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Stadtarchiv übernimmt zwei wichtige Sammlungen

Originale vom Zirkus Sarrasani und aus dem Nachlass von Kammermeister Ernst Schicketanz

Der Amtsleiter des Dresdner Stadtarchivs, Thomas Kübler konnte heute gleich zwei „höchstbewertete" Archive in den Bestand seines Hauses übernehmen. Die Nichte des Kapellmeisters Ernst Schicketanz, Margarete Schicketanz, schenkte dem Stadtarchiv Dresden eine Sammlung von Unterlagen ihres Onkels, darunter die Orchesterpartitur und das Textbuch der Kinderkomödie „Max und Moritz", Fotos, Briefe und Plakate. Die Geschäftsführung des Zirkus Sarrasani übergab alte Programmhefte, Werbung, Akten der Verwaltung und das vollständig erhaltene Archiv der Geschäftsführung. Ernst Schicketanz wurde 1890 in Reichenberg/ Nordböhmen (heute: Liberec) geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er am Prager und Wiener Konservatorium. Nach Verpflichtungen als Kapellmeister in verschiedenen deutschen Städten kam er 1919 an das Residenz - und Centraltheater. Hier nahm er auch Gesangsunterricht. 1925 gehörte Schicketanz zu den Mitbegründern des „Dresdner Senders" (Rundfunk), dem er bis 1933 als ständiger Gast zur Verfügung stand. Ab 1927 war er als musikalischer Leiter mit der großen russischen Primaballerina Anna Pawlowa auf Tournee. Nach ihrem Tod 1931 kehrte Schicketanz nach Dresden zurück. Tatsächlich war Dresden der Ort in seinem wechselvollen Leben, an dem er sich die längste Zeit - nämlich 14 Jahre - aufhielt. Von Ernst Schicketanz stammt die Musik zu vielen Bühnenstücken u. a. die Operette „Die 1002. Nacht", das Ballett „Struwelpeter" und das Ballett „Schwan kleb an!" sowie „Max und Moritz" und „Hänsel und Gretel". Schicketanz starb 1966 in Parchim /Mecklenburg. Der Theaterwissenschaftler Dr. Hansjörg Schneider schrieb zahlreiche Publikationen über Schicketanz und regte die Übergabe der Sammlung bei der Familie an.

Das Stadtarchiv erhält ca. 200 Originale, darunter sein Realschulzeugnis, Briefe, Fotos, die Orchesterpartituren seiner Operetten, Plakate, Zeichnungen sowie Tondokumente und Notizen.

Der Bestand ist eine Bereicherung der Dresdner Stadtgeschichte und wird für historische Forschungen zur Verfügung gestellt.Zirkus Sarrasani - fragt man einen Dresdner nach den bekanntesten Sehenswürdigkeiten, Personen oder Institutionen, diese Antwort ist fast immer dabei. Umso größer ist die Freude nun im Dresdner Stadtarchiv, hier einen großen Teil dieser Geschichte mit ca. acht laufenden Metern Unterlagen übernehmen zu können. Das gesamte Archiv des Zirkus Sarrasani ist erhalten. Von Briefen Hans Stosch-Sarrasanis an das Schulamt, über eine Sammlung von Programmheften bis zu Plakaten und Zeitungsartikeln des Zirkus ist alles dabei. Das Dresdner Stadtarchiv wird die Archivalien registrieren, teilweise restaurieren und anschließend der öffentlichen Nutzung zur Verfügung stellen.

Das Unternehmen Zirkus Sarrasani gründete Hans Stosch, der ursprünglich als Dressurclown „Sarrasani" auftrat. 1901 baute er in Radebeul den eigenen Zirkus auf, mit dem er sich im März 1902 in einem 3 600 Personen fassenden Zelt in Meißen vorstellte. Dieser Zirkus entwickelte sich zur größten und berühmtesten Wanderschau Europas. 1910 erwarb Stosch ein Gelände am Carolaplatz, um hier den modernsten Zirkusbau Europas zu errichten. Besonders berühmt wurde Stosch mit Schauen großer Gruppen von Menschen und Tieren. Der nach dem Tode des Gründers von Hans Stosch jun. (1897 bis 1941) und später von dessen Ehefrau Trude geleitete Zirkus spielte noch am 13. Februar 1945, bis der Bombenhagel seine Dresdner Existenz auslöschte. In den fünfziger Jahren wurden die Gebäudereste abgebrochen. Ehemalige Mitarbeiter agierten 1946/48 im Zirkus Aeros auf dem Alaunplatz, der aus dem restlichen Sarrasani-Material bestand. Seit Juni 1990 ist Zirkus Sarrasani zurück in Dresden.

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