Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2022/12/pm_006.php 01.12.2022 19:25:14 Uhr 02.12.2024 20:59:14 Uhr |
Einwohnerzahl Dresdens steigt bis 2040 voraussichtlich auf 578.800
Die Kommunale Statistikstelle der Landeshauptstadt Dresden legt eine neue städtische Bevölkerungsprognose vor. Ausgangspunkt der Berechnungen bildet der Bevölkerungsstand nach dem Einwohnermelderegister der Stadt zum 30. Juni 2022. Die Ergebnisse der Prognose fließen in zahlreiche Fachplanungen und Konzepte der Landeshauptstadt ein, insbesondere in KITA- und Schulnetzplanung. Die Herausforderung der diesjährigen Prognose lag darin, die verschiedenen außergewöhnlichen Entwicklungen zu berücksichtigen. Diese waren insbesondere die Zuwanderung aus der Ukraine, der weiterhin bestehende Zuzug von Flüchtlingen aus anderen Ländern, ein erneuter Geburteneinbruch und nicht zuletzt die Auswirkungen der Corona-Pandemie.
Gesamtstädtische Ergebnisse bis 2040
Laut Prognose wird die Einwohnerzahl Dresdens von rund 566.600 Einwohnern Ende Juni dieses Jahres auf etwa 578.800 Einwohner zur Jahresmitte 2040 steigen. Die Einwohnerzahl würde demnach in den kommenden 18 Jahren um etwa 12.200 Personen oder 2,2 Prozent wachsen. Im Vergleich zur letzten Prognose aus dem Jahr 2020 wird Dresden deutlich langsamer wachsen. Nach einem noch verhältnismäßig starken Bevölkerungswachstum im ersten Prognosejahr durch Zuzüge aus dem Ausland, wird sich die Entwicklung in den kommenden Jahren zunächst deutlich abschwächen. Mittelfristig kann jedoch wieder mit einem moderaten Bevölkerungswachstum gerechnet werden.
Oberbürgermeister Dirk Hilbert: "Dresden entwickelt sich gut und die Prognose zeigt schon jetzt ein gesundes Wachstum. Gute Nachrichten wie die Erweiterung von Infineon sind in dieser Prognose noch gar nicht eingepreist und werden den Zuzug noch verstärken. Klar ist heute schon, dass Dresden auch in Zukunft einen hohen Bedarf an Fachkräften in allen Branchen haben wird.“
Für die einzelnen Altersgruppen werden unterschiedliche Entwicklungen prognostiziert. Zuwächse sind bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren zu erwarten (plus 23 Prozent). Die Ursache dafür liegt bei dem deutlichen Anstieg der Geburten nach dem dramatischen Geburteneinbruch Anfang der 1990er Jahre. Für die 45 bis 64-Jährigen wurde ein Anstieg um neun Prozent berechnet.
Rückläufig wird dagegen zunächst die Zahl der unter 6-jährigen Kinder sein. Ab 2032 ist dann wieder mit einem leichten Anstieg zu rechnen. 2040 werden voraussichtlich acht Prozent weniger Kinder unter sechs Jahren in Dresden leben als heute (-2.600). Das Maximum der Zahl der 3-Jährigen war bereits im Jahr 2019 (6.074) und das der 6-Jährigen wurde 2022 erreicht (5.914). Das Minimum bei den 3-Jährigen wird voraussichtlich im Jahr 2032 mit 4.600 Kindern und das der 6-Jährigen im Jahr 2035 mit 4.500 erreicht. Danach kann wieder mit steigenden Zahlen gerechnet werden. Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 17 Jahren werden nach einem leichten Zuwachs bis 2024 im Vergleich zu 2022 im Jahr 2040 etwa 15 Prozent weniger in Dresden wohnen. In der Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen ist bis zum Jahr 2040 ein deutlicher Rückgang zu erwarten (minus elf Prozent).
Weiterhin wird ein sehr starker Zuwachs bei den Seniorinnen und Senioren erwartet, wobei die Entwicklung aufgrund unterschiedlich stark besetzter Jahrgänge teilweise entgegengesetzt ist. Die Gruppe der 65- bis 74-Jährigen wird um 3.100 Personen zunehmen, die der 75- bis 84-Jährigen wird dagegen um 1.800 Personen abnehmen. Relativ betrachtet steigt die Zahl der 85-Jährigen und Älteren mit 37 Prozent am stärksten (7.500 Personen). Das Durchschnittsalter steigt von aktuell 43,3 auf 44,4 Jahre im Jahr 2040. „Diese Zahlen zeigen, dass wir uns als Stadt auch auf die Veränderungen in unserer Gesellschaft einstellen müssen. Gerade im Bildungsbereich, also Kitas, Schulen und Hochschulen, haben wir in den letzten zehn Jahren schon hunderte Millionen Euro investiert. Aber auch für Seniorinnen und Senioren muss die Stadt lebenswert und attraktiv sein. Hier gilt es mit dem neuen Haushalt ebenfalls Akzente zu setzen“, so Hilbert weiter.
Kleinräumige Ergebnisse bis 2030
Auf Stadtteilebene ergeben sich unterschiedliche Entwicklungen. Aufgrund der hohen Bautätigkeit wird die Einwohnerzahl in einigen Stadtteilen der Innenstadt sowie innenstadtnaher Stadtteile bis 2030 weiterwachsen. Zu nennen sind insbesondere: Pirnaische Vorstadt (plus 33 Prozent), Mickten (plus 30 Prozent), Albertstadt (plus 29 Prozent) und die Friedrichstadt (plus 22 Prozent). Die höchsten Bevölkerungsrückgänge sind in diesem Zeitraum in den Stadtteilen Gruna (minus 4,5 Prozent), Trachau, Kleinpestitz/Mockritz und Räcknitz/Zschertnitz (jeweils etwas weniger als minus vier Prozent) zu erwarten. Aufgrund der Altersstruktur werden in der Innenstadt, in einigen Stadtteilen mit größeren Plattenbaugebieten und in abgeschwächter Form auch am Stadtrand deutlich mehr Sterbefälle als Geburten erwartet. Anders zum Beispiel in der Äußeren Neustadt, der Leipziger Vorstadt und Pieschen-Süd, hier werden viel mehr Geburten als Sterbefälle prognostiziert.
Annahmen der Prognose
Geburten- und Sterbefälle: Statistisch gesehen bekommt zurzeit eine in Dresden lebende Frau 1,32 Kinder. Diese sogenannte zusammengefasste Geburtenziffer lag 2018 noch bei 1,54. Nach einem ersten Rückgang 2019 sank die Geburtenziffer 2022 erneut ab. In der Prognose wird angenommen, dass die zusammengefasste Geburtenziffer bis 2026 wieder auf 1,45 steigt und danach langfristig auf diesem Niveau verbleibt. Aufgrund der hohen Übersterblichkeit durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und die sich daraus ergebenden statistischen Sondereffekte wird in der Prognose auf die Sterberaten aus der Prognose 2020 von vor der Pandemie zurückgegriffen.
Unter diesen Annahmen wird die Zahl der Geborenen bei etwa 5.000 bis 5.100 bis zum Jahr 2032 verbleiben. Danach wird die Geburtenzahl wieder leicht steigen und im Jahr 2040 bei etwa 5.600 liegen. Der aktuelle Geburtenrückgang resultiert neben der niedrigeren zusammengefassten Geburtenziffer auch aus der geringeren Anzahl von Frauen im Alter von 25 bis 34 Jahren, die besonders viele Kinder zur Welt bringen. Die Zahl der Gestorbenen wird zunächst bis 2028 auf 6.200 steigen, danach wieder leicht sinken, um danach wieder auf über 6.100 anzusteigen. Der Saldo zwischen Geborenen und Gestorbenen bleibt damit negativ und beläuft sich auf insgesamt knapp -16.000 Personen bis 2040.
Wanderungen: Durch die Überlagerung mehrerer Trends und Krisen (Corona, Flucht) lassen sich die Wanderungsbewegungen gegenwärtig nur schwer abschätzen. Die Wanderungsannahmen sind deshalb mit großen Unsicherheiten behaftet. In der Prognose wird davon ausgegangen, dass das erste Prognosejahr 2022/23 noch stark von kriegs- und asylbedingten Wanderungen beeinflusst wird. In Folge dessen kann mit einer weiteren Erhöhung der Einwohnerzahl gerechnet werden.
In den Folgejahren wird ein deutlich geringeres Wanderungsplus angenommen: Der aktuelle Wanderungsverlust mit dem Umland erhöht sich zunächst noch leicht (Abwanderungen von Familien), nimmt aber langfristig wieder ab. Der nur noch leicht positive Wanderungssaldo mit den neuen Bundesländern erholt sich durch nachrückende geburtenstärkere Jahrgänge wieder leicht, wird langfristig aber erneut leicht absinken. Bezüglich des Wanderungssaldos mit den alten Bundesländern wird auf einen langfristigen Mittelwert zurückgegriffen und ein leichtes Wanderungsplus angenommen. Ebenso erfolgt die Annahmensetzung bezüglich der Wanderungen mit dem Ausland (ohne Geflüchtete), hier wird ein dauerhaft positiver Saldo angenommen. In der Prognose wird für 2022/23 mit einem hohen Zuzug von Asylsuchenden/Geflüchteten einschließlich der Ukraine ausgegangen. Für die Folgejahre wird angenommen, dass sich der Zuzug von Asylsuchenden/Geflüchteten wieder verringert, langfristig aber im Saldo etwa dem Niveau von 2013/14 entsprechen wird.
Kleinräumige Entwicklung: Wesentliche Einflussgrößen der prognostizierten kleinräumigen Entwicklung sind Geburten und Sterbefälle, Zuzüge, Fortzüge und innerstädtische Umzüge nach zusammengefassten Gebieten (Binnentypen) sowie die aktuelle Bautätigkeit und vorhandene mittel- bis langfristige Wohnbauflächenreserven. Das kleinräumige Umzugs- und Wanderungsverhalten der letzten Jahre wird anhand von alters- und geschlechtsspezifischen Raten und Quoten in der Prognose fortgeschrieben. Auf Stadtteilebene wird die kleinräumige Prognose nur bis maximal 2030 veröffentlicht, da Aussagen zum Umzugsverhalten bedingt durch die Bautätigkeit und durch sich verändernde Wohnungsmarktbedingungen langfristig zunehmend unsicher werden. Aktuell kommt noch die Unsicherheit hinzu, dass möglicherweise aufgrund der ungewöhnlichen Preis- und Zinssteigerungen Bauprojekte ganz oder teilweise storniert oder aufgeschoben werden.