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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2014/12/pm_052.php 28.05.2015 22:53:34 Uhr 18.09.2024 10:36:24 Uhr

Bundespräsident Joachim Gauck ist im Februar 2015 Gast der Stadt zum 70. Jahrestag der Zerstörung Dresdens

Bundespräsident Joachim Gauck besucht Dresden anlässlich des 70. Jahrestages der Zerstörung Dresdens und wird an der Menschenkette am 13. Februar 2015 teilnehmen.

„Es ist eine große Ehre, dass Bundespräsident Joachim Gauck am 13. Februar in der Frauenkirche sprechen wird. Ich bin mir sicher, dass von seiner Rede auch neue Impulse für die Gedenkkultur in unserer Stadt ausgehen werden. Dass der Bundespräsident auch an der Menschenkette teilnehmen wird, ist ein starkes Zeichen für unser gemeinsames Engagement gegen den Missbrauch unseres Gedenkens", so Oberbürgermeisterin Helma Orosz.

Geplant ist für den 70. Jahrestag der Zerstörung Dresdens 16 Uhr eine Gedenkveranstaltung in der Dresdner Frauenkirche mit über 1 400 geladenen Gästen. Sprechen werden Bundespräsident Joachim Gauck, Oberbürgermeisterin Helma Orosz und Landesbischof Jochen Bohl. Außerdem sind Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich, Botschafter und Politiker, Vertreter aus Religion und Wirtschaft sowie zahlreiche Gäste aus Dresdens Partnerstädten eingeladen. Auch viele Dresdnerinnen und Dresdner werden dabei sein. Unter der musikalischen Gesamtleitung von Prof. Ludwig Güttler steht das Programm mit dem Dresdner Kreuzchor, dem Sächsischen Vokalensemble, dem Kammerorchester Virtuosi Saxoniae und dem Blechbläserensemble Ludwig Güttler.

„Viele Jahre war die Ruine der Frauenkirche ein Symbol für die zerstörerische Kraft von Krieg. Durch die länderverbindende Gemeinschaftsleistung des Wiederaufbaus entstand jedoch ein Ort, der zeigt, dass Wunden heilen können und Neues entsteht. Dass der Bundespräsident am historischen Datum hier das Wort ergreift, begrüßen wir außerordentlich. Wo gesellschaftliche Brücken gebaut werden sollen, sind wortkräftige Bauleute stets willkommen", sagt Sebastian Feydt, Pfarrer des Dresdner Gotteshauses.

Nach der Veranstaltung in der Dresdner Frauenkirche reiht sich der Bundespräsident 18 Uhr in die Dresdner Menschenkette ein. "Wir laden alle Bürgerinnen und Bürger ein, sich an der Menschenkette aktiv zu beteiligen und so ein sichtbares Zeichen des stillen Gedenkens für Gewaltfreiheit, Frieden und Toleranz zu setzen. In Zeiten der politischen Polarisierung unserer Stadt wird dieser Ausdruck unseres Gemeinsinns über alle trennenden Grenzen hinweg wichtiger als je zuvor", so Dr. Joachim Klose, Moderator der Dresdner AG 13. Februar.

Die Menschenkette 2015 soll den bekannten und bewährten Verlauf nehmen. Die Versammlungsleitung hat wieder der Rektor der Technischen Universität Dresden, Prof. Hans Müller-Steinhagen. Auftakt der Menschenkette wird 17.30 Uhr auf dem Neumarkt sein. Es soll folgende (Teil)Routen geben: Rathaus - Dippoldiswalder Platz, Rathaus - Synagoge, Synagoge - Carolaplatz/Brückenkopf Carolabrücke, Brückenkopf Carolaplatz/Carolabrücke - Brückenkopf Augustusbrücke / Blockhaus, Brückenkopf Augustusbrücke / Blockhaus - Schloßplatz/Theaterplatz, Schloßplatz/Theaterplatz - Postplatz, Postplatz - Dippoldiswalder Platz und neu: Schloßplatz - Terrassenufer - Hasenberg. Geschlossen wird die Menschenkette 18 Uhr beim Geläut der Dresdner Kirchenglocken. Die Menschen werden als Symbol wieder eine weiße Rose tragen.

 

„Der Tag im Februar"- Zeitzeugen sind eingeladen

Tausende Dresdnerinnen und Dresdner haben den 13. Februar 1945, den Krieg als Kinder oder Jugendliche erlebt. Aber ist das heute eigentlich ein Thema in den Familien? Das sollte es sein. Es ist die Chance, zu erfahren, wie es war, von denen die wirklich dabei waren. Wir laden ein, nachzufragen und zu reden, in den Familien. Was wissen die Generationen eigentlich von diesem Tag voneinander? Fragen Sie nach und erzählen Sie. Wir suchen ihre Geschichte und laden Sie ein, gemeinsam mit Eltern und Großeltern oder Kindern und Enkeln dabei zu sein, in der Dresdner Frauenkirche am 13. Februar 2015. Und vielleicht ist dieses gemeinsame Erinnern über Generationen eine Chance mehr, gerade die Menschen zu verstehen, die aktuell vor Kriegen flüchten. Auch nach Dresden.

Melden Sie sich gemeinsam mit Ihren Familienmitgliedern, ob jung oder alt, an, für die Gedenkveranstaltung am 13. Februar und erzählen Sie uns kurz Ihre Geschichte, was Ihre Familie mit dem 13. Februar 1945 verbindet. Kontakt: E-Mail: 13.februar@dresden.de im Internet unter www.dresden.de/gedenkveranstaltung oder per Post Landeshauptstadt Dresden, Büro der Oberbürgermeisterin, Protokoll, Dr.-Külz-Ring 19. Wir brauchen folgende Informationen:

Namen und Vornamen von jeweils zwei Personen. Einer davon sollte ein Zeitzeuge aus der Familie sein. Das Alter beider Personen, beide Adressen, eine E-Mail-Adresse und die kurze Information, was Ihre Familie mit dem 13. Februar 1945 in Dresden verbindet.

Einige Geschichten werden ausgewählt, anonymisiert und mit Vornamen und Alter in Kurzform auf unserer Internetseite zum Thema 13. Februar 1945 veröffentlicht. Unter allen, die sich an der Aktion beteiligen, werden einige ausgewählt, die dann bei der Gedenkveranstaltung am 13. Februar 2015 in der Dresdner Frauenkirche dabei sein können. Sie erhalten per Post eine Eintrittskarte. Einsendeschluss ist Freitag, 16. Januar 2015.

 

Hintergrundinformationen

13. Februar 1945 in Dresden

In den 37 Stunden zwischen dem späten Angriff des 13. Februar 1945 gegen 22 Uhr und dem Mittag des 15. Februar 1945 wurde Dresden zum Ziel von vier alliierten Luftangriffen. Zunächst bombardierten in der Nacht zum 14. Februar 1945 knapp 800 Bomber des britischen Bomber Command in zwei aufeinander folgenden Angriffen das Stadtgebiet. Sie erzeugten großflächige Brände, die sich zu einem vernichtenden Feuersturm vereinigten. Nur Stunden später, am Mittag des 14. Februar 1945, setzten reichlich 300 Bomber der USA Air Force den Angriff fort. Am darauf folgenden Vormittag folgten noch einmal etwas mehr als 200, wiederum US-amerikanische Bomber.

Bei diesen vier Luftangriffen waren etwa 2 400 Tonnen Sprengbomben und - für Dresden von besonders verheerender Wirkung - fast 1 500 Brandbomben über der Stadt abgeworfen worden. (1) Weite Teile der Stadt wurden nahezu vollständig zerstört.

Die Dresdner Historikerkommission legte 2010 ihren Abschlussbericht vor. Auftrag der Kommission war es, den „aktuellen Forschungsstand" zur Zahl der durch die Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945 getöteten Menschen festzustellen. Ihr Ergebnis: Bei den Luftangriffen auf Dresden vom 13. bis 15. Februar 1945 wurden bis zu 25 000 Menschen getötet.

Anderen wiederum retteten die Angriffe das Leben. Die noch wenigen in Dresden lebenden Juden erhalten in den Tagen vor den Angriffen den Deportationsbefehl. Der Zug in die Vernichtungslager soll am 16. Februar 1945 abfahren. Die Luftangriffe machen das unmöglich.

(1) Zitiert nach: Götz Bergander, Dresden im Luftkrieg. Vorgeschichte - Zerstörung-Folgen, Weimar 2014, S. 401. 

Link zum vollständigen Bericht: 

Menschenkette

Im Jahr 2009 wurden die Debatten über eine geeignete Form des Gedenkens immer stärker. Während die eine Seite an diesem Tag gegen die Rechtsextremisten demonstriert, fordert die andere Seite, wieder stärker an das stille Gedenken anzuknüpfen. Um diese unterschiedlichen Meinungen zusammenzuführen, berief die Oberbürgermeisterin die Arbeitsgemeinschaft 13. Februar. Sie lud neben den demokratischen Stadtratsfraktionen die Kirchen, die jüdische Gemeinde, Vertreter von Wissenschaft und Wirtschaft und Bildungsträger dazu ein, gemeinsam nach einer tragfähigen Gedenkform zu suchen. Nach langen Diskussionen einigt man sich, am 13. Februar 2010 eine Menschenkette um die Dresdner Altstadt zu bilden. Die Menschenkette sollte symbolisch die Altstadt vor den Rechtsextremisten schützen und an die Ereignisse im Februar 1945 erinnern. Ursprünglich für 1 500 Teilnehmer geplant, umschlossen mehr als 10 000 Dresdner an diesem Wintertag die Altstadt. Die Menschenkette wurde in den folgenden Jahren zum erinnerungskulturellen Konsens. Über 10 000 Menschen nehmen daran jährlich teil. Auch als darüber diskutiert wird, ob Sitzblockaden ein legitimes Mittel sind, rechtsextremistische Demonstrationen aufzuhalten, hält dieser Konsens.