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Elfriede Lohse-Wächtler und Inge Thiess-Böttner - Vortrag über das Schicksal der Malerinnen aus Dresden

Am Montag, 23. Mai, 18 Uhr stellt Norbert Landsberg zwei Malerinnen aus Dresden und ihr Schicksal vor: Elfriede Lohse-Wächtler und Inge Thiess-Böttner. Damit wird die Vortragsreihe des Frauenstadtarchivs „Frauen(-)wirken in Dresden“ fortgesetzt, zu der die Gleichstellungsbeauftragte einlädt. Interessierte sind im Stadtarchiv Dresden, Elisabeth-Boer-Straße 1 willkommen, erreichbar mit der Straßenbahn Linien 7 und 8, Haltestelle Heeresbäckerei. Der Eintritt ist kostenfrei.

Ihre Arbeiten nannte Inge Thiess-Böttner einmal „Musik für die Augen“. Wer sich darin vertieft, erkennt in den Arbeiten auf Papier und Leinwand, in Schablonendrucken, Serigrafien und bemalten Keramiken ihre besondere Art, sich erdachte Wirklichkeiten auf ihren Malgrund zu holen.

Heute erinnert eine eindrucksvolle Gedenkstätte an dieses grauenvolle Kapitel in der jüngeren deutschen Geschichte.

Die Malerin Inge Thiess-Böttner kommt 1924 in einem begüterten Elternhaus in Dresden-Striesen zur Welt. Von klein auf will sie Künstlerin werden. Sie besucht die private Malschule von Weiland Simonson Castelli in Dresden und nimmt noch 1944 ein Kunststudium auf. Nach dem Bombenangriff beteiligt sie sich an der Trümmerbeseitigung auf der Brühlschen Terrasse. Aufgrund ihrer Abstammung – sie ist kein Arbeiterkind – wird ihr allerdings nach dem Krieg ein weiteres Studium verwehrt. Erst 1949 kehrt sie an die Kunsthochschule zurück, lernt den Umgang mit Farben und bei Wilhelm Lachnit das konstruktive Gestalten von Flächen. Als „Form ohne Inhalt“ gerät sie damit ins Kreuzfeuer der Formalismusdebatte. Später schließt sie der Künstlerverband der DDR wegen „artfremder Tätigkeiten“ aus, was einem Berufsverbot gleichkommt. Der Grund: Sie entwirft kunsthandwerkliche Objekte, Figuren für das Kinderfernsehen wie Flax und Krümel. In Künstlerkreisen ist sie anerkannt, offiziell sind ihre Arbeiten jedoch kaum zu sehen. Erst die Wende bringt der Künstlerin die verdiente Anerkennung.

Wer noch nie Bilder von Elfriede Lohse-Wächtler gesehen hat, wird bei der Beschäftigung mit Katalogen und Ausstellungen von und über sie staunen. Man kann exzellente Zeichnungen und Aquarelle entdecken, die durchaus mit dem frühen Expressionismus oder dem Verismus eines Dix oder Felixmüller vergleichbar sind. Vor allem ihre Porträtzeichnungen sind hoch professionell. Dabei hat sie nur wenige Malkurse belegt, sich das meiste autodidaktisch und im Kontakt mit Malern angeeignet.

1899 in der Vorstadt Dresden-Striesen geboren, verlässt Frieda Wächtler mit 17 Jahren die elterliche Wohnung, zieht in das Atelier des Malers Conrad Felixmüller, wird bald mit dem Freundeskreis um Otto Dix und Otto Griebel bekannt. 1921 heiratet sie den Maler und Chorsänger Kurt Lohse, der sich jedoch bald einer anderen Frau zuwendet. Die Trennung löst eine schwere seelische Krise in Elfriede Lohse-Wächtler aus. Sie wird in eine Hamburger Nervenklinik gebracht. Zunächst als geheilt entlassen, kehrt sie 1931 zu ihren Eltern nach Dresden zurück. Der autoritäre Vater schickt sie in die psychiatrische Anstalt nach Arnsdorf. Sie erlebt zwar noch einmal eine kreative Phase, doch mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 scheint ihr Schicksal besiegelt. 1935 wird sie als Nervenkranke zwangssterilisiert, gehört am 31. Juli 1940 zum ersten Verlegungstransport aus Arnsdorf auf den Pirnaer Sonnenstein und wird noch am gleichen Tag im Keller der Euthanasie-Anstalt vergast.

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