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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2013/01/pm_081.php 28.05.2015 22:18:13 Uhr 04.01.2025 19:26:31 Uhr

Geschenkt, verfemt, beschlagnahmt – jetzt zurück in der Sammlung

Otto Dix' Gemälde „Sonnenaufgang" (1913) kehrt zurück in die städtischen Sammlungen Dresden

 

Dank großzügiger Unterstützung konnte die Städtische Galerie Dresden, das Kunstmuseum der Landeshauptstadt, gemeinsam mit vier namhaften Stiftungen mit Otto Dix‘ „Sonnenaufgang" ein Schlüsselgemälde aus dem Frühwerk eines der wichtigsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts für ihre Sammlung zurück erwerben. Auf der Herbstauktion der Villa Grisebach, am 28. November 2012, wurde der Ankauf durch die Städtische Galerie Dresden bekannt gegeben und somit das Highlight aus der Auktion zurückgezogen. „Dies ist eine Sternstunde für mich als Museumsdirektor. Dass sich innerhalb so kurzer Zeit vier engagierte Stiftungen zusammenschlossen, um den Erwerb dieser für Dresden historisch einmaligen Arbeit von Dix zu ermöglichen, ist ein großes Glück", so Dr. Gisbert Porstmann, Direktor der Museen der Stadt Dresden.

Bis 1933 besaßen die städtischen Sammlungen Dresden einen international bedeutenden Bestand an Werken der Klassischen Moderne. Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde das Schicksal dieser Sammlung besiegelt: Eine große Anzahl von Kunstwerken wurde beschlagnahmt. Die Werke wurden in Dresden und in anderen Orten Deutschlands diffamierend präsentiert sowie 1937 in die Münchener Ausstellung „Entartete Kunst" integriert. Darunter befand sich auch das Gemälde „Sonnenaufgang" von Otto Dix. Der Künstler hatte es 1920 dem Museum geschenkt.

Otto Dix' „Sonnenaufgang" gehört zu den sehr wenigen der damals beschlagnahmten Werke, von denen bekannt ist, in welche Sammlungen sie gelangten. Nachdem das Gemälde im Juli 1937 als „entartet" beschlagnahmt wurde, lagerte es im Depot Schloss Schönhausen des Berliner Reichspropagandaministeriums und gelangte 1943 nach Güstrow zu dem Kunsthändler Bernhard A. Böhmer. Nach dessen Tod wurde es zwischen 1945 und 1947 nach Westdeutschland überführt und ist von da an in verschiedenen privaten Sammlungen nachweisbar.

Wie kaum ein anderes Gemälde ist das Werk mit der städtischen Kunstsammlung, der Stadt und der jüngeren deutschen Geschichte verbunden: Otto Dix ist einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts mit internationaler Geltung. Seine wichtigsten Lebens- und Schaffensjahre verbrachte er in der Kunststadt an der Elbe. 1920 schenkte er dem engagierten Museumsdirektor Paul Ferdinand Schmidt das Frühwerk „Sonnenaufgang". Es symbolisiert eine Vorahnung der apokalyptischen Ereignisse des Ersten Weltkrieges und nimmt so eine Schlüsselrolle im frühen Schaffen des Künstlers ein. Durch die Beschlagnahme und durch die Diffamierung als „entartet" repräsentiert das Gemälde exemplarisch die Geschichte vieler weiterer Kunstwerke der Klassischen Moderne und deren Schicksal im „Dritten Reich".

Dank der großzügigen und engagierten Unterstützung der folgenden vier Stiftungen Kulturstiftung der Länder, Hermann Reemtsma Stiftung, Rudolf-August Oetker-Stiftung für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Denkmalpflege, Ernst von Siemens Kunststiftung konnte die Städtische Galerie Dresden dieses zentrale Werk ihrer Sammlung nach dem Verlust im Jahre 1933 für die Stadt Dresden und ihre Sammlungen zurück erwerben. Die Stadt Dresden erhält das Gemälde somit zum zweiten Mal geschenkt.

Zur ersten Präsentation des „Sonnenaufgangs" nach seiner Rückkehr in die Landeshauptstadt wurde eigens eine kleine Ausstellung zusammengestellt: Kurzfristig erklärten sich die Städtischen Sammlungen Freital bereit, Dix' „Selbstbildnis als Mars" (1915) auszuleihen. Der Künstler hatte sich 1914 freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet und deswegen die Studien an der Dresdner Kunstgewerbeschule abgebrochen. Rückblickend sagte er 1961 dazu: „Der Krieg war eine scheußliche Sache, aber trotzdem etwas Gewaltiges. Das durfte ich auf keinen Fall versäumen. Man muß den Menschen in diesem entfesselten Zustand gesehen haben, um etwas über den Menschen zu wissen ...". Wie selbstbewusst sich der junge Künstler damals sah, wird nicht erst in diesem Porträt deutlich: Bereits vor seinem Studium entstand das ebenfalls gezeigte und im Besitz der Städtischen Galerie Dresden befindliche frühe Selbstporträt von 1912.

Ein Aquarell von Christoph Voll (1897-1939) ergänzt die Schau: Es teilt das Schicksal vieler Kunstwerke der städtischen Sammlungen: Im Rahmen der Beschlagnahmung durch die Nationalsozialisten gingen insgesamt 498 Werke verloren. Der größte Teil gilt bis heute als verschollen. Nur wenige gelangten in nationale und internationale Museen. Der „Akt am Ofen" (1920) von Christoph Voll befand sich in der privaten Fishman-Collection in den Vereinigten Staaten. Überraschend bot im Jahr 2010 ein Münchener Auktionshaus das Blatt an, welches dann mit Hilfe des Freundeskreises Städtische Galerie Dresden - Atelierbegegnungen e. V. erworben werden konnte.

Wichtiger Hinweis: Das herausragende Selbstporträt aus Freital, „Selbstbildnis als Mars",  ist nur bis zum 28. Februar 2013 zu besichtigen!

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