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Kein Bock auf Schule – Hilfe für Schulverweigerer und deren Eltern

Vor drei Wochen hat das neue Schuljahr begonnen. Immer wieder fehlen vereinzelt Schülerinnen und Schüler unentschuldigt und benötigen Hilfe. 2012 mussten bereits 418 Bußgeldbescheide aufgrund von Schulpflichtverletzungen ausgestellt werden.

Vertreter des Jugendamts und des Schulverwaltungsamtes stellten heute, 20. September, Beratungsmöglichkeiten und Projekte zur Prävention von Schulverweigerung und Schulversagen vor. Eltern wünschen sich für ihre Kinder möglichst den optimalen und einen gesellschaftlich anerkannten Bildungsweg. Der frühzeitig einsetzende Leistungsdruck und die Entscheidungsverantwortung für den weiteren Bildungsweg wirken sich teilweise negativ auswirken. Aus Angst vor der Schule kann eine Schulphobie werden, die vielleicht im Schulschwänzen endet.

Die vielfältigen Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit, Jugendsozial- und Jugendverbandsarbeit in Dresden leisten auch einen wichtigen Beitrag dazu, Gefährdungen und Risiken zu erkennen (Gewalt oder Vernachlässigung im häuslichen Umfeld, Mobbing, Abhängigkeit und Sucht), ihnen vorzubeugen und mit den Kindern, Jugendlichen und ihren Familien geeignete Lösungsstrategien zu entwickeln.

In Dresden gibt es mehr als 40 derartige Angebote - kleine Treffs, größere Häuser sowie Aktivspielplätze und Jugendfarmen. Darüber hinaus existieren vielfältige Angebote in den 49 evangelisch-lutherischen und 13 katholischen Kirchgemeinden und eine Vielzahl von Angeboten in den Jugendsektionen der Dresdner Sportvereine sowie zahlreiche soziokulturelle Einrichtungen. Schülerinnen und Schüler werden dort beraten, unterstützt und begleitet. Wichtige soziale Kompetenzen werden vermittelt und auch Elternkompetenz gestärkt. „Ganz wichtig ist die Hilfe vor Ort durch die Schulsozialarbeiter", weiß Sabine Mamedowa, Sachgebietsleiterin für Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit im Dresdner Jugendamt. Bereits seit Ende der neunziger Jahre wird Schulsozialarbeit an Dresdner Schulen durch das Jugendamt gefördert. Mit Beginn des Schuljahres 2011/2012 stehen Schulsozialarbeiter/-innen an 20 Dresdner Schulen Kindern und Jugendlichen als Ansprechpartner und Vertrauensperson zur Seite.

Gerade für die Eltern und das nähere Umfeld sind Erziehungsberatungsstellen wichtige Anlaufstellen. Gemeinsam werden dort Lösungen bei Problemen in der Familie und bei der Erziehung gesucht. In Dresden gibt es fünf Erziehungsberatungsstellen beim Jugendamt und fünf Erziehungsberatungsstellen in freier Trägerschaft. In den Teams arbeiten Psychologen, spezifisch qualifizierte Sozialpädagogen sowie therapeutische Fachkräfte eng zusammen. Allein in den fünf städtischen Beratungsstellen haben im vergangenen Jahr mehr als 1 500 Kinder, Jugendliche und Familien die Beratung gesucht und mehr als 10 000 Konsultationstermine wahrgenommen. Das Thema Schule hat dabei viel Raum eingenommen: Leistungs- und Verhaltensprobleme, Entwicklungsbeeinträchtigungen, die Entscheidung über den Bildungsweg und Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen (ADHS, ADS) standen im Mittelpunkt. Die Schulpsychologischen Beratungsstellen suchen mit Einverständnis der Eltern Kontakt zu den Lehrern und Horterziehern, um einen Einblick über das Klassengefüge, die Beziehungen zwischen den Schülern und der Lernatmosphäre im Schulalltag zu bekommen. „Erster und wichtigster Interventionsschritt bei der anschließenden Therapie ist die schnellstmögliche Wiedereingliederung in die Schule", erzählt Renate Schubert, Psychologin in der Erziehungsberatungsstelle des Jugendamtes. „In Beratungsgesprächen versuchen wir die Eltern darin zu ermutigen, klare und durchsetzbare Regeln für den Schulbesuch aufzustellen und diese auch konsequent durchzusetzen", so Schubert weiter.

Die beiden Koordinierungsstellen „Schulverweigerung - Die 2. Chance" in Dresden werden von dem ESF-Bundesprogramm „Initiative JUGEND STÄRKEN" und der Landeshauptstadt Dresden seit 2009 (bis vorerst 2013) gefördert. Die Teams im Dresdner Osten und Westen koordinieren die Unterstützungsangebote für die schulische und soziale Integration von Schülern. „Wir schaffen Voraussetzungen zur (Re-)Integration des Schulverweigerers und implementieren dabei verschiedene Unterstützungsangebote, um neue Motivationsanstöße für einen geregelten Schulbesuch gemeinsam zu erarbeiten", erläutert Jost Otto, Projektkoordinator der Koordinierungsstelle in Dresden Ost. In der ersten Förderperiode (2009 - 2011) konnten über 50 Prozent der Teilnehmer/-innen des Projekts in die Regelschule reintegriert oder in andere Maßnahmen weiter vermittelt werden. Mit dem sächsischen Modellprojekt „Chancengerechte Bildung" ist es seit März 2012 möglich, das am Förderzentrum „A.S. Makarenko" und an der „Dinglingerschule", Schule zur Lernförderung, zwei Sozialarbeiter/-innen zusätzlich tätig sein können. Das Projekt richtet sein Hauptaugenmerk auf eine individuelle Begleitung und Unterstützung von Schüler/-innen zur Reintegration aus der Förderschule in die Regelschule.

Wird festgestellt, dass ein/e Schüler/-in unentschuldigt fehlt, sucht die Schule zunächst den Kontakt zu den Eltern, um die individuelle familiäre und schulische Situation näher zu erörtern. Die Schulsozialarbeit schlägt Brücken für eine Hilfe durch den Stadtteilsozialdienst des Jugendamtes und vermittelt in geeignete Hilfsangebote „Die Zusammenarbeit zwischen den Dresdner Schulen und dem Schulverwaltungsamt zur frühzeitigen Erkennung von Schulverweigerung funktioniert sehr gut", sagt Stefanie Gilbricht, Sachbearbeiterin Schulpflichtüberwachung in Schulverwaltungsamt. Das Verfahren zum Umgang mit Schulpflichtverletzungen regelt die gemeinsame Verwaltungsvorschrift des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus und Sport, des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und des Sächsischen Staatsministeriums des Innern zur Zurückdrängung von Schulpflichtverletzungen und Schulverweigerung (VwV Schulverweigerer). Diese räumt den Schulen einen vielfältigen Ermessensspielraum im Umgang mit Schulpflichtverletzern ein (siehe Anhang). Erst in letzter Konsequenz wird ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. 2011 mussten insgesamt 583 Bußgeldbescheide ausgestellt werden, 2010 waren es 372.

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