Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2007/10/pm_084.php 29.05.2015 01:26:00 Uhr 20.01.2025 03:13:43 Uhr |
Erster Band mittelalterlicher Dresdner Stadtbücher veröffentlicht
Edition „Stadtbücher Dresdens und Altdresdens (1404-1535 ) startet
Seit dem Frühjahr 2006 arbeiten die Historiker der Technischen Universität Dresden, Jens Klingner und Robert Mund, unter der Leitung von Prof. Dr. Jörg Oberste von der Universität Regensburg und dem Amtsleiter des Dresdner Stadtarchivs, Thomas Kübler an der Edition „Stadtbücher Dresdens und Altdresdens (1404-1535 )", die in vier Bänden veröffentlicht werden soll: Band 1: Die drei ältesten Dresdner Stadtbücher (1404-1476), Band 2: Das vierte und fünfte Dresdner Stadtbuch (1477-1505), Band 3: Das sechste und siebente Dresdner Stadtbuch (1505-1535), Band 4: Die beiden Altendresdner Stadtbücher des Mittelalters (1412-1528).
Der amtierende Oberbürgermeister Dr. Lutz Vogel präsentierte heute gemeinsam mit dem Marketing-Direktor der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, Andreas Rieger und dem wissenschaftlichen Team den ersten Band der Edition. Er umfasst die ältesten drei Stadtbücher aus dem 15. Jahrhundert und enthält im ersten Teil die vollständige Überarbeitung der von Elisabeth Boer im Jahr 1963 veröffentlichten Edition des ältesten Stadtbuches (1404-36) und im zweiten Teil das zweite Stadtbuch (1437-1454), welches im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen ist und anhand der Aufzeichnungen Otto Richters teilweise rekonstruiert wurde. Die Transkription Transkription - lautgerechte Übertragung in eine andere Schrift und Kommentierung des dritten Stadtbuches (1454-1476) bildet den dritten Abschnitt des Bandes. Der zweite Band der Edition soll Ende des Jahres 2008 erscheinen, die beiden letzten Bände bis Ende 2010.
Unterstützt wird dieses bedeutende Projekt von der Ostsächsischen Sparkasse Dresden und dem Kulturamt der Landeshauptstadt Dresden.
Das Buch ist im Uni-Verlag Leipzig erschienen und ab heute im Buchhandel für 55 Euro erhältlich (ISBN: 978-3-86583-212-2).
Die Stadtbücher sind die wichtigste Quelle zur spätmittelalterlichen Verfassungs-, Wirtschafts-, Sozial- und Alltagsgeschichte Dresdens im 15. und frühen 16. Jahrhundert. Die Edition, die neben dem Text auch eine historische Einleitung, einen kritischen Kommentar zu jedem Eintrag und ein allgemeines Register aller Orts- und Personennamen enthält, leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung der frühen Dresdner Stadtgeschichte. Von der Edition ausgehend, sind weitere Impulse für die Dresdner Geschichtsforschung der nächsten Jahre zu erwarten. Die wertvollen, schwer zu entziffernden Handschriften aus Pergament oder Papier befinden sich heute in der Obhut des Stadtarchivs Dresden.
Was sind die Dresdner Stadtbücher?
Eine der größten Leistungen des mittelalterlichen Bürgertums war die Durchsetzung seines Rechtes auf Freiheit und Selbstbestimmung. Stadträte und Bürgermeister standen an der Spitze der Bürgerschaft. In Dresden wird der erste Bürgermeister im Jahre 1292 erwähnt. Stadtschreiber, Kämmerer und Notare sorgten für die geordnete Stadtverwaltung. Das Stadtbuch, das im Jahre 1404 angelegt wurde, verzeichnete die vielfältigen Angelegenheiten des Stadtrates. Neben offiziellen Beschlüssen und Verträgen zogen auch Bürger vor den Rat, um ihre privaten Geschäfte, Familien- oder Rechtsangelegenheiten zu regeln: Eheverträge, Testamente, Erbteilungen, Quittungen, Stiftungen für die Dresdner Kirchen und Hospitäler, Kauf- und Kreditgeschäfte, Handwerksordnungen, Neubürgerlisten, Schiedssprüche und Ratsbeschlüsse - die Dresdner Stadtbücher gewähren einen faszinierenden Einblick in den Alltag des städtischen Gemeinwesens und seiner Bürger. Mit ihrer Hilfe lässt sich die Geschichte Dresdens im Zeitalter des glanzvollen wettinischen Aufstiegs, der Hussitenkriege und der Reformation neu schreiben.
Die Überlieferung
Das Stadtarchiv Dresden bewahrt sechs der sieben Dresdner Stadtbücher aus den Jahren 1404 bis 1535 sowie die beiden Altendresdner Stadtbücher von 1412 bis 1549. Lediglich das zweite Dresdner Buch von 1437 bis 1453 ging während des Zweiten Weltkrieges verloren. Für das älteste Stadtbuch liegt eine Transkription von Elisabeth Boer aus dem Jahre 1963 vor. Ebenfalls überliefert sind ein Findregister für die Jahre 1454 bis 1519 sowie eine Reihe von Wachstafeln, ein äußerst seltener Fund aus den Jahren 1437 bis 1456. Jedes Buch umfasst zwischen 60 und 150 Pergamentblättern; im ärmeren Altendresden konnte man sich zumeist nur das weniger beständige Papier leisten. Mit wenigen lateinischen Ausnahmen sind die Einträge in frühneuhochdeutscher Sprache mit obersächsischer Einfärbung gehalten. Die spätmittelalterliche Kursivschrift variiert zwischen den verschiedenen Stadtschreibern, denen die Stadtbücher oblagen.
Schwer lesbar sind die erledigten Einträge, die von den Schreibern in der Regel durchgestrichen wurden. Insgesamt bedürfen mehr als 2.000 eng beschriebene Pergament- oder Papierseiten sowie eine Reihe von Einzelblättern, Urkunden und Tafeln der wissenschaftlichen Edition und Kommentierung.
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