Wie akribisch in feinster Handarbeit der köstliche Maniok, aber auch Amarant, Zwiebeln, Spinat und Bananen angebaut werden, wird beim Besuch mehrerer urbaner Gärten deutlich. Hier engagieren sich auf stadteigenen Flächen lokale Genossenschaften, um den Anbau von Obst und Gemüse anzukurbeln, so dass lokale Produkte den Weg auf die städtischen Märkte finden. Viel zu wenig für die 2,5 Mio. Einwohner: Der Großteil der Nahrungsmittel wird nach wie vor aus Frankreich importiert oder Händler kommen vom Nachbarland (der Demokratischen Republik Kongo) über den großen Fluss, um ihre Produkte zu verkaufen.
Um die Situation zu ändern, verfolgt die Stadt Brazzaville ein ambitioniertes Projekt. Die ca. 180 km² große Insel M'Bamou, die mitten zwischen den beiden Hauptstädten Kinshasa und Brazzaville im Fluss Kongo liegt, soll fit für die Landwirtschaft gemacht werden. Hier soll die „Versorgungskammer“ Brazzavilles entstehen, die Stadt unabhängiger von Importen machen und die Preise für Lebensmittel niedrig halten. Jedoch gibt es keine Stromversorgung, quasi keine Infrastruktur, dafür viel Fläche und engagierte Bäuerinnen und Bauern. Auf schmalen Trampelpfaden bewegt sich die Delegation durch die meterhohen Gräser der Feuchtlandschaft, vorbei an verstreuten Maniok-, Salat-, Gurken- und Amarantfeldern und hat schon die Bilder von Planierraupen und Rodung vor den Augen, die diese Idylle hier wohlmöglich bald zerstören könnten. Doch zunächst scheint sich die Vermutung nicht zu bewahrheiten. Mit Unterstützung der Dorfältesten und der hier ansässigen Bevölkerung soll eine Modellfläche für die Landwirtschaft nachhaltig erschlossen werden, die Natur soll dabei geschützt werden. Auf der Fläche, die sich im städtischen Eigentum befindet, soll ökologische Landwirtschaft betrieben werden, eng begleitet von Bildungsangeboten und Beschäftigungsperspektiven, vorrangig für die jungen Frauen aus dem Insel-Dorf Kitenge in welchem die Delegation zu Gast ist.
Die Bewohner des Dorfes sind sehr aufgeschlossen und motiviert. Viel soll auf der Insel passieren, viel soll durch die Bildungsarbeit der Jugend geschehen, den Kindern eine Perspektive gegeben werden. Ein immenses Vorhaben, dass bei guter Umsetzung eine enorme Bereicherung für die Bevölkerung darstellen kann und welches auch die Dresdner Delegation beeindruckt. Unterstützen sollen die Dresdner unter anderem dabei, das Know-How für die Nutzung regenerativer Energien zu übermitteln. Das Thema Agri-PV ist in Deutschland auf Vormarsch. Auf der Insel M’Bamou gilt es, die Nutzung der Sonnenenergie von Anfang an mitzudenken. Denn ein Stromnetz bis hierher gibt es nicht.
Als Dank für den Besuch wird die Dresdner Delegation und die Begleiter aus der kongolesischen Politik sowie Verwaltung mit zwei riesigen Stauden Kochbananen, einem Berg von Maniokblattwerk, Avocados, Zitronen, Gewürzen und zwei Kanistern Palmwein beschenkt.