Frau Aberle, Herr Ehnert, was gehört denn alles zu den Aufgaben der städtischen Gärtner?
Herr Ehnert: Die Bezeichnung Gärtner ist etwas irreführend, dabei denkt man schnell an den typischen Hobbygärtner, der nur Rasen mäht und Unkraut jätet. Unsere Aufgaben als Landschaftsgärtner gehen noch weit darüber hinaus.
Frau Aberle: Wir kümmern uns um die Park- und Grünanlagenpflege, übernehmen die Pflege und Kontrolle von Bäumen auf städtischen Anlagen, kontrollieren Spielplätze und sind auch für die Unterhaltung der Gärten in einigen städtischen Museen verantwortlich.
Die Kollegen aus dem Garten- und Landschaftsbau realisieren den Bau der Gartenanlagen, wir kümmern uns dann um die Pflege und Erhaltung. Für den Bereich Neustadt heißt das zum Beispiel, dass wir mit zehn Mitarbeitern 128 Anlagen mit insgesamt 572.000 Quadratmetern betreuen und auf rund 210.000 Quadratmetern den Rasen mähen.
Herr Ehnert: In Pieschen pflegen wir mit acht Mitarbeitern 110 Anlagen.
Was machen denn die Landschaftsgärtner des Regiebetriebs eigentlich im Winter?
Frau Aberle: Der Winter ist für uns eine ebenso arbeitsintensive Jahreszeit wie der Rest des Jahres. Wir beräumen die Anliegerflächen der städtischen Grünanlagen von Schnee und Eis, machen also den klassischen Winterdienst. Dann starten wir morgens um 5 Uhr vom Betriebshof.
Eine weitere wichtige Aufgabe in der Zeit von Oktober bis März ist für uns der Gehölzschnitt. Die Gehölzschutzsatzung der Landeshauptstadt Dresden bestimmt, dass Gehölze, insbesondere frei wachsende Hecken, nur zwischen Oktober und März geschnitten oder gefällt werden dürfen. Dieser Schnitt sorgt für den Erhalt und den neuen Austrieb. Da wir ja aber bis in den Winter hinein mit dem Herbstlaub beschäftigt sind, bleibt uns für den Gehölzschnitt nur wenig Zeit.
Herr Ehnert: Der Winterdienst macht zusammen mit der Entfernung des Laubs auf jeden Fall viel Arbeit. Wir nutzen die Zeit natürlich auch um Dinge zu erledigen, die bis dahin liegen geblieben sind, machen Büroarbeit, nehmen neue Bäume in den Grünanlagen für das Kataster auf oder entfernen Stammausschlag. Aber draußen gearbeitet wird auch bei -15 Grad. Man kühlt schnell aus und auch die Krankheitsrate steigt dann natürlich an.
Wie sieht Ihre Arbeit in den restlichen Monaten aus?
Frau Aberle: Im Frühjahr steht natürlich der Frühjahrsputz an. Das bedeutet: Rasen und Wege kehren, Rasenkanten schneiden, Rosen und Stauden zurückschneiden und düngen sowie das Streugut von den Fußwegen beräumen. Ebenso müssen die Ablaufsysteme, wie zum Beispiel Kastenrinnen, gereinigt werden.
Herr Ehnert: Und natürlich die Frühjahrspflanzung. Wir haben im Bezirk Pieschen rund 450 Quadratmeter Wechselpflanzung auf acht Anlagen. Das heißt dann, dass wir im Frühjahr rund 23.300 Pflanzen auf die Beete bringen.
Frau Aberle: Im Sommer haben wir dann die „typische“ Arbeit der Landschaftsgärtner: Pflege der Stauden-, Misch- und Wechselbepflanzungen, das heißtUnkraut jäten und wässern, ebenso werden die Rasenflächen gemäht und die Formhecken geschnitten.
Herr Ehnert: Gerade in diesem Jahr sind einige andere Aufgaben liegen geblieben, weil wir sehr viel wässern mussten. Ein unkrautfreier Rasen bringt schließlich auch nichts, wenn er vertrocknet. Die Auswirkungen der extremen Hitze im letzten Jahr werden wir aber erst in diesem Sommer sehen.
Frau Aberle: Dazu kommen ganzjährig die Kontrollen von Spielplätzen und Bäumen. Laut unserem Leistungsverzeichnis muss jeder unserer Bäume einmal pro Jahr kontrolliert werden. Allein im Bereich Neustadt kümmern wir uns um 3.500 Bäume auf den städtischen Anlagen und zusätzlich um 800 Bäume auf Schulhöfen.
Herr Ehnert: Im Herbst beginnt dann schon wieder die Laubberäumung, außerdem wird die Wechselbepflanzung entfernt – teilweise gibt es noch eine Herbstbepflanzung – und wir pflanzen neue Stauden und Sträucher.
Frau Aberle: Neben den praktischen Aufgaben draußen haben wir natürlich noch ganzjährige unsere Büroarbeit. Zusätzlich haben die Kollegen auch noch andere Aufgaben, sind zum Beispiel Sicherheitsbeauftragte, Brandschutzbeauftragte oder kümmern sich um die Pflege der Technik. Ich selbst habe als Ergonomiebeauftragte vor Kurzem die aktive Pause eingeführt – Rückenprobleme sind bei unserer Arbeit ein Hauptkrankheitsfall.
Was reizt Sie besonders an Ihrer Arbeit?
Herr Ehnert: Bei mir ist es auf jeden Fall die Leitungsfunktion. Ich kann meine Kollegen anleiten und selbst über die Arbeitsabläufe entscheiden. Dazu spielt natürlich auch der kreative Teil eine wichtige Rolle. Eines meiner persönlichen Highlights sind zum Beispiel die Neupflanzungen von Gehölzen und Wechselpflanzungen – unser Job besteht eben nicht nur aus Rasenmähen.
Frau Aberle: Neben der Arbeit mit den Kollegen gefällt mir vor allem die Vielfalt, im Stadtgrün zu arbeiten. Dazu kommt, dass wir das Ergebnis unserer Arbeit wachsen sehen können.
Herr Ehnert: Das stimmt, wir beeinflussen mit unserer Arbeit direkt das Stadtbild. Interessant ist auch, dass das Interesse der Bürger stark vom jeweiligen Stadtteil abhängt. In der Neustadt kommen zum Beispiel schnell Beschwerden, wenn die Leute nicht mit unserer Arbeit einverstanden sind oder die Rasenkante unsauber ist – in Pieschen eher weniger.
Reizen kann ja auch eine negative Bedeutung haben …
Frau Aberle: Manchmal fehlt bei den Bürgern teilweise einfach das Verständnis für bestimmte Arbeiten, wie zum Beispiel Baumfällungen und Gehölzrückschnitt. Das Müllsammeln im Alaunpark nach der Bunten Republik Neustadt ist auf jeden Fall auch ein Negativ-Highlight. Wobei es schon traurige Normalität geworden ist. Jede städtische Grünanlage muss freitags „gereinigt“ werden. Im Alaunpark sind wir noch dazu jeden Montag und Mittwoch. Nach dem Wochenende füllen wir teilweise 40 bis 50 120-Liter-Säcke mit Müll. Das gehört mittlerweile leider dazu.
Herr Ehnert: Manche Leute entsorgen ihren Hausmüll in den Papierkörben, auch Kühlschränke oder Couches haben wir schon gefunden und entsorgen müssen. In der Vergangenheit sind wir auch mal auf Handgranaten oder Tellerminen gestoßen – das kommt heute zum Glück aber nicht mehr häufig vor.
Was würden Sie bei Ihrer Arbeit gern verbessern?
Herr Ehnert: Schwierig ist es mit unserem „Gärtner“-Nachwuchs. Wenn es auf sieben Plätze nur fünf Bewerbungen gibt, bekommen wir den Mangel an Ausbildung im Handwerk schon deutlich zu spüren.
Neue Grünanlagen werden ja in der Regel von externen Planungsbüros entworfen. Meistens klappt das ziemlich gut. Manchmal werden dort aber auch Sachen geplant, die langfristig keinen Sinn machen. Da ist es vorprogrammiert, dass bestimmte Pflanzen wieder eingehen werden. Da wäre es besser, wenn wir von Anfang an stärker mit einbezogen werden. Wir sind ja dafür zuständig, diese Anlagen auch in zehn oder 20 Jahren noch zu pflegen und wissen am besten, was sich da bewährt.
Frau Aberle: Die unterschiedlichen Zuständigkeiten innerhalb der Landeshauptstadt sind natürlich auch nicht immer einfach. Das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft ist ja unser Hauptauftraggeber. Daneben haben wir noch mit dem Amt für Hochbau- und Immobilienverwaltung, dem Straßen- und Tiefbauamt und den Ortsämtern zu tun. Gerade zwischen der Planung und einer realistischen Pflege gibt es manchmal Konflikte. Bei solchen Sachen wünschen wir uns einfach etwas mehr Kompromisse.
Haben Sie denn nach Feierabend noch Lust auf Grünes und die Natur?
Frau Aberle: Auf jeden Fall! Ich habe mir gerade erst einen Garten im Kleingartenverein angeschafft und freue mich, wenn die Saison im Frühjahr wieder beginnt. Im eigenen Garten kann ich mich verwirklichen und ausprobieren, was auf den städtischen Grünanlagen nicht umsetzbar ist.
Herr Ehnert: Ich habe ein Wochenendgrundstück, das ich nach eigenen Vorstellungen und ohne Leistungsvereinbarung gestalten kann. Darauf freue ich mich auch schon wieder. Ich glaube, für diesen Beruf muss man auch geboren sein.