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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2015/04/pm_075.php 29.05.2015 18:32:03 Uhr 16.08.2024 05:59:36 Uhr

900 000 Euro Förderung für die Sanierung Fabrikgelände “Riesaer Straße 32”

Hilbert und Ulbig unterzeichnen Städtebauliche Vereinbarung im Dresdner Rathaus

Das alte Fabrikgebäude “Riesaer Straße 32” liegt seit Jahren brach. In dieser Fabrik möchte die aus dem Verein friedrichstadtZentral e.V. hervor gegangene Genossenschaft Zentralwerk nun Wohnen, Arbeiten und Kunstproduktion unter einem Dach etablieren. Gleichzeitig soll an die wechselvolle Geschichte des Gebäudes als Rüstungsbetrieb während des Krieges erinnert werden. Die Bunkertürme wurden von 1944 bis 1945 als Außenlager des KZ Flossenburg genutzt.

Die neuen Nutzer wollen sich dieser Verantwortung stellen und gleichzeitig eine neue, in die Zukunft gewandte Nutzung mit Kulturarbeit und Kunstproduktion anbieten. Freistaat Sachsen und Bund werden dieses Projekt mit einer Fördersumme von 900 000 Euro unterstützen. Die Stadt Dresden stellt einen Eigenanteil von 450 000 Euro zur Verfügung. Insgesamt erhält das Vorhaben somit einen Zuschuss von etwa 1,35 Millionen Euro.

Der Erste Bürgermeister Dirk Hilbert und der Sächsische Innenminister Markus Ulbig unterzeichneten die “Städtebauliche Vereinbarung zur Förderung und Sanierung des Fabrikgebäudes Riesaer Straße 32” am Mittwoch, 22. April 2015, im Dresdner Rathaus.

Die Genossenschaft Zentralwerk eG übernimmt die Sanierung der Gebäude und setzt zukünftig das Konzept aus Wohnen, Arbeiten und Kunst um. Seit Januar 2015 arbeitet ZENTRALWERK eG an der denkmalgerechten Sanierung und dem Erhalt der Bausubstanz des Gebäudekomplexes. Baubeginn soll im Sommer 2015 sein. Der Abschluss des Baus ist für Ende 2016 geplant. Die Baukosten liegen bei etwa 5,72 Millionen Euro.

Damit wird ein Mindeststandard zur Gebäudenutzung erreicht. Für Ballsaal und Gemeinschaftshaus sind darüber hinaus weitere Mittel notwendig für die Sanierung von Dach, Parkett und Sanitärbereich, um das Gebäude nicht nur zu sichern, sondern auch nachhaltig bespielbar zu machen. Hier werden auch in Zukunft Zuwendungen und Spenden benötigt.

Verwirklicht wird das Gesamtprojekt von der eigens gegründeten Genossenschaft “Zentralwerk Kultur- und Wohngenossenschaft Dresden eG”. Auf Basis der seit 2005 gewachsenen Gemeinschaft um den Kulturverein friedrichstadtZentral e. V. wird mithilfe der gemeinnützigen Stiftung trias bezahlbarer Raum für selbstbestimmtes Leben und Schaffen etabliert. Die Stiftung trias hat das Objekt im Januar 2015 gekauft, die Genossenschaft Zentralwerk hat mit der Stiftung einen Erbbaurechtsvertrag über 99 Jahre geschlossen. So verbindet die Genossenschaft Wohnen, Arbeiten, Kunst und Kultur auf einem Gelände. Der weiterhin bestehende friedrichstadtZentral e. V. hat sein neues Zuhause im Ballsaal des Zentralwerks in der Riesaer Straße 32 in Dresden-Pieschen gefunden und realisiert dessen kulturelle Nutzung. Sie haben es “ZentralSaal” getauft. Weitere Informationen unter www.zentralwerk.de
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Das Goehle-Werk in Pieschen befand sich auf dem Gelände an der heutigen Großenhainer Straße 101, mit Haus A und Haus B direkt an der Heidestraße 2-10 und mit Haus C und D an der Riesaer Straße 32. Der Bau wurde vom Stahlbetonfachmann Georg Rüth, der auch an der Technischen Hochschule Dresden auf diesem Gebiet forschte und dem Architekten und Professor für Raumkunst Emil Högg (1867-1954) in den Jahren 1939 bis 1941 als Hochbunkerbau konzipiert und für die Zeiss Ikon AG errichtet.

Auftraggeber für die Errichtung des Rüstungsbetriebes war das Oberkommando der Kriegsmarine (OKM) und es erhielt seine Bezeichnung nach dem Konteradmiral der deutschen Kriegsmarine Herbert Goehle (1878–1947). Zu den hergestellten Produkten zählten Feinmechanikgeräte für die Flugzeugindustrie und den U-Boot-Bau, später auch Munition und Waffen. Zur Belegschaft zählten damals auch zahlreiche Zwangsarbeiter und vor allem jüdische Frauen aus dem Judenlager Hellerberg.

An der Heidestraße 2 befand sich einst der Karl-Hermann-Saal, der als Gemeinschaftshaus genutzt wurde und in dem nach dem Zweiten Weltkrieg erste kulturelle Veranstaltungen für die Dresdner Bevölkerung stattfanden. Mit der Demontage und Zwangsenteignung zog in das Goehle-Werk die Druckerei der Sächsischen Zeitung ein, später ein Unternehmen des VEB Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft. Im Nachbarhaus Großenhainer Straße 99 war der VEB MLW Anlagenbau Dresden zu finden. Nach der Wende firmierte der Druckereibetrieb unter dem Namen Grafischer Großbetrieb Sachsenverlag.

Heute werden Haus A und B durch den Dresdner Gewerbehof als Gewerbeimmobilie genutzt. Die Häuser C und D mit ihren Bunkertürmen sollen durch den Verein friedrichstadtzentral e. V. als Künstler- und Atelierräume genossenschaftlich genutzt werden können.
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