Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2011/03/pm_95.php 29.05.2015 02:36:57 Uhr 30.11.2024 02:00:06 Uhr |
Kunstnatur-Lebensspur: neue Ausstellung in der Galerie 2. Stock öffnet am 6. April
Am 6. April 2011 eröffnet Kulturbürgermeister Dr. Ralf Lunau 18 Uhr in der Galerie 2. Stock im Rathaus Dr.-Külz-Ring 19 die zweite Ausstellung der einjährigen Ausstellungsreihe „Spiegelfeld Dresden“ – danach führt die Kunsthistorikerin Astrid Petermeier in die Ausstellung „Kunstnatur-Lebensspur“ ein. Musikalisch gestaltet wird die Eröffnung von der Band „Hannelore Dorschkopp“ mit Stepptanz und Percussion. Geboten wird auch eine „Flut“ genannte Aktion mit Claudia Reh und Matthias Jackisch (Lichtmalerei & Steinflöte).
Die Ausstellung zeigt Werke von vier Künstlern der freien Künstlergruppe „Zwölf Nischen“: Lutz Fleischer, Dirk Fröhlich, Matthias Jackisch und Claudia Reh. Sie sind Grenzgänger zwischen Kunst und Leben, wobei ihre Arbeiten mehr als nur an die Nischenwand gebannte, in sich geschlossene, künstlerisch-ästhetische Einheiten sind. Sie tragen Mitteilung und Sinn in sich, überbrücken zeitliche Abläufe und weisen in der gestalterischen Kraft auf Formen gesteigerten Lebendigseins hin. So wird Kunst zum Deutungsträger, zu einer Zwischenform menschlichen Seins. Das Ausstellungsthema „Kunstnatur-Lebensspur“ umschreibt die enge Verzahnung von Kunst und Leben: Das Leben erschafft die Kunst. Leben wird dabei als Aktion begriffen, aber auch als in die Umwelt projizierte Suche, durch die Kunst gefunden, geformt und erschaffen wird. Es ist ein Finden, um zu geben und zu ordnen – ein Zwiegespräch zwischen Leben und Kunst.
Jeder der vier Künstler setzt dabei einen anderen Schwerpunkt:
Die Kunst von Lutz Fleischer, 1956 in Dresden geboren, ist vielseitig und vielschichtig, privat und öffentlich. Sie trägt die Begabung des Witzes und des Spiels in sich. Er sucht, findet, sammelt, archiviert, setzt zusammen, transformiert und bannt auf Papier, aufs Brett und in den Rahmen, wobei die Pointe sich als erlösende Wahrnehmungsbereicherung in uns entfaltet und uns zugleich verwirrt und entwirrt. Auf langen Fußmärschen Gefundenes, an sich nutzlos erscheinendes, wird durch oft kleinste Veränderungen und durch den Akt des Konservierens (zum Teil auch in Prospektfolien) zu etwas Wichtigem deklariert. Scheinbarer „Abfall“ findet durch die rettende Hand des Künstlers Exil in der Kunst. Kurz gesagt: Wir werden von unserer nachlässigen Alltagswahrnehmung entgiftet.
Dirk Fröhlich, 1967 in Dohna geboren und seit 1985 in Dresden lebend, arbeitet als Wort-, Bild- und Klangkünstler. Er hat sich für die Ausstellung von Türen in den Gängen des Neuen Rathauses inspirieren lassen. Er öffnet Räume durch einzelne, zu Sinnzeichen rückgeführte Schriftzeichen, die er innerhalb türengroßer Umrahmungen an die Wand platziert. So ist uns die Möglichkeit des Eindenkens und Einfühlens überlassen, wir treten durch das Zeichen in geistige Welten, werden sensibilisiert für den Denkraum, das forschende Sichannähern an unbekannte Zusammenhänge durch Denken. Die Zeichen sind dabei wie Meilensteine, aus seinem umfangreichen dichterischen Werk entnommene und verbundene bedeutungsgeladene Inhaltsträger. So gesehen ist Denken ein lebendiger, vom Wort zum Bild mündender Akt.
Matthias Jackisch ist 1958 in Oschatz geboren und über Sachsen hinaus bekannt als Bildhauer, Performancekünstler und Grafiker. Seine Werke sind assoziativ, eine aus bewussten Überlegungen geborene Idee, die als Abtasten von Grenzmöglichkeiten, aber auch als Metapher des Lebens gedeutet werden kann. Rahmen werden kleine Figuren vorgelagert, die knapp vor der Wand zu schweben scheinen. Die Figuren befinden sich also in einem verkürzten räumlichen Zwischenraum nahe dem Relief und doch entbunden, sie gehen zwischen geschützt und ungeschützt ein eigenwilliges Spiel mit räumlicher Ausladung und geduldeter Entfernung, Annäherung und Distanz ein. Ein weiteres Thema eröffnet sich in der Situation des außerhalb des Rahmens sein Wollens und doch in unmittelbarer Nähe sein Müssens.
Claudia Reh, 1970 in Königs Wusterhausen geboren, lebt seit 1988 in Dresden. Mit bemer-kenswerter Vielseitigkeit lebt sie die verschiedenen Möglichkeiten, die das Kunstschaffen ermöglicht, und sensibilisiert uns in ihren Performances, Aktionen und Installationen für Klang, Licht und Schatten, für Offenes und Verborgenes, für Neues im Gewohnten. So erschafft sie durch Bewegung, durch Lichtprojektionen neue Räume, neue Formen und gibt Orten eine eigene Lebendigkeit. Der Beitrag für die Ausstellung „Kunstnatur-Lebensspur“ ist aus der Sammlung aus „Relikten“ von Aktionen und Filmen entnommen, die aus dem dokumentarischen Zusammenhang gerissen als Puzzle von der Künstlerin zusammengestellt wurden. Die Arbeiten haben einen eigenständigen Charakter, weisen aber auch wieder rückkoppelnd auf das Geschehen hin, aus dem sie hervorgehen. So ist Kunst ein lebendiger Prozess, in dem es keine Entfremdungen gibt, sondern immer wieder Möglichkeiten der Wiederaufnahme und Vermischung von Entstandenem, zeitlich gesehen ein Verschmelzen von Davor, Währenddessen und Danach.
Die Ausstellung kann vom 7. April bis 24. Juni 2011 besucht werden. Geöffnet ist die Galerie 2. Stock montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.