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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2005/06/c_074.php 29.05.2015 00:45:36 Uhr 18.09.2024 10:10:56 Uhr

Gestohlener Schmuck kehrt nach 28 Jahren in das Stadtmuseum Dresden zurück

Am 20. September 1977 ereignete sich im Museum für Geschichte der Stadt Dresden, dem heutigen Stadtmuseum Dresden, einer der größten Kunstdiebstähle der DDR-Zeit: Bis heute unbekannt gebliebene Täter raubten während der regulären Öffnungszeit des Museums aus einer dreiteiligen mit Panzerglas versehenen Vitrine insgesamt siebenundfünfzig wertvolle Schmuckgegenstände. 38 Kunstgegenstände sind jetzt zurück in Dresden. Oberbürgermeister Ingolf Roßberg präsentierte heute einen Teil des Schmucks gemeinsam mit Kulturbürgermeister Dr. Lutz Vogel, dem Direktor des Stadtmuseums Dresden und dem Vorstand der Ostsächsischen Sparkasse Dresden vor Vertretern der Medien.

Was wurde gestohlen?
Einzigartig in ihrer Ausführung ist die Königskette der Privilegierten Bogenschützen-Gesellschaft zu Dresden mit 15 Anhängern, die zwischen 1590 und 1877 gestiftet wurden. Diese zeichnen sich besonders durch ihr edles Material und die kunstvolle Fertigung aus. Ihre Beschriftungen weisen auf die jeweiligen Stifter und das Schenkungsjahr hin, wie z. B. auf den Kurfürsten Johann Georg II., 1663 oder die Kurfürstin Magdalena Sybilla, 1676. Seit 1891 wurde die Königskette im damals neu gegründeten Stadtmuseum ausgestellt. Zu den ebenso gestohlenen Kunstgegenständen gehörten Grabfunde aus der Dresdner Sophienkirche, die zwischen 1602 und 1802 auch als Begräbnisstätte diente. Dabei handelte es sich um eine Kette der Jagdgesellschaft des Kurfürsten Christian II., sechzehn Ringe, siebzehn Arm- und Halsbänder sowie Ketten, fünf Schmuckrosetten und Manschettenknöpfe sowie einen Gesangbuchdeckel.

Wie wurde nach dem gestohlenen Schmuck gefahndet?
Nach dem Diebstahl setzte eine große Fahndungsaktion durch die staatlichen Behörden der DDR ein. Die Polizei bildete eine Sonderkommission, an der zahlreiche Kriminalisten beteiligt waren. Wie in solchen Fällen üblich, ermittelte gleichzeitig das Ministerium für Staatssicherheit. Ab dem 22. September 1977 wurde die Öffentlichkeit umfassend über diesen großen Kunstdiebstahl durch Tageszeitungen, Nachrichtenmeldungen in und außerhalb der DDR informiert. Vor dem Ankauf des gestohlenen Kunstgutes wurde eindringlich gewarnt.

Das Auffinden von gestohlenen Stücken in den Jahren 1986 und 1999
Fast zehn Jahre fehlten jegliche Hinweise auf die gestohlenen Schmuckstücke. Doch dann wurde in einem Hamburger Auktionshauses im Jahre 1986 ein Anhänger der Königskette angeboten. Die DDR-Behörden baten die Bundesstaatsanwaltschaft in Bonn um Hilfe, was zu einem ersten Erfolg führte: 1987 kehrte der erste der siebenundfünfzig gestohlenen Kunstgegenstände nach Dresden zurück. Weitere zwölf Jahre vergingen, bis sich 1999 durch den Hinweis eines Münchner Kunstkenners weitere achtunddreißig Objekte bei einem Münzhändler in Oslo anfanden. Dieser hatte die Schmuckstücke bereits vor siebzehn Jahren erworben. Nach achtzehn Objekten wird gegenwärtig immer noch gefahndet, dazu gehört eine Kette der Jagdgesellschaft von 1611.

Der Bestand des Stadtmuseums an Grabfunden aus der Sophienkirche
Vor dem Diebstahl von 1977 umfasste der Bestand an Grabfunden aus der Sophienkirche im Stadtmuseum Dresden insgesamt 268 Objekte. Es handelte sich dabei nicht, wie oft behauptet wird, um einen Schatzfund, sondern um Grabfunde aus über sechzig verschiedenen Begräbnisstätten.
Die Erneuerung des Fußbodens der Sophienkirche im Jahre 1910 erforderte die Entfernung der darunter liegenden Grüfte aus dem 17. Jahrhundert, die inzwischen zusammengestürzt waren und so ein statisches Problem darstellten. Die Grabmäler und Wertgegenstände wurden damals sorgfältig geborgen. Neben typischen Grabbeigaben, wie Gebetbüchern, Kruzifixen, Perlenkränzen und Totenringen fand man auch wertvolle Ordensketten, Armbänder, Ringe und Kleinodien, die Reichtum, Stellung und Einfluss der Bestatteten symbolisieren sollten. Diese Schmuckstücke wurden bereits 1910 in das Stadtmuseum gebracht und zum Teil dort auch ausgestellt.
In den Jahren 1964 und 1967 sicherten Mitarbeiter des Stadtmuseums bei dem von den DDR-Behörden rigoros angeordneten Abbruch der gesamten Anlage in Notbergungen weitere Schmuckstücke aus Gräbern, die 1910 noch nicht geöffnet wurden.

Präsentation in der neuen Dauerausstellung des Stadtmuseums
Die nach einer Odyssee in das Stadtmuseum zurückgekehrten Kunstgegenstände und Grabfunde werden in der neuen Dauerausstellung einen speziellen Ort bekommen und mehr als je zuvor dazu einladen, sich auf eine Reise in die Geschichte der Stadt Dresden zu begeben.

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