- und Einzelhandelsstandorte im Gebiet
• hoher Leerstand bzw. Fluktuation bzgl. des Gewer­bes im Gebiet 

Umwelt

In der EFRE-Periode 2014-2020 haben umweltbezogene Maßnahmen einen hohen Stellenwert. Im Gebiet Dresden Nordwest gibt es zahlreiche Ansatzpunkte, um die ökologische und energetische Situation zu verbessern

Kurzcharakteristik:

• bisher nur unzureichende energetische Sanierung im Gebiet
• Wärmeversorgung erfolgt überwiegend mit Erdgas
• Gebiet ist aufgrund fehlender Grünflächen/Frischluftschneisen und ei­nes hohen Versiegelungsgrades anfällig für die ne­gativen Auswirkungen von Klimaänderungen
• Ein hoher Grünanteil ist lediglich für das nordwestliche Teilgebiet gegeben (Hufewiesen und Kleingärten)
• hoher Anteil von Brachflächen beeinträchtigt das Wohnumfeld und das Klima im Stadtteil
• hohe Emissionen aufgrund wichtiger Pendlerstre­cken im Gebiet 

Der aus dieser Analyse entstehende Handlungsbedarf für die Verbesserung der Lebensbedingungen im Gebiet Dresden-Nordwest ist maßgeblich für die nachfolgende Entwicklungsstrategie. Mit geeigneten Maßnahmen soll den Schwächen des Gebietes entgegengewirkt und die städtebauliche, soziale und wirtschaftliche Stabilisierung des Gebietes erreicht werden.

Die gewachsenen Strukturen des Programmgebietes weisen erhebliche städtebauliche Defizite auf. Die Gebietsuntersuchung hat gezeigt, dass fortwährend ein hoher Handlungsdruck im Programmgebiet besteht. Vor allem der Mangel an nutzbaren Freiräumen bzw. qualitativ hochwertigen Aufenthaltsflächen und der hohe Anteil an Brachflächen wirken sich negativ auf das Wohn- und Arbeitsumfeld aus. Hinzu kommen die wenig umwelt- und klimafreundlichen Gebäudestandards und Mobilitätsformen, die die Umweltfaktoren im kleinteiligen Umfeld wie auch im größeren Zusammenhang negativ beeinflussen. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, im EFRE-Gebiet Dresden Nordwest in der Förderperiode 2014 bis 2020 wichtige Entwicklungsimpulse - insbesondere für den Klimaschutz - zu setzen.

Das übergeordnete Ziel für das ausgewählte Gebiet ist die Verbesserung der Lebensbedingungen, indem sich die städtebaulichen, ökonomischen, ökologischen und sozialen Bedingungen verbessern.

Ausgehend von den Zielen der gesamtstädtischen Pla­nungen sowie den Fachplanungen für das Programm­gebiet Dresden Nordwest, den untersuchten Po­tenzialen und noch bestehenden Defiziten wird eine Umsetzungsstrategie mit folgenden Zielen in den Fokus der Stadtteilentwicklung „Dresden-Nordwest“ bis 2020 gerückt:

• Verbesserung der energetischen Bilanz im Gebiet durch Ausbau umweltfreundlicher Energie und Un­terstützung von Sanierungsmaßnahmen
• Verbesserung der Verkehrssituation zugunsten umweltfreundlicher Mobilitätsformen
• Nachhaltige Nutzung von Ressourcen und Ausbau des Grünflächenanteils im Gebiet
• För­derung des Freizeitangebotes und der Kultur- und Kreativwirtschaft im Programmgebiet
• Stärkung der lokalen Wirtschaft und Stadtteilzen­tren
• Anpassung der Infrastruktur an Bedarfsänderun­gen
• Stärkung der Kommunikation in der Bewohner­schaft des Programmgebietes durch die Realisie­rung neuer Treffpunkte und Angebote

Die zahlreichen Maßnahmen, die geeignet sind, die Gebietssituation zu verbessern, werden in thematische Handlungsfelder eingeordnet.

Diese Handlungsfelder orientieren sich an der Richtlinie Nachhaltige Stadtentwicklung EFRE 2014 – 2020:

Handlungsfeld 1: Energieeffizienz

Den Maßnahmen in diesem Handlungsfeld mit dem Ziel der CO₂-Reduzierung wird im städtischen Raum insbesondere aufgrund der räumlichen Konzentration von Gebäuden und Energieinfrastrukturen ein erhebliches Potenzial zugeschrieben, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Die mit Energieeffizienzmaßnahmen einhergehende signifikante Reduzierung von CO₂-Emissionen führt in Stadtquartieren regelmäßig zur Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingungen.

Schlüsselmaßnahme wird hier die Dükerung der Elbe und die Realisierung einer Fernwärmeanbindung nach Pieschen, u.a. zur Anbindung des neuen Schulstandortes an der Gehestraße, sein.

Handlungsfeld 2: Umwelt

In diesem Handlungsfeld werden zweierlei Maßnahmen platziert. Einerseits dienen sie der Verbesserung des kulturtouristischen Angebotes im Stadtquartier. Damit werden bestehende kulturelle Einrichtungen attraktiver gestaltet und das touristische Potenzial des Quartiers erhöht. Im Gebiet Dresden Nordwest wird keine Maßnahme in diesem Handlungsfeld umgesetzt.

Andererseits dienen die Maßnahmen dem Erhalt und dem Schutz der Umwelt. Der ökologische Aspekt ist im Rahmen der nachhaltigen Stadtentwicklung von besonderer Bedeutung. Insbesondere durch Revitalisierung brach gefallener Areale können öffentlich nutzbare Freiflächen gestaltet werden. 

Handlungsfeld 3: Qualifizierte Armutsbekämpfung

Die Maßnahmen in diesem Handlungsfeld haben zum Ziel, die soziale Inklusion zu fördern sowie Armut und jegliche Form der Diskriminierung zu bekämpfen. Soziale Probleme innerhalb der Bewohnerschaft eines Stadtviertels gehen oftmals mit schlechten Bildungs- und Zukunftschancen der Jugend, einer schwachen lokalen Wirtschaft und einem negativen Wohnumfeld einher. Diese Strukturen sollen im Projektgebiet durchbrochen werden. Die wirtschaftliche und soziale Belebung und die Unterstützung von Sanierungen stehen im Fokus der Maßnahmen. Auch die barrierefreie Gestaltung des öffentlichen Raumes zählt dazu. 

Handlungsfeld 4: Begleitende Maßnahmen

Die begleitenden Maßnahmen sind nicht-investive Maßnahmen und dienen der Vorbereitung, Durchführung und Begleitung des Handlungskonzeptes und der zugehörigen Einzelmaßnahmen.

Von Bedeutung für die Entwicklung des Stadtteils ist die aktive Beteiligung der ansässigen Bewohnerinnen, Bewohner und Beschäftigten. Bei verschiedenen Planungen zu Förderprojekten werden Bürger und Interessenten frühzeitig einbezogen und können auf diese Weise das Vorhaben maßgeblich beeinflussen. Damit erhöht sich auch die Identifikation mit dem Stadtteil.

Folgende Gruppen sollen insbesondere beteiligt werden:

• Bewohnerinnen und Bewohner
• Eigentümerinnen und Eigentümer von Grundstücken und Häusern
• Gewerbetreibende, Geschäftsinhaberinnen und –inhaber
• Vereine, Initiativen und andere Gruppen
• Kirchen, soziale und kulturelle Einrichtungen
• Weitere betroffene Trägerinnen, Träger und Akteurinnen und Akteure

Es sollen verschiedene Partizipationsmöglichkeiten wie die direkte Beteiligung an Planungen oder die Teilnahme an Projekten und Workshops angeboten werden.

Neben den klassischen Informations- und Beteiligungsmedien (Einbeziehung der lokalen Medien, Erstellung von Faltblättern, Broschüren, Internetseite) sollen Workshops und Projektwerkstätten diese komplettieren. Außerdem sind Kooperationen mit Schulen, Hochschulen, Universitäten und anderen Einrichtungen geplant.