Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/kultur/kunst-und-kultur/erinnerungskultur-regionalgeschichte/03_01sowjetisches-ehrenmal.php 15.10.2024 12:30:01 Uhr 22.12.2024 05:11:53 Uhr |
Sowjetisches Ehrenmal
Erinnerungsorte dienen als sichtbare Symbole unserer Geschichte und tragen zur Erinnerung und Würdigung wichtiger Ereignisse bei. Die intensive Diskussion über eine Neuinterpretation postsowjetischer Geschichtsnarrative und der damit einhergehenden Staatssymbolik in Form von Denk- und Erinnerungsmalen im Kontext des aktuellen Ukrainekrieges hat damit zu tun, dass die Spielart visueller Repräsentation zu den Kristallisationspunkten kollektiver Identität gehört. Mit dem Angriff russischer Truppen in die Ukraine am 24. Februar 2022 sind nun auch Gedenktafeln, Statuen, Ehrenmale, Inschriften und Denkmäler aus der sowjetischen Besatzungs- und aus der DDR-Zeit wieder zu einem ungewohnt heiß umstrittenen Thema im öffentlichen Diskurs geworden. Ob Standbilder von Stalin oder Lenin stehen oder fallen sollten, ob Straßen und Bauten mit den Namen von ehemaligen Aktivistinnen und Aktivisten und Funktionärinnen und Funktionären umgetauft werden müssten, wird in den Medien, in der Politik und in der Wissenschaft wieder intensiv debattiert, und dies international.
Sanierungsarbeiten 2024/25
Im Auftrag des Amtes für Stadtgrün und Abfallwirtschaft wird das unter Denkmalschutz stehende Sowjetische Ehrenmals am Olbrichtplatz ab September 2024 saniert. Im ersten Schritt werden die Plastik und die Tafeln des Denkmals schrittweise abgebaut und in den nächsten Monaten in einer Werkstatt einer gründlichen Aufarbeitung und denkmalgerechten Sanierung unterzogen. Umbauten erfolgen nicht. Der Dresdner Stadtrat hatte im Dezember 2022 die notwendigen finanziellen Mittel dafür bewilligt.
Begleitend dazu beschäftigt sich der Beirat für Erinnerungskulturen mit der Kontextualisierung. Eine kritische Kommentierung des Denkmals und seiner Entstehungsgeschichte soll dazu beitragen, die Komplexität der Ereignisse und ihre Widersprüchlichkeit angemessen zu erfassen und zu vermitteln.
Heutige Bedeutung
In der aktuellen Zeit, in der die Losung "Nie wieder Krieg" durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und die zahlreichen weiteren Kriege in der Welt brutal unterlaufen und instrumentalisiert wird, gestaltet sich die Erinnerungskultur zum Tag der Befreiung am 8. Mai besonders komplex. Selbstverständlich geglaubte Werte geraten ins Wanken. Jede Erinnerungsarbeit muss daher die Bewahrung der demokratischen Werte in unserer Gesellschaft beinhalten. Die lebendige Erinnerung an den Tag der Befreiung und die Überwindung des NS-Regimes soll uns auch heute mahnen, Demokratie und Menschenrechte zu verteidigen und gegen jede Form von Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit einzutreten.
Das Denkmal ist bis heute ein deutliches Zeichen der kommunalen Gedenk- und Erinnerungslandschaft, eine Mahn- und Gedenkstätte mit zentraler Bedeutung und zugleich Stätte individuellen Gedenkens. Das Ehrenmal ist allerdings auch ein in sich widersprüchliches Denkmal: Es steht einerseits für das Leid, das der deutsche Angriff vom Juni 1941 über die Völker der damaligen Sowjetunion gebracht hat und für deren Widerstandswillen gegen die faschistische Aggression. Andererseits zeigt das Ehrenmal unverkennbar militaristische und idealisierte Darstellungen mit heroischem Pathos und dokumentiert so auch den Charakter des stalinistischen Systems und Besatzungsregimes, indem es als Siegermonument stilisiert wurde.