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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2007/03/pm_079.php 29.05.2015 01:16:04 Uhr 18.09.2024 10:11:41 Uhr

Gedenken an Jorge Gomondai: Dresden benennt einen Platz nach dem Mosambikaner

Jorge Gomondai (geb. 1962) kam aus Mosambik in die DDR, um zu lernen und zu arbeiten, dem Schicksal vieler Vertragsarbeiter folgend. Am Ostersonntag 1991 fand ihn eine Straßenbahnfahrerin gegen 4 Uhr blutüberströmt auf der Straße in der Nähe des heutigen Albertplatzes. Zwei Tage später, am 6. April 1991, erlag er seinen Verletzungen. Die Ermittlungen führten sehr bald zur rechtsradikalen Szene. Die Täter hatten Gomondai gehetzt und zum Sprung aus der fahrenden Straßenbahn gezwungen. Das Landgericht verhängte für die drei Täter Freiheitsstrafen bis zu 2,5 Jahren.

Am Freitag, 30. März 2007, wird Dresden einen Teil der Hauptstraße (Richtung Albertplatz) in „Jorge-Gomondai-Platz“ umbenennen. Die Namensweihe findet 14 Uhr in Beisein des Zweiten Bürgermeisters Herbert Feßenmayr, der Ausländerbeauftragten, dem Ausländerbeirat und des Vorbereitungskreises Gomondai-Gedenktag statt. Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, dabei zu sein. Der Erste Bürgermeister Dr. Lutz Vogel: „Dresden setzt mit dieser Geste ein weiteres Zeichen gegen Rassismus, Nazis und Gewalt. Die Benennung dieses Platzes nach Jorge Gomondai soll helfen, Opfer und Geschichte nicht zu vergessen und Mut machen für Bürgercourage und gegen Intoleranz. “

Im März 1992 rief der Ausländerrat Dresden e.V. gemeinsam mit der Ausländerbeauftragten dazu auf, den Jahrestag der Bluttat als eine Mahnung gegen Rassismus und rechtsradikale Gewalt zu begehen. Ein Vorbereitungskreis Dresdner Vereine und Kirchen organisierte die erste Gedenkfeier und einen Schweigemarsch. Mittlerweile ist der Gedenktag an Jorge Gomondai zu einer wichtigen Tradition geworden. Sein Todestag wird jedes Jahr zum Anlass genommen, nicht nur um ihn zu ehren, sondern auch für ein friedliches Miteinander und gegen Rassismus einzutreten.

Der Ausländerbeirat der Stadt Dresden initiierte die Benennung eines Platzes nach Jorge Gomondai als Zeichen der Ehrung eines Opfers rechtsradikaler Gewalt und eines Symbols des Engagements für ein würdiges Zusammenleben der Menschen in Dresden, unabhängig von ihrer Herkunft. Der Stadtrat folgte im September 2006 mehrheitlich diesem Vorschlag, eingebracht von mehreren Fraktionen des Stadtparlaments im April 2006.

„Die Einweihung des Platzes im Beisein der Angehörigen des Opfers ist ein wichtiges Signal, das uns in unseren Anstrengungen für ein friedliches und gleichberechtigtes Miteinander, gegen Rassismus und Gewalt bestärkt. Die Ideologie, die hinter der Bluttat vor 16 Jahren stand, spukt leider immer noch in den Köpfen einer Minderheit. Nach wie vor werden Menschen aus fremdenfeindlichen Motiven heraus beleidigt, angegriffen, zutiefst gedemütigt und schwer verletzt“, so Dimitrios Ambatielos, Vorsitzender des Ausländerbeirates Dresden.