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Gedenken an Jorge Gomondai

Dresden benennt einen Platz nach Rassismusopfer

 

Jorge Gomondai (geb. 1962) kam aus Mosambik in die DDR um zu lernen und zu arbeiten, dem Schicksal vieler Vertragsarbeiter folgend. Am Ostersonntag 1991 fand ihn eine Straßenbahnfahrerin gegen 4 Uhr blutüberströmt auf der Straße in der Nähe des heutigen Albertplatzes. Zwei Tage später, am 6. April 1991 erlag er seinen Verletzungen. Die Ermittlungen führten sehr bald zur rechtsradikalen Szene. Die Täter hatten Gomondai gehetzt und zum Sprung aus der fahrenden Straßenbahn gezwungen. Das Landgericht verhängte für die drei Täter Freiheitsstrafen bis zu 2,5 Jahre. Sie sind längst wieder frei.

 

Heute wurde ein Teil der Dresdner Hauptstraße (Richtung Albertplatz) in „Jorge-Gomondai-Platz" umbenannt. Der Platz liegt in unmittelbarer Nähe des Tatortes. Die Namensweihe fand im Beisein der Mutter Luísa Nhandima und des Bruders Pita Paulo Joao Gomondai statt. Der Zweite Bürgermeisters Herbert Feßenmayr, der Vorsitzende des Ausländerbeirates, Dimitros Ambatielos und der Botschafter von Mosambik, S.E. Carlos dos Santos sprachen Grußworte. Insgesamt nahmen über 250 Bürgerinnen und Bürger, Mitglieder des Ausländerbeirates und des Vorbereitungskreises Gomondai-Gedenktag teil. 

 

Der Erste Bürgermeister Dr. Lutz Vogel im Vorfeld der Veranstaltung: „Dresden setzt mit dieser Geste ein weiteres Zeichen gegen Rassismus, Nazis und Gewalt. Die Benennung dieses Platzes nach Jorge Gomondai soll helfen, Opfer und Geschichte nicht zu vergessen und Mut machen für Bürgercourage, gegen Intoleranz. "

 

Botschafter von Mosambik, S.E. Carlos dos Santos heute auf der Veranstaltung: "Dieser Platz wird ein Symbol der Solidarität. Ich danke allen Menschen, die heute hier her gekommen sind. Lieber Mutter, lieber Bruder, der Tod Eures Liebsten war nicht umsonst."

 

Nach der Enthüllung des Schildes sprach der Bruder Pita Paulo Joao Gomondai bewegende Worte: "Dieser Tag bedeutet einen großen Schritt im Kampf gegen Rassismus und Intoleranz. Auf dieses Zeichen hat Mosambik und unsere Familie lange gewartet."

 

Im März 1992 rief der Ausländerrat Dresden e.V. gemeinsam mit der Ausländerbeauftragten dazu auf, den Jahrestag der Bluttat als eine Mahnung gegen Rassismus und rechtsradikale Gewalt zu begehen. Ein Vorbereitungskreis Dresdner Vereine und Kirchen organisierte die erste Gedenkfeier und einen Schweigemarsch. Mittlerweile ist der Gedenktag an Jorge Gomondai zu einer wichtigen Tradition geworden. Sein Todestag wird jedes Jahr zum Anlass genommen, nicht nur um ihn zu ehren, sondern auch für ein friedliches Miteinander und gegen Rassismus einzutreten.

 

Der Ausländerbeirat der Stadt Dresden initiierte die Benennung eines Platzes nach Jorge Gomondai als Zeichen der Ehrung eines Opfers rechtsradikaler Gewalt und eines Symbols des Engagements für ein würdiges Zusammenleben der Menschen in Dresden, unabhängig von ihrer Herkunft. Der Stadtrat folgte im September 2006 mehrheitlich diesem Vorschlag, eingebracht von mehreren Fraktionen des Stadtparlaments im April 2006.

 

„Die Einweihung des Platzes im Beisein der Angehörigen des Opfers sind ein wichtiges Signal, das uns in unseren Anstrengungen für ein friedliches und gleichberechtigtes Miteinander, gegen Rassismus und Gewalt bestärkt. Die Ideologie, die hinter der Bluttat vor 16 Jahren stand, spukt leider immer noch in den Köpfen einer Minderheit. Nach wie vor werden Menschen aus fremdenfeindlichen Motiven heraus beleidigt, angegriffen, zutiefst gedemütigt und schwer verletzt", so Dimitrios Ambatielos, Vorsitzender des Ausländerbeirates Dresden.

 

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