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Dresden erinnert an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953

Gedenken
Der Erste Bürgermeister Dr. Lutz Vogel gedenkt am kommenden Sonnabend (17. Juni) im Beisein weiterer Politiker, Verbandsvertreter und Gäste der Ereignisse und Opfer des Volksaufstandes in der DDR vor 53 Jahren. Alle Dresdnerinnen und Dresdner sind dazu herzlich um 11 Uhr zum Postplatz/Ecke Marienstraße eingeladen. An der hier seit 1993 angebrachten Gedenktafel legt das Stadtoberhaupt nach einer kurzen Ansprache einen Kranz nieder.

Vortrag
Im Stadtarchiv Dresden, Elisabeth-Boer-Straße 1, hält die Historikerin Dr. Heidi Roth am nächsten Montag (19. Juni) einen Vortrag zum Thema „Der 17. Juni 1953 — Meilenstein oder Fußnote in der Geschichte der Stadt und des Bezirkes Dresden“. Er beginnt 18 Uhr und ist kostenfrei zu besuchen. Die Autorin der Monografie „Der 17. Juni 1953 in Sachsen“ stellt die Besonderheiten des Aufstandes in und um Dresden dar und ordnet sie in die Lokal- und Regionalgeschichte ein. Der Vortrag wird vom Frauenstadtarchiv innerhalb der Reihe „Frauen(-)wirken in Dresden“ gemeinsam mit der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung angeboten.

Zwischen dem 16. und 21. Juni 1953 kam es in etwa 700 Orten der DDR zu spontanen Protestaktionen, die den jungen Staat grundlegend erschütterten. Ausgehend vom Streik einiger hundert Ostberliner Bauarbeiter waren am Ende republikweit über eine Million Menschen am Volksaufstand beteiligt. Sie wendeten sich anfangs gegen zu hohe Normen, die schlechte Lebenslage und das beengte geistige Klima und forderten bald den Rücktritt der Regierung, freie Wahlen und die Wiederherstellung der deutschen Einheit. Zentren des Aufstandes waren vor allem Berlin, Halle, Leipzig, Merseburg, Bitterfeld, Magdeburg, Jena, Gera, Dresden, Görlitz und Niesky.

Die Ereignisse kumulierten am 17. Juni 1953. Die Aufständischen legten die Arbeit nieder, versammelten sich auf Straßen und Plätzen und erstürmten die örtlichen Zentren der Macht. Über 167 Stadt- und Landkreise wurde der Ausnahmezustand verhängt. Mit Hilfe sowjetischer Truppen wurde der Aufstand in kurzer Zeit niedergeschlagen. Es gab Tote, Verwundete und Gefangene. Hart wurde mit den Führern der Bewegung abgerechnet.

Auch Dresden war einer der Schauplätze des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953. Hier ergriffen insbesondere die Beschäftigten der großen Produktionsbetriebe im Südosten der Stadt, etwa des Sachsenwerkes und des Brücken- und Stahlhochbaus, die Initiative und zogen trotz Ausnahmezustandes zum Zentrum der Stadt. Auf dem Postplatz, Theaterplatz und Altmarkt versammelten sich rund 10.000 Aufständische. Bis zum Abend wurde die Menschenmenge von der Kasernierten Volkspolizei mit Hilfe sowjetischer Panzereinheiten aufgelöst. Die Streikführer Wilhelm Grothaus und Fritz Saalfrank erhielten lange Zuchthausstrafen.

In der offiziellen Geschichtsschreibung der DDR wurde der Volksaufstand jahrzehntelang verschwiegen oder verfälscht dargestellt. Er sollte als vom Westen gesteuerter konterrevolutionärer Putsch gelten, der gegen den ersten Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden gerichtet war. Er diente auch zur Rechtfertigung des Mauerbaus am 13. August 1961. Die historische Aufarbeitung nach 1990 belegt jedoch, dass der Juni-Aufstand spontan und ohne jede programmatische Vorbereitung und organisatorische Planung ausgebrochen war. Bis heute symbolisiert das Datum den Freiheitswillen des Volkes, der sich 1989 endgültig Bahn brach und in der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 erfüllte.

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