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Von kopflosen Musketieren, dreisten Damen und verschwundenen Leichen - Vortrag über die Sozialgeschichte der Dresdner Anatomie im 18. Jahrhundert im Stadtarchiv

Am Montag, 10. November, 18 Uhr, lädt das Stadtarchiv Dresden, Elisabeth-Boer-Straße 1, Interessierte zum Vortrag „Von kopflosen Musketieren, dreisten Damen und verschwundenen Leichen. Die Sozialgeschichte der Dresdner Anatomie im 18. Jahrhundert" mit dem Historiker Dr. Alexander Kästner ein.

Die Geschichte der Medizin ist ohne die Geschichte der Anatomie nicht denkbar. Mit ihr verbunden ist aber nicht nur eine Geschichte des Fortschritts von medizinischem Wissen und ärztlicher Praxis, sondern auch eine Geschichte von gruseliger Faszination, Angst und Schrecken. Den meisten Menschen des 18. Jahrhunderts galt die anatomische „Zerstückung" ihres Körpers als abscheulicher Horror. Die Widerstände gegen die Ablieferung von Leichen an die Anatomien waren daher enorm und führten etwa in England und den frühen Vereinigten Staaten von Amerika sogar zu bewaffneten Revolten gegen die Obrigkeiten.

Seit 1748 besaß auch Dresden innerhalb einer medizinisch-chirurgischen Lehranstalt ein anatomisches Theater. In diesem Vortrag wird dessen Entstehungsgeschichte sowie auf Basis einzigartiger Quellen vor allem die Geschichte „seiner" Leichen erzählt. Damit soll jenen am Rande der Gesellschaft stehenden und häufig entrechteten Menschen wieder eine Stimme verliehen werden, ohne deren unfreiwillige Körperspenden die Geschichte der modernen Medizin nicht denkbar wäre. Der Referent nimmt die Zuhörer mit auf eine etwas andere Reise durch das barocke Dresden.

Dr. Alexander Kästner ist promovierter Historiker und arbeitet seit April 2007 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit in Dresden. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem „Historische Kriminalitätsforschung" in Kursachsen (1547 bis 1815), „Geschichte des Todes und hier speziell Sozialgeschichte der frühneuzeitlichen Anatomien" sowie die „Geschichte der Gewalt und Geschichte des Duells in der Frühen Neuzeit" und „Die Darstellung von Geschichte im Film". Der Vortrag ist kostenfrei.