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Vortrag im Stadtarchiv: Frühneuzeitliche Witwenschicksale in Dresden

Am Montag, 4. Juli laden das Frauenstadtarchiv und das Stadtarchiv Dresden in Kooperation mit der Gleichstellungsbeauftragen für Frau und Mann zum Vortrag ein. Dr. Martina Schattkowsky spricht über„Fürstliche Witwen in der Frühen Neuzeit. Schicksale zwischen Glanz und Elend“. Dieser Beitrag, als Teil der Vortragsreihe „Frauen(-)wirken in Dresden“, beginnt 18.00 Uhr im Stadtarchiv auf der Elisabeth-Boer-Straße 1. Der Eintritt ist kostenfrei.

Der Vortrag handelt vom Facettenreichtum des Witwenstandes. Neben den eher traditionellen Aufgaben von fürstlichen und adligen Witwen, etwa in der Heiratspolitik, in familiären Fragen sowie auf dem Gebiet der Wohltätigkeit und Religiosität, streben verwitwete Fürstinnen und Adlige im Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit nach aktiver Teilhabe an der Herrschaftsausübung. Sie sorgen sich um die "Memoria“ und die Selbstdarstellung des fürstlichen Geschlechts. Das breitgefächerte Handlungsspektrum der Frauen steht dabei im Zusammenhang mit den fundamentalen gesellschaftlichen, politischen, konfessionellen und geistigen Veränderungen ihrer Zeit. Zum Beispiel hatten privilegierte Frauen Einfluss auf Prozesse der frühmodernen Herrschafts- und Territorialstaatsbildung. Außerdem engagierten sie sich für die konfessionellen Reformbestrebungen der Kirche.

Bei den Forschnungsarbeiten stellte sich heraus, dass fürstliche und adlige Witwen in der frühneuzeitlichen Gesellschaft innerhalb gesicherter sozialer Netzwerke ein gewichtiger politischer Machtfaktor waren. Parallel dazu eroberten sie sich auch auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet Gestaltungsmöglichkeiten. Das Thema “Witwenschaft” sperrt sich hartnäckig gegen wissenschaftliche Typologisierungsversuche. Je nach Zeit, Religion, Rechtskultur und Rechtsstatus, finanzieller Situation und persönlicher Prägung entwickelten sich die Lebensumstände von Witwen, trotz gemeinsamer Erfahrung des Todes des Ehemannes, sehr unterschiedlich.

Wie sich das Leben der privilegierten Frauen nach dem Tod ihres fürstlichen Gemahls tatsächlich gestaltete, wie sie die persönliche Herausforderung meisterten und neue Betätigungsfelder in Politik, Ökonomie und Kunst fanden, zeigt der Vortrag an konkreten Schicksalen. Eine zentrale Rolle spielt dabei Herzogin Elisabeth von Sachsen, als Witwe bekannt geworden unter Elisabeth von Rochlitz. Jenseits gängiger Stereotypisierungen von Witwen werden dabei die materiellen und rechtlichen Voraussetzungen der Witwenexistenz ebenso berücksichtigt wie konfessionelle und familiäre Hintergründe, Lebensalter, Bildung und Erziehung oder Persönlichkeitsstrukturen.

Durch die Vorstellung konkreter Lebenswirklichkeiten sollen Bilder vermittelt werden, die nicht von vornherein Klischeevorstellungen von der armen und leidenden Witwe folgen und insofern auch nicht zu euphorisch von einem "goldenen Zeitalter der Frau“ ausgehen.

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