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Tag des offenen Denkmals® 2022

KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz

Sie waren eingeladen, sich am Sonntag, 11. September 2022 auf Spurensuche zu begeben und Geschichte und Geschichten am Denkmal zu ermitteln.

Denkmale sind Zeugen vergangener Geschichten ihrer Bewohner und Erbauer. Ihre Bausubstanz steckt voller Beweismittel. Historische Narben, Ergänzungen und Weiterentwicklungen erzählen viel über ein Bauwerk und seine Bewohner. Das Denkmal selbst kann zum Opfer werden. Der Tag des offenen Denkmals 2022 ging der Frage nach, welche Erkenntnisse und Beweise sich durch die Begutachtung der originalen Denkmalsubstanz gewinnen lassen. Welche Spuren hat menschliches Handeln über die Jahrhunderte hinweg und viele Zeitschichten hindurch hinterlassen? Welche „Taten“ wurden im und am Bau verübt? Und welche Schlüsse zieht die Denkmalpflege daraus?

In Dresden widmete sich 2022 ein eigener Programmteil den Spuren, die der Architekt und Stadtbaurat Hans Erlwein (1872-1914) in unserer Heimatstadt hinterlassen hat.

In seiner fast zehnjährigen Tätigkeit in Dresden zeigt sich seine Leistung als Stadtbaurat in den Bauwerken anderer, in Wettbewerbsentscheidungen und in den Maßstäben, die seine eigenen Bauten setzten. Stets war er darauf bedacht, dass sie speziell für den Ort geplant waren. Wenn auch viele seiner Werke „aus dem idealen Stadtbild von Klein- und Mittelstädten entsprangen, war er doch für Dresden der Initiator von zeitgemäßen städtebaulichen und künstlerischen Entwicklungen und funktionalen Lösungen, wie sie für eine Großstadt unverzichtbar waren.“

Auch wenn viele Bauten von Hans Erlwein im Zweiten Weltkrieg unwiederbringlich zerstört wurden, gibt es noch heute zahlreiche, unter Denkmalschutz stehende Zeugnisse seines Wirkens in Dresden.

Wappen des Architekten Hans Erlwein. Terrakotta an der Südostseite des Erlweinspeichers

Rückblick auf den Tag des offenen Denkmals® 2022

nahezu 20.000 Besucherinnen und Besucher vor Ort und online
75 Denkmale
13 denkmalübergreifende Führungen oder Radtouren
Sonderprogramm - Hans Erlwein in Dresden
Archäologischer Marktplatz des Sächsischen Landesamtes für Archäologie
Demonstrationen von Restauratoren, Archäologen, (Kunst-)Handwerkern
10 digitale Präsentationen
16 digitale Programmerweiterungen
Führungen, Ausstellungen, Konzerte, Lesungen, Vorträge, Gesprächsrunden, Filme, Spiele
zahlreiche begleitende Angebote für Familien

Viele Engagierte und fleißige Helfer trugen zum Erfolg bei. Ihnen gilt unser Dank!

Besucher in einem der sanierten Alttrachauer Höfe: Feldstein-Pflasterung, links und rechts Gebäude teilweise mit Fachwerk

Auf dem ehemaligen Adam-Hof in Alttrachau, Gespräch von Besuchern mit dem Eigentümer vor der Scheune, historisches Feld- und Gartengerät ist ausgestellt

Besucher beim Betrachten einer Fotogalerie zur Sanierung eines historischen Zweiseithofes in Alttrachau. Im Hintergrund ausgebaute Scheune.

Guided Tour durch Pieschen auf Erlweins Spuren. Areal des ehemaligen Obdachlosenasyls Altpieschen.

Besucher beim Betrachten der Ausstellung "Bewahren?! Mosaiken und keramische Wandflächen in der Denkmalpflege" im Kunstfoyer des Kulturrathauses

Gedenkstätte Bautzner Straße. Besucherinnen und Besucher im Gefängnistrakt.

Gedenkstätte Bautzner Straße. Gefängnistrakt mit geöffneter Zellentür.

Gedenkstätte Bautzner Straße. Besucherinnen und Besucher erkunden die ehemaligen Zellen.

Sanierter Raum im Lingnerschloss mit Kronleuchtern, Sternendecke, Gemälden, Flügel und interessierten Gästen

Im Kinosaal des Lingnerschlosses werden DEFA-Trickfilme gezeigt.

Besucherin beim Fotografieren auf der Turmterrasse des Lingnerschlosses mit Blick über die Elbe Richtung Waldschlösschenbrücke und Neustadt

Archäologischer Marktplatz des Sächsischen Landesamtes für Archäologie in Prohlis. Im Vordergrund freigelegte Grundmauern des ehemaligen Prohliser Schlosses.

Auf dem Archäologischen Marktplatz zum Tag des offenen Denkmals 2022 in Dresden-Prohlis. Besucher unterschiedlichen Alters setzen Scherben eines Gefäßes zusammen.

Archäologischer Marktplatz des Sächsischen Landesamtes für Archäologie in Prohlis.

Archäologischer Marktplatz des Sächsischen Landesamtes für Archäologie in Prohlis. Besucher üben sich im Beschriften von Grabungsfunden.

Archäologischer Marktplatz des Sächsischen Landesamtes für Archäologie in Prohlis. Der Experimental-Archäologe Mario Sempf demonstriert einer Familie historische Handwerkstechniken.

Nachbildung eines historischen Zeltes sowie eines Armisten aus der Zeit des Napoleonischen Krieges 1813 am Moreaudenkmal

Ehrenamtler Christian Girbig erläutert Besuchern das Moreaudenkmal

Der Förderverein Lukaskirche e. V. erläutert Besuchern seine Projekte

Beim Erklimmen der Treppen zur Empore der Lukaskirche

Innenraum der Lukaskirche, Blick zur Orgel

An der Zionskirchruine (Lapidarium) wird eine Ausstellung zur Geschichte der Zionskirche gezeigt.

Ehrenamtlich Beauftragte für Denkmalpflege im Gespräch mit Besuchern des Lapidariums in der Zionskirchruine

Reges Treiben im Kraftwerk Mitte - Spielemarkt des tjg

Programm am 11. September 2022

Programm im Stadtplan

Alle Denkmale finden Sie mit Informationen zum Denkmal und zum Programm im Themenstadtplan.
Download Programmheft (*.pdf, 9 MB)
Bitte beachten Sie folgende Änderungen:
- Der BioBahnhof Klotzsche lädt von 10 bis 16.30 Uhr ein: Führungen, Mitmachangebote.
- In der Gedenkstätte Bautzner Straße entfällt der Programmpunkt "Die Stasi feiert ..."
- Die Führung im Görges-Bau der Technischen Universität dauert zwei Stunden.
- Zur Anmeldung für die Führungen im Großen Garten und im Schlosspark Pillnitz nutzen Sie bitte die Telefonnummer 0351 - 2 61 32 50.
- Die Kirchen Unkersdorf und Leubnitz-Neuostra sind auch dabei.
- Die Führung auf Erlweins Spuren in Löbtau endet nicht am Pestalozziplatz sondern an der Kesselsdorfer Straße.
- Die Lukaskirche bietet zusätzlich 13, 14 und 15 Uhr Kirchturmführungen an.
- Das Ortskuratorium der Deutschen Stiftung Denkmalschutz ist in diesem Jahr mit einem Informationsstand am Lingnerschloss dabei.
- Die Pastor-Roller-Kirche Lausa ist von 14 bis 17 Uhr mit Führungen geöffnet. Anschließend Konzert.
- Waldschänke Hellerau: Nur 14 bis 18 Uhr geöffnet! In Abänderung des gedruckten Programms wird eine Ausstellung der anwesenden Künstlerin Carla Weckeßer gezeigt. Bei Kaffee und Kuchen erfahren Sie mehr über Zerfall und Wiederaufbau des historischen Gebäudes. Von 14.30 bis 17.30 Uhr bietet der Freie Musikverein Paukenschlag e. V. Klein und Groß die Möglichkeit, Instrumente auszuprobieren.
- Bei einem Besuch der Zwingerbauhütte (Kleine Packhofstraße 2) können Sie von 10 bis 14 Uhr in der Schauwerkstatt die Steinbildhauer, Steinmetze und Restauratoren erleben.

Einladung

Liebe Dresdnerinnen und Dresdner,

liebe Gäste unserer Stadt,

wie jedes Jahr am zweiten Sonntag im September sind Sie auch 2022 herzlich eingeladen zum Tag des offenen Denkmals^®. Unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ erwartet Sie ein vielfältiges analoges wie digitales Programm rund um den reichen Denkmalbestand Dresdens.

In Kulturdenkmalen finden wir oft einen wahren Schatz an Informationen über ihre Entstehungszeit, aber auch über ihr oft wechselvolles Schicksal. Sich ändernde Nutzungen oder Eigentumsverhältnisse schlagen sich in ihrem Bestand ebenso nieder wie der Wandel des ästhetischen Geschmacks, der handwerklichen Fertigung oder der Materialentwicklung. Der Denkmalpfleger hat mit zu beurteilen, ob diese Schichtungen und Spuren unterschiedlicher Zeiten alle schützenswert sind, und es ist ihm stets ein professionelles Bedürfnis, durch Erhaltung dieser Spuren und ihrer Ablesbarkeit die historische Tiefe und das erzählerische Potential des Denkmals zu bewahren. Erst die Erzählung dessen, was dem Denkmal inhärent ist, rundet seine Aura ab und unterscheidet es von Plagiaten, Kopien oder Rekonstruktionen.

Denkmale sind also materielle Dokumente ihrer eigenen Geschichte. Sie verweisen darüber hinaus jedoch natürlich auch auf größere Zusammenhänge: auf zeitgeschichtliche, politische, wissenschaftliche und kulturelle Besonderheiten im Laufe ihres Gangs durch die Zeit. Sie werden damit selbst zu einer Spur, besitzen repräsentatives, über sie selbst hinausweisendes Erzählpotenzial.

Wir laden Sie herzlich ein, diesen unterschiedlichsten Formen nachzuspüren: den steinzeitlichen Spuren Dresdner Ur- und Frühgeschichte auf dem ARCHAEO-Pfad; den Zeitschichten, die sich dem Vorwerk Nickern ablesbar in die Bausubstanz eingegraben haben; den zahlreichen Spuren, die Stadtbaurat Hans Erlwein Anfang des 20. Jahrhunderts in vielen Bauten dem Dresdner Stadtbild eingeschrieben hat; den Originalbausteinen, die den rekonstruierten Bürgerhäusern rings um den Neumarkt fast reliquienartig eingefügt wurden; der Vielfalt der Stadt-, Geistes-, Kultur- und politischen Geschichte, die auf den Friedhöfen unserer Stadt in Form zahlloser individueller Erinnerungsmale einen großen Teil unseres städtischen Gedächtnisses vorhalten; dem musikgeschichtlichen Hintergrund, der sich etwa in der unterschiedlichen Disposition von Orgeln niedergeschlagen hat; den kreativen Spuren wie auch den Brüchen, die menschliches Handeln an Kulturdenkmalen hinterlassen kann.

Kommen und entdecken Sie in großen Gesten, aber ebenso in unscheinbaren Spuren das, was die Geschichte uns zu sagen hat – es will entdeckt, artikuliert und verstanden sein, um sodann auch weitererzählt werden zu können. Und es animiert, auf eigene Spurensuche zu gehen. Entdecken Sie dabei auch die Denkmalpflege, die immer wieder aufgefordert ist, zur Befundsituation Stellung zu beziehen und das eigene Handeln zu hinterfragen und zu definieren.

Wir blicken mit Ihnen auf einen hoffentlich spannenden, an Erkenntnis und Begegnung reichen Tag des offenen Denkmals^®und wünschen Ihnen bei Ihren Erkundungen viel Freude!

Ihr/e

Dr. Bernhard Sterra

Abteilungsleiter Denkmalschutz/Denkmalpflege

im Amt für Kultur und Denkmalschutz

Heike Heinze

Denkmalvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit

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Kontakt

Frau Heike Heinze

Denkmalvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit

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01097 Dresden

Telefon 0351-4888990
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Dresdner Denkmale digital

Hans Erlwein in Dresden

Der am 13. Juni 1872 in Bayrisch Gmain geborene Johann (Hans) Jakob Erlwein studierte Architektur in München. Sein beruflicher Weg führte ihn von München über Bamberg 1905 nach Dresden, wo er zum Stadtbaurat verpflichtet wurde. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tod aus. Er erlag 1914 den Folgen eines Verkehrsunfalls, als er einen städtischen Transport von Wohltätigkeitssendungen für deutsche Soldaten in die Ardennen begleitete.

In Würdigung seiner Leistungen für die Elbestadt tragen nicht nur Straße, Schule und Gebäude seinen Namen. Es gab auch Ausstellungen und einen Dokumentarfilm. 1997 stiftete die Landeshauptstadt Dresden den „Erlweinpreis“, der seit 2012 alle vier Jahre für wegweisende und beispielhafte Realisierung von Bauvorhaben ausgelobt wird.

Auch wenn viele Bauten von Hans Erlwein im Zweiten Weltkrieg unwiederbringlich zerstört wurden, gibt es noch heute zahlreiche, unter Denkmalschutz stehende Zeugnisse seines Wirkens in Dresden.