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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2008/05/pm_049.php 29.05.2015 01:34:26 Uhr 04.01.2025 19:02:44 Uhr

Erster Sächsischer König bald auf dem Schlossplatz

Denkmal Friedrich August I. von Bildhauer Rietschel wird am 29. Mai eingeweiht

Am 29. Mai 2008 wird das restaurierte Denkmal des sächsischen Königs Friedrich August I. (der Gerechte), welches aus der Hand des Bildhauers Ernst Rietschel stammt, mit einem feierlichen Akt und per Kran auf seinen neuen Standplatz vor dem Ständehaus auf dem Schlossplatz gehoben. Musikalisch werden der Dresdner Kammerchor und die Rathauspfeifer dieses Ereignis begleiten. Bürgerinnen und Bürger Dresdens sind ab 16 Uhr herzlich eingeladen, dabei zu sein.

Die Bronzeplastik musste restauriert werden, weil sie durch Umwelteinflüsse stark beschädigt war. Bis zum November 2007 stand das Denkmal von Friedrich August I. neben dem Japanischen Palais am Palaisplatz. Am 27. November wurde es heruntergehoben und in die Werkstatt der Firma Fuchs und Girke (die Firma restaurierte bereits den Golden Reiter) transportiert. Nun findet die Plastik zwischen Hofkirche und Freitreppe zur Brühlschen Terrasse einen attraktiven Standort. Hier stand ursprünglich ein Reiterstandbild von König Albert, welches nach 1952 verloren ging.

Restaurierung

In der Werkstatt der Firma Fuchs und Girke in Ottendorf-Okrilla wurde die Plastik in seine Einzelteile zerlegt. Sie erhielt ein neues Stützgerüst aus Edelstahl. Die Statik wurde überprüft und alle Oberflächen gereinigt. Verlorene Teile des Lorbeerkranzes und am Schwert der Gerechtigkeit konnten ergänzt und Einschusslöcher repariert werden. Zum Schluss erhielt die Arbeit Rietschels einen Überzug aus mikrokristallinem Schutzwachs. Nun ist das Denkmal bereit für die Montage.

Die Restaurierung wird aus dem Nachlass der Familie Sprung (1) finanziert und kostet insgesamt ca. 205 390 Euro. Eine Plakette auf dem Gehweg vor dem Denkmal soll daran erinnern.

Urkunde

Beim Demontieren des Denkmals und Abbau des Sockels fand die Firma Fuchs und Girke in einer Flasche eine Urkunde. Sie zeugt von der „ Denkmalversetzung, April 1930 aus dem Zwingerhof auf den Wilhelmsplatz". Aufgezählt sind die beteiligten Personen. Eine Kopie dieser Urkunde wird wieder Platz im restaurierten Denkmal finden. Das Original erhält das Dresdner Stadtarchiv. Friedrich August I. „der Gerechte" wurde am 23. Dezember 1750 geboren und starb am 5. Mai 1827 in Dresden. Unter dem Namen Friedrich August III. war er ab 1763 Kurfürst und von 1806 bis 1827 erster König von Sachsen. 1791 wurde er zum König von Polen gewählt, amtierte jedoch nur von 1807 bis 1815 als Herzog von Warschau. Friedrich August I. war der Sohn von Kurfürst Friedrich Christian von Sachsen und dessen Gemahlin Maria Antonia Walpurgis. Weil er noch minderjährig war, vertraten ihn bis 1768 seine Mutter (vormundschaftliche Regentin) und sein Onkel Prinz Xaver (Administrator). 1806 erhielt er durch Napoleon die sächsische Königskrone. Damit bekam Sachsen eine Staatsqualität, die sich von einem Kurfürstentum im heiligen römischen Reich unterschied und die im Freistaat Sachsen erhalten blieb. Friedensliebe, Rechtschaffenheit und Besonnenheit des Monarchen in Verbindung mit großem Einsatz bei der Verteidigung seines Rechtsstandpunktes verhinderten die von Preußen betriebene Auslöschung der Selbstständigkeit des sächsischen Staates. Friedrich August der Gerechte setzte sich als Großherzog von Warschau persönlich für den Erhalt des polnischen Staates ein. Das erklärt auch die vielen polnischen Emigranten nach 1830 in Sachsen.

Ernst Rietschel

Ein Grund für die Restaurierung und Wiedererrichtung des Denkmals ist seine künstlerische Bedeutung für die Plastik des 19. Jahrhunderts. Von Semper und Thürmer stammt der Sockel, das Bild des Monarchen von Ernst Rietschel. Ernst Rietschel (1804 bis 1861) ist der Begründer der Dresden Bildhauerschule des 19. Jahrhunderts. Ab 1832 war er Professor an der Dresdner Kunstakademie und trug hier wesentlich zur Reform der Bildhauerausbildung bei. Er setzte realistische, lebensnahe Bildhauerkunst durch. Vorbilder für eine Sitzhaltung gibt es wohl im ausgehenden 18. und im 19. Jahrhundert. Das Neue und Einzigartige ist „der Herrscher als ein Nachdenkender". Hier wie auch mit den Statuen der Frömmigkeit, Weisheit, Gerechtigkeit und Milde bringt Rietschel die zeitgenössische Auffassung des Königtums in der Zeit der Entstehung des Denkmals 1831 - 1843 zum Ausdruck. Es ist die Zeit der Durchsetzung der sächsischen Verfassung von 1831 - „der nachdenkliche Monarch als Sinnbild für die historische Situation der Monarchie im 19. Jahrhundert" - wie Werner Schmidt es charakterisierte.

2004 lenkte der 200. Geburtstag des Bildhauers Ernst Rietschel die Aufmerksamkeit auf dieses Meisterwerk der Bildhauerkunst des 19. Jahrhunderts: auf das Denkmal Friedrich August des Gerechten. Historiker, Vertreter der Sächsischen Akademie der Künste und des Semperclubs brachten den neuen Standort auf dem Schlossplatz ins Gespräch. Eine Restaurierung war nötig, ein Standortwechsel also möglich. Die bedeutenden Monumentalbauten des Schlossplatzes sowie die historischen und inhaltlichen Beziehungen charakterisieren den gewählten neuen Standort als eine glückliche Entscheidung. Mit der Umgestaltung des Zwinger-Innenhofes ab 1924 folgte die Umsetzung an das Japanische Palais.

(1) Prof. Dr. Hans Bernhard Sprung war von 1946 bis 1963 Direktor der Chirurgischen Klinik der Medizinischen Akademie „Carl Gustav Carus". Seine Ehefrau setzte die Stadt Dresden als Alleinerbin des Nachlasses von ca. 900 000 Euro ein, mit der Maßgabe, das Geld für die Restaurierung von Kunstwerken zu verwenden. Bisher finanzierte Dresden aus dem Nachlass einen Brunnen im Blüherpark sowie die Restaurierung von vier barocken Plastiken und neun Vasen.

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