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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2014/10/pm_068.php 28.05.2015 22:50:38 Uhr 16.08.2024 05:56:18 Uhr

Grabanlage für Säuglinge und Kleinkinder auf dem Dresdner St.-Pauli-Friedhof

Entwurf liegt vor - Unterstützung für Umsetzung gesucht


Am Donnerstag, 16. Oktober stellte Annika Dube-Wnḝk vom Verein Jugend Arbeit Bildung e. V. gemeinsam mit Detlef Thiel, Amtsleiter des Amtes für Stadtgrün und Abfallwirtschaft, den Gestaltungsentwurf für die Grabanlage für 225 Säuglinge und Kleinkinder von osteuropäischen Zwangsarbeiterinnen auf dem St.-Pauli-Friedhof vor. Er integriert verschiedene Ideen des im Mai dieses Jahres vorgestellten Schülerprojektes. „Insbesondere der Gedanke, die Individualität jedes einzelnen Kindes hervorzuheben, fand sich in fast allen Entwürfen wieder“, berichtet Detlef Thiel. Jedes Kind soll eine kleine, individuell gestaltete Tafel aus modellierbarem Kunststein erhalten, auf der Name und Lebensdaten festgehalten werden. Diese Tafeln werden aneinandergefügt einen etwa 90 Meter langen Fries ergeben und damit die Größe der Grabstätte und die Dimension der Geschehnisse verdeutlichen. Der Karton, welcher statt eines Sarges zur Beerdigung diente, wird von den Jugendlichen als Gestaltungselement aufgegriffen. Einige solcher Kartons werden nachgestaltet und zu einer Skulptur zusammengefügt, auf der ein Text über das Schicksal der Kinder Platz findet. Im Fokus steht nun die Umsetzung. Interessierte aller Generationen werden herzlich eingeladen, sich einzubringen und eine Tafel oder mehrere Tafeln für die verstorbenen Kinder zu gestalten. Wer sich beteiligten möchte, meldet sie sich bitte telefonisch oder per E-Mail bei Annika Dube-Wnḝk, E-Mail: sopa3@jab-dd.de oder Telefon (01 52) 23 42 58 45, (03 51) 2 89 25 28) an. Sie koordiniert und leitet gemeinsame Treffen an. Konkrete Termine stehen noch nicht fest, sollen aber ab November angeboten werden. Finanziert wird die Umsetzung durch Bundesfördermittel für Kriegsgräber. Die neu gestaltete Kindergrabanlage soll 2015, anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung vom Faschismus eingeweiht werden.

Hintergrund:
Auf dem Dresdner St.-Pauli-Friedhof befindet sich ein schlichtes Sammelgrab für 225 Kinder von ehemaligen osteuropäischen Zwangsarbeiterinnen. Die Säuglinge und Kleinkinder starben von 1943 bis 1945 aufgrund mangelhafter Ernährung und unzureichender Pflege in der sogenannten Ausländerkinder-Pflegestätte in Hellerberge. Die Tatsache, dass in den Ausländerkinder-Pflegestätten Säuglinge und Kleinkinder durch gezielte Vernachlässigung zu Tode kamen, dass den verletzlichsten und in ihrer Abhängigkeit vollkommen wehrlosen Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft die Fürsorge verweigert wurde, verdeutlicht die Grausamkeit nationalsozialistischer Gewaltherrschaft. „Umso wichtiger ist die Auseinandersetzung der Bürgerinnen und Bürger Dresdens mit diesem Teil der Stadtgeschichte“, sagt Dr. Solveig Buder, Geschäftsführerin des Vereins Jugend Arbeit Bildung e. V.
Derzeit weist nur ein Stein mit der Inschrift: "Hier ruhen Kinder der Bürger der polnischen Republik und Kinder der Bürger der U.D.S.S.R 1939 - 1945" auf das Schicksal der Kinder hin. Der überwiegende Teil der Grabstätte ist als solche nicht zu erkennen. Im Sinne einer neuen, von bürgerschaftlichem Engagement getragenen, Gedenkkultur arbeitet die Stadtverwaltung Dresden gemeinsam mit dem Verein Jugend Arbeit Bildung e. V. daran, die Grabanlage würdig zu gestalten. Schülerinnen und Schüler verschiedener Dresdner Schulen haben sich mit diesem relativ unbekannten Kapitel der Stadtgeschichte beschäftigt und Entwürfe zur Neugestaltung der Grabanlage erarbeitet. Diese Entwürfe stellten sie am 27. Mai 2014 auf dem St.-Pauli-Friedhof vor.

Informationen auch unter: www.zwangsarbeiterkinder-dresden.de