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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2014/08/pm_016.php 28.05.2015 22:47:14 Uhr 18.09.2024 10:19:03 Uhr

Jugendamt musste 474 Kinder im Jahr 2013 in Obhut nehmen

Im Jahr 2013 nahmen die Jugendämter in Deutschland 42 100 Kinder und Jugendliche in Obhut. In 474 Fällen musste das Jugendamt in Dresden die Notbremse ziehen und ein Kind aus einer Familie nehmen: „Kinder von ihren Eltern zu trennen, ist immer das äußerste Mittel - die Ultima Ratio", sagt Claus Lippmann, Leiter des Dresdner Jugendamtes. „Leicht fällt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Schritt nie. Es ist immer ein Balanceakt. Dabei hat das Wohl des Kindes oberste Priorität."
1528 Hinweise bekam das Jugendamt in Dresden im vergangenen Jahr auf mögliche Misshandlungen von Kindern und Jugendlichen. Es waren und sind Nachbarn, Bekannte, Kinderärzte, Schulen und Kindertagesstätten, die das Jugendamt auf den Plan riefen. Viele Kinder und Jugendliche melden sich aber auch selbst.
Das Jugendamt kümmert sich um jeden einzelnen Fall. 21 Prozent dieser gemeldeten Verdachtsfälle stuften die Mitarbeiter im vergangenen Jahr als so alarmierend und schwerwiegend ein, dass unverzüglich gehandelt werden musste. In solchen Fällen leiden Kinder und Jugendliche unter akuten Gefahren. Sie erleben schwere Konflikte in der Familie, Misshandlungen, sexuelle Gewalt. Dann ist die Inobhutnahme der letzte Ausweg - der „Rettungsring", den das Jugendamt werfen muss. Eine solche Entscheidung fällt nicht am Schreibtisch: „Wir gehen raus und machen Hausbesuche. Schließlich müssen wir uns ein genaues Bild verschaffen", sagt dazu Claus Lippmann. Wenn es darum geht, ein Kind aus einer Familie herauszuholen, um es zu schützen, dann geschieht dies in Einzelfällen notfalls auch gegen den erklärten Willen der Sorgeberechtigten. In derartigen Fällen wird immer das Familiengericht mit eingeschaltet. Dieses hat dann das letzte Wort und entscheidet, was für das Wohl des Kindes richtig und notwendig ist.
Für Kinder und Jugendliche, für die eine Rückkehr in ihre Familie nicht in Betracht kommt, sucht das Jugendamt dann eine geeignete Unterbringung - zum Beispiel eine Pflegefamilie. „Hier wartet das auf sie, was sie bislang vermisst haben: Aufmerksamkeit und Zuwendung, Zuneigung und Liebe. Es ist so etwas wie eine ‚zweite Startchance fürs Leben' - mit deutlich besseren Vorzeichen", so der Amtsleiter weiter.
Den Eltern ein Kind entziehen zu müssen, bedeutet aber auch, es aus seinem sozialen Umfeld herauszuholen. Deshalb setzt das Jugendamt Dresden auf Prävention. Es bietet eine Fülle von Hilfen für belastete Familien an, um es erst gar nicht soweit kommen zu lassen. Krisenmanagement - bevor es knallt und die Situation eskaliert, heißt die Lösung. Denn: „Jedes Kind, das in der eigenen Familie nicht mehr gut aufgehoben ist, ist ein Kind zu viel. Und immer steckt eine menschliche Tragödie dahinter", erläutert Claus Lippmann. Sorge bereiten ihm vor allem auch die große Anzahl gefährdeter Säuglinge und Kleinkinder. Allein in diesem Jahr (Stand 30. Juni 2014) mussten bereits 40 Kinder unter drei Jahren in Obhut genommen werden, darunter auch 16 Neugeborene. Um dies zu verhindern, spannt das Jugendamt einen riesigen Schutzschirm für Kinder und Jugendliche in der eigenen Familie auf. So gibt es mittlerweile in Dresden ein dichtes Netz der so genannten Frühen Hilfen für werdende Eltern und Eltern mit Kindern bis zum dritten Lebensjahr. Dazu gehören Familienhebammen, Begrüßungsbesuche des Jugendamtes bei Eltern nach Geburt eines Kindes, Familiengesundheitspaten, ein Pool von Ehrenamtlichen für die Unterstützung von Familien in schwierigen Situationen und vieles mehr. Alle Berufsgruppen, die mit Kindern, Jugendlichen und Familien arbeiten haben sich dafür in Netzwerken für Kinderschutz und Frühe Hilfen zusammengefunden. Ausführliche Informationen dazu stehen im Internet unter www.dresden.de/kinderschutz.