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Vortrag über Mary Wigman und ihre Schule in Dresden im Stadtarchiv

Mit 23 Jahren verlässt die aus einer wohlhabenden Bürgerfamilie stammende Mary Wigman (1886–1973) ihr Elternhaus in Richtung Dresden-Hellerau. Damit entscheidet sich die höhere Tochter aus dem braven Hannover bewusst gegen die biedere Beschütztheit einer wilhelminischen Großbürgerfamilie und für die Unabhängigkeit als Tänzerin. In Dresden-Hellerau beginnt die künstlerische Laufbahn der international bekannten Tanzregisseurin, -pädagogin und Ausdruckstänzerin Mary Wigman. Sie begann die Jacques-Dalcroze-Methoden in Hellerau zu studieren, fand jedoch mit deren Hilfe nicht zum Ziel eines echten, den Willen zum künstlerischen Ausdruck entspringenden Tanzes. Wenige Jahre später, am 7. November 1919 präsentiert Mary Wigman im bis zum letzten Platz gefüllten Saal der Kaufmannschaft ihr erstes eigenes Tanzkonzert in der sächsischen Hauptstadt – eine Tänzerin von unerhörter Eigenart offenbarte den Zuschauern einen völlig neuen Tanzstil. Seit etwa 1921 arbeitete sie sehr zielstrebig und detailliert an der Eröffnung ihrer Schule, der „Wigman-Schule“ Dresden, die 1925 amtlich anerkannt wurde. Das Schulkonzept zielte auf die Berufsausbildung von Tänzern und Tanzpädagogen für freien Tanz.

Von Dresden aus eroberte Mary Wigman mit ihrem Tanz und ihrer Pädagogik die Welt. Ihre Schule war nicht nur eine der ersten Berufsschulen für modernen Tanz in Europa und den USA, sondern ebenso wesentlicher Dreh- und Angelpunkt für die Entwicklung des modernen (spitzenlosen) Bühnentanzes, der Tanz- und Bewegungspädagogik und sogar der Tanztherapie. Hedwig Müller fasst das tänzerische Erbe Mary Wigmans zusammen: „Sie war in ihrer Pädagogik darauf bedacht, die Schülerinnen und Schüler zu selbstständigen Tänzerinnen und Tänzern zu entwickeln, die einen eigenen choreografischen Ausdruck finden sollten. Ihr ging es um einen ,Stil’, der als Ausgangspunkt der eigenen Entfaltung diente. Und dieser Stil, die Grundzüge des freien, expressiven Tanzes, hat seinen Einfluss geltend gemacht.“Ohne ihren Tanz und ohne die ganze Bewegung des Ausdruckstanzes gäbe es das moderne Ballett nicht. Noch heute berufen sich verschiedene Tanz- und Bewegungsausbildungen auf das pädagogische Erbe Mary Wigmans – in Dresden, London, New York oder Tokio.

Unter dem Thema „Mary Wigman und ihre Schule in Dresden (1920–1942) – Eine Dokumentation“ steht ein Vortrag von Heide Lazarus. Interessierte sind dazu sowie einem anschließenden Gespräch am Mittwoch, 13. Oktober, 18 Uhr ins Stadtarchiv Dresden, Elisabeth-Boer-Straße 1 eingeladen, zu erreichen mit den Straßenbahnlinien 7 und 8, Haltestelle Heeresbäckerei. Der Eintritt ist kostenlos.

Die Veranstaltung entstand auf Initiative der Gleichstellungsbeauftragte für Frau und Mann der Landeshauptstadt Dresden, dem Stadtarchiv und dem Frauenstadtarchiv Dresden. Frau Lazarus stellt die Ergebnisse ihrer Forschung vor und präsentiert die CD-ROM „Die Akte Wigman“. Sie enthält unter anderem Dokumente, die verdeutlichen, dass Mary Wigman ohne das kulturelle Umfeld von Dresden und ohne die private und öffentliche Förderung der Wigman-Schule Dresden nie internationale Popularität hätte erlangen können. Gleichzeitig dokumentiert die CD-ROM die zeitgeschichtlichen Auseinandersetzungen auf regionaler Ebene.

Als Mary Wigman gefragt wurde, warum sie Tänzerin geworden sei, antwortete sie: „Weil der Tanz in seinem Ursprung lebendiges Leben ist und in seinen gleichnishaften Spiegelungen von diesem Leben kündet. Dazu wollte ich mich bekennen, mit allen Fasern meines Wesens.“

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