Online-Beteiligung zum Dresdner Hochhausleitbild

Im Teil A der Präsentation werden die Erkenntnisse aus dem Modul 1 zusammengefasst, die in der öffentlichen Veranstaltung am 27. August 2019 vorgestellt worden sind.

Dresden ist eine stark durchgrünte und großzügig angelegte Stadt im Elbtal. Bestimmend sind die charakteristischen Elbwiesen und die Elbhänge. Die Stadt ist kontinuierlich gewachsen, was auch am Bild der Stadt ablesbar ist. Am Canaletto-Blick sollen die Veränderungen des Stadtbilds veranschaulicht werden: Im Jahr 1587 ist das Schloss die erste und einzige Dominante an der Elbe. Knapp zweihundert Jahre später sind Türme der Hofkirche und der Frauenkirche hinzugekommen, wobei Canaletto seinerzeit den Turm der Hofkirche im Bau darstellt. Im expressionistischen Bild aus dem Jahr 1912 ergänzen das Ständehaus und der Turm des neuen Rathauses die Silhouette. Die Gebäude wurden in den Bombardements im Februar 1945 stark zerstört und sind inzwischen wiederaufgebaut worden.

Das Generationen übergreifende Weiterbauen an der Stadt zeigt sich auch im Stadtgrundriss. Am Beispiel Johannstadt-Nord kann diese «Collage» exemplarisch dargestellt werden. Es überlagern sich verschiedene, teilweise nicht mehr sichtbare und teilweise sichtbare Schichten zum komplexen Muster der Gegenwart. Fast ebenso komplex stellt sich der Bestand an Gebäuden einer Höhe von mehr als 30 Metern dar. Offensichtlich ist aber auf den ersten Blick, dass Dresden sehr viele «Hochhäuser» im Sinne der Sächsischen Bauordnung aufweist. Klassifiziert man diesen Bestand, so erkennt man etwa 138 Gebäude im Bereich einer Höhe von 30 bis 38 Metern und rund 116 Gebäude im Bereich einer Höhe von 38 bis 52 Metern. Nahezu 40 Prozent dieses Bestands sind Plattenbauten aus der Zeit um 1970. Eine Höhe von mehr als 52 Metern erreichen fast ausschliesslich Türme von Kirchen und die Gebäude der Residenz.

Untersucht man das Zusammenwirken der bestehenden Hochhäuser im Stadtbild, so stellt man fest, dass sich viele zu sogenannten Ensembles gruppieren: Die Residenzstadt an der Brühlschen Terrasse, die stadt-baukünstlerisch komponierten Architekturen der TU Dresden an der Georg-Bähr-Straße, das Ensemble der Prager Straße, und nicht zuletzt die Gebäude entlang der Striesener Straße. Die Lage dieser Ensembles oder von Einzelbauten in der Stadtstruktur zeigt ein typisches Muster: wichtige Plätze, Knotenpunkte oder städtebauliche Räumen werden durch herausragende Bauten akzentuiert.

Im Teil B werden die Eignungsräume für Hochhausbauten hergeleitet.

In einem ersten Schritt werden Kriterien, die die für Hochhäuser geeigneten Räume begründen können, dargestellt und additiv überlagert. Davon werden in einem zweiten Schritt Gebiete, in denen Hochhäuser ausgeschlossen werden können, subtrahiert. Die entstehende Flächengrafik wird in einem dritten Schritt mit Gebieten überlagert, bei denen aus übergeordneten Planwerken einen Höhenbeschränkung von Bauten gilt. Als vierter und letzter Schritt werden aufgrund einer qualitativ-fachlichen Beurteilung die Räume eingegrenzt und in ihrer strategischen Ausrichtung präzisiert.

Eignungskriterien

Ausschlusskriterien

Die Herleitung der Ausschlussräume erfolgte nach den folgenden Kriterien:

• Kriterium "Schutzraum Elbwiesen und Kulturdenkmale": Kernzone und Pufferzone der Kulturlandschaft Elbtal Dresden sowie die Kulturdenkmale (Sachgesamtheiten und Bauwerke des Denkmalschutzes) sind für Hochhausstandorte nicht geeignet.
• Kriterium "Identitätsprägende Strukturen": Die im Plan «Identitätsprägende Raumstrukturen» des Flächennutzungsplans markierten Bereiche sind für Hochhausbauten auszuschließen. 
• Kriterium "Große Wert- und Funktionsräume Landschaftsplan": Enthalten sind zusammenhängende, für den biotischen Verbund wirksame Grünräume, wie Parks, die Dresdner Heide, Waldflächen u. a., die auch mit Blick auf die Erreichbarkeit von Grünflächen für die wohnungsnahe Naherholung und auf die Frischluftzufuhr nicht bebaut werden sollten.

Gebiete mit Höhenbeschränkung

Gebiete mit Einschränkungen der Höhenentwicklung ergeben sich aufgrund zweier Aspekte:

• Kriterium "Bauschutzbereich Verkehrsflughafen": Der Bauschutzbereich ergibt sich durch die Anwendung der Bestimmungen des Luftverkehrsgesetzes. Darin werden verschiedene Bereiche und Sektoren, in denen unterschiedliche Beschränkungen für die maximal zulässige Höhe von Bauwerken und anderen Luftfahrthindernissen gelten, definiert.
• Kriterium "Sichtpunkte und Sichtbereiche": Die Regionalplanung Oberes Elbtal/Osterzgebirge legt auf der Basis einer Bewertung auch nach Gesichtspunkten des Tourismus und der landschaftsorientierten Naherholung Sichtpunkte im "sichtexponierten Elbtalbereich" fest. Das Stadtplanungsamt der Landeshauptstadt Dresden hat diese Sichtpunkte zum Zweck der Verwendung für das Hochhausleitbild gesichtet. In die Erarbeitung des Hochhausleitbilds sind Sichtpunkte mit "äußerst hohem Wert" und "sehr hohem Wert" einbezogen worden, wobei eine repräsentative Auswahl getroffen wurde. Aufgrund von Experten-Interviews ist zum Beispiel der Bismarckturm auf der Franzenshöhe (Südhöhe) aufgenommen worden. Für die repräsentative Auswahl wurden auch Studien zur ästhetischen bzw. visuellen Wirkung von Bauten berücksichtigt. So verliert ein sichtexponiertes Kulturdenkmal unter durchschnittlichen Witterungsbedingungen seine dominante Wirkung ab einer Sichtfeldlänge von etwa 5 km, und es wird ein maximaler ästhetischer bzw. visueller Wirkraum von 10 km genannt. Herangezogen wurden auch Untersuchungen, die Mitte der 1990er Jahre für eine Satzung zum Schutz der historischen Innenstadt und ihrer Silhouette durchgeführt wurden. Die Recherchen für die Satzung zum Schutz der historischen Innenstadt fußten auch auf der zentralen Denkmalliste der DDR, die Ende der 1980er Jahre veröffentlicht worden ist, in der diverse historische Bauwerke und Ensembles von Dresden aufgezählt wurden, deren optische Erlebbarkeit zu schützen ist. Diese sind im Plan von ECKHAUS dargestellt. Gelb dargestellt sind die Sichtfenster ab den selektierten Sichtpunkten auf die relevanten Bauwerke (schiefe Ebene im Raum).

Qualitative Beurteilung der Herleitung der Eignungs- und Ausschlussräume

Die daraus sich ergebende Zusammenstellung der Eignungs- und Ausschlussräume wird einer qualitativen Beurteilung unterzogen.

Dresden ist eine großzügig und extensiv bebaute Stadt. Diese Gegebenheit ist auch ein Potential für die Nachverdichtung und die Entwicklung nach innen. Auch sind viele Flächen infolge der Zerstörungen des Weltkriegs brach gefallen. Viele dieser Gebiete sind inzwischen bebaut worden bzw. ist deren Bebauung geplant. Trotzdem sind heute noch einige Brachen – auch in der Nähe des Zentrums – vorhanden. Sie bieten weitere Möglichkeiten für Nachverdichtungen, die in anderen Städten fehlen. In der Konsequenz ist Dresden für ein quantitatives Wachstum nicht auf Hochhäuser angewiesen. Allerdings kennt die Dresdner Hochhaustradition städtebauliche Figuren, mit denen Achsen und/oder Knoten von Verkehrsstraßen ausgezeichnet worden sind. Diese städtebaulichen Figuren können wertvolle Beiträge zur Identität bestimmter Magistralen oder Zentren leisten. In der Fortsetzung dieser „Tradition“ sollen Hochhäuser nur dort entstehen, wo sie aus städtebaulichen Gründen – aus einem städtebaulichen Gestaltwillen sozusagen – begründet sind. In den ausgewiesenen Eignungsräumen, für die keine übergeordneten Schutzinteressen bestehen, können Standorte für ein oder mehrere städtebaulich herausragende Hochhausensembles diskutiert werden.

In diesem Sinne schlägt ECKHAUS folgende Fokusgebiete vor:

• Fokusgebiet 1: Eignungsraum Weißeritz / Nossener Brücke
• Fokusgebiet 2: Eignungsraum Hauptbahnhof, Fritz-Löffler-Strasse
• Fokusgebiet 3: Erneuerungsraum – Johannstadt
• Fokusgebiet 4: Erneuerungsraum – Grunaer Strasse, Stübelallee
• Fokusgebiet 5: Potenzieller Eignungsraum – Prohlis / Dobritz

Als Eignungsräume sind Gebiete bezeichnet, die geeignet sind für neue Hochhäuser resp. Hochhausensembles. In den Erneuerungsräumen ist eine aktive planerische Auseinandersetzung mit dem Hochhaus-Bestand erwünscht. Dies kann der langfristige Ersatz der Hochhäuser durch eine Regelbauweise (Johannstadt) als auch eine Sanierung des Bestandes und Ergänzung mit weiteren Hochhäusern beinhalten (Grunaer Straße, Stübelallee).