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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/amtsblatt/vierelemente-2016-feuer.php 29.11.2016 15:26:27 Uhr 28.09.2024 17:19:43 Uhr

Vier Elemente: Späte Reue des Prometheus?

Im Interview mit Prometheus

Mit vier Diskussionsabenden unter dem Titel „Vier Elemente – Dresdner  Umweltgespräche“ ühren das Umweltamt der Landeshauptstadt Dresden und das Umweltzentrum Dresden die beliebte Veranstaltungsreihe aus den Vorjahren fort. Die Themen stehen erneut im Zeichen der vier Elemente: Feuer, Wasser, Erde, Luft. Musikalisch umrahmt vom Dresdner Ensemble „Serenata Saxonia“ erfolgt eine Bestandsaufnahme der gegenwärtig wichtigen Umweltthemen in der Stadt. Was haben wir bis heute erreicht oder vielleicht auch versäumt? Welche Aufgaben liegen noch vor uns? Lösungsvorschläge und Visionen für die weitere Entwicklung der Landeshauptstadt werden mit Experten und dem Publikum diskutiert. In vier Artikeln begleitet das Dresdner Amtsblatt die Veranstaltungsreihe. Lesen Sie heute den letzten Teil der Serie.

Die Energiewende ist eines der großen Themen unserer Zeit. An ihr hängen alle Bemühungen um den Klimaschutz und die Lebensgrundlagen auf diesem Planeten. Auch wenn die Auswirkungen der extensiven Nutzung fossiler Brennstoffe schon heute zu spüren sind, stecken die Bemühungen um die nachhaltige Nutzung der Ressource Feuer fest. Was würde wohl derjenige dazu sagen, der den Menschen das Feuer einst brachte? Das Umweltamt hat sich in die Gedankenwelt des unsterblichen Prometheus, Sohn des Titanen Lapetos und Bruder des Atlas, begeben und versucht, seine Großtat aus aktueller Sicht zu beleuchten: Einst brachte der unsterbliche Prometheus, Sohn des Titanen Lapetos und Bruder des Atlas, den Menschen das Feuer. In einem Kurzinterview mit Prometheus wird versucht, diese Großtat aus aktueller Sicht zu beleuchten.

Wie sehen Sie als „Vorausdenkender“, was Ihr Name besagt, Ihre heroische Tat heute?

Mit dem Angebot des Feuers sollte die Nahrungsbereitung, das Wohnen und das Handwerk bequemer werden. Die Vorräte an Brennstoffen waren für 10 000 Jahre ausgelegt. Nun scheint nach der Halbzeit bereits der Ofen bei den Sterblichen auszugehen. Das hätte so nicht sein müssen. Noch könnte es ja einige Jahrhunderte weitergehen wie bisher, oder? Vom Brennmaterial her schon – da ist noch einiges im Boden. Doch die Menschheit bekommt die Abgase nicht in den Griff. Die Atmosphäre ist voll, nun schmelzen ihnen die weißen Pole und Gletscher weg. Das war so nicht geplant, da hätten die Menschen klüger vorgehen können.

Verehrtester Prometheus, Siestahlen damals das Feuer für die Menschheit und wurden dafür hart bestraft (auf ewig an den Kaukasus gekettet). Hat sich dieses Martyrium vielleicht dennoch gelohnt?

Ach doch, es gab schon Zeiten, da wurde meine hilfreiche Gabe ehrfürchtig genutzt und ich als „Kulturbringer“ gewürdigt. Letztlich siegte bei den Sterblichen eine materielle Unersättlichkeit. Da drohen Kultur, Kunst und Geisteswissenschaften auf der Strecke zu bleiben. Vielleicht hilft hier die hiesige Universität mit Excellenzstatus ein wenig. Warnzeichen gab es gerade bei Ihnen in Dresden genug. Zwei große Flutereignisse hat Poseidon mir zu Liebe kürzlich ins Elbtal gesandt. Das hat so manchen zum Nachdenken gebracht.

Die Preise für Energieträger waren auf Talfahrt. „Wie weiter mit der Energiewende?“ fragen sich die Menschen gegenwärtig. Oft ist Achselzucken zu sehen. Hätten Sie mit dem Blick von „oben“ hier einen Tipp?

Mit solchen technischen Details geben wir Götter uns nicht ab. Wir schenkten der Welt die Naturgesetze. Die Sterblichen sperrten sie in den „Käfig“ der selbst erdachten Wirtschaftsregularien und politischer Richtungsvorgaben. Das verträgt sich nicht. Aber auch die Völker untereinander und viele Grüppchen vertragen sich schlecht, was noch fatalere Wirkungen hat!

Wie geht das irdische Experiment wohl aus?

Da üben wir Unsterblichen uns in erhabener Geduld. Mit dem feurigen Verstand haben wir dem Menschen auch die volle Verantwortung für sein Tun übereignet. Und wenn der Mensch mit der Kraft des Feuers sich selbst lieber in den Weltraum befördert, dann stellt sich schon die Frage der Prioritäten des Ressourceneinsatzes. Ein wenig amüsiert mich die Weltraumfahrt. In unseren Sphären gibt es für die Irdischen nicht viel zu holen. Einer meiner glühendsten Verehrer unter den Sterblichen (Anm. d. Redaktion: Goethe ist gemeint) hatte in seiner „Sturm-und-Drang-Zeit“ mir mit dem Überschwang künftiger Raumfahrer in den Mund gelegt:

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst!
Mußt mir meine Erde
Doch lassen steh‘n,
Und meine Hütte,
Die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich treffe seinen großen Geist noch hin und wieder, wobei er sich nach nüchterner Rückschau und unserm persönlichen Kennenlernen wie folgt zu korrigieren sehnt:

Öffne deinen Himmel, Zeus,
damit der Sonne Glut
fortan des Menschen
Basis sei!
Die Erde konnt‘ nicht fassen
der vielen Herde Glut.
Denn übermütig
wurde der Mensch
und des Menschen Kind,
da er nicht bescheiden konnte sich
auf das, was dem Planeten dient!

Hätten Sie noch einen kleinen göttlichen Rat für Dresden?

Knüpfen Sie an das an, was Sie haben und vorhaben. Öffnet den erwähnten „Käfig“ traditioneller Ökonomie. Die Idee mit dem „Kulturkraftwerk“ finde ich entzückend! Vielleicht ließe sich mit der Bewerbung um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2025“ eine neue „Energiekultur“ für das 21. Jahrhundert anstoßen? Dazu zähle ich Baukultur, Mobilitätskultur, Freizeit- sowie Lebensraumgestaltung und vieles mehr. Dann hielte sich meine „Reue“ in Grenzen.

Der Abend zum Element Feuer steht unter dem Thema „Energiewende in der Sackgasse?“ und findet am Dienstag, 29. November, 19 Uhr im Plenarsaal des Rathauses Eingang Goldene Pforte, Rathausplatz 1, statt. Der Eintritt ist frei.