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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2004/09/c_683.php 29.05.2015 00:32:14 Uhr 17.07.2024 09:08:51 Uhr

Mit Schulmediation und Familienkonferenz will Dresden familienfreundlicher werden

Schulmediation
„Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte...“ Dass dieses alte Sprichwort nicht immer zutrifft, müssen vor allem Lehrer und Sozialarbeiter oft am eigenen Leib erfahren. Wenn sich zwei Schüler streiten, wenn Streitigkeiten eskalieren und zu handfesten Auseinandersetzungen werden, dann sind sie meist beinahe machtlos. Die Schüler lösen ihre Konflikte mit Beleidigungen und Gewalt, selbst die eigenen Eltern können nur noch tatenlos zusehen. Die Kinder haben nicht gelernt, sich richtig zu streiten.

Auf der Suche nach wirksamen Konzepten zu Gewaltprävention und friedlicher Konfliktberatung förderten Schulleiter, Lehrer, Sozialarbeiter, aber auch Schüler und deren Eltern, das Projekt Mediation im Rahmen des Bundesmodellprojektes „Soziale Stadt“ in Prohlis. Mediation ist eine Form der Streitschlichtung, bei der die von hoher Emotionalität gekennzeichneten Verhandlungen mit Hilfe eines neutralen Moderators geführt werden. Dabei wird versucht, direkt auf die Interessen und Positionen der Konfliktpartner Einfluss zu nehmen und die Standpunkte und Ziele beider Seiten so zu verknüpfen, dass eine Win-Win-Situation entsteht, die von allen akzeptiert wird. Eine sinnvolle Mediation mit Chancen auf erfolgreichen Abschluss bedarf folgender Voraussetzungen:

- Alle Teilnehmer müssen grundsätzlichen Willen zum Konsens zeigen. 
- Jeder Teilnehmer muss die Legitimität der anderen Beteiligten anerkennen. 
- Kein Beteiligter darf Dominanz aufweisen. 
- Alle teilnehmenden Gruppen müssen die gleichen Informationen erhalten. 
- Die Zahl der Teilnehmer muss überschaubar sein. 
- Es muss Konsens über die Person des Moderators herrschen. 
- Verbindlichkeit und Durchsetzung der Beschlüsse muss sichergestellt sein.

Sind diese Voraussetzungen gegeben, läuft die Mediation idealtypisch in drei Phasen ab: die Phase der Vorverhandlungen, in denen Grundlagen geschaffen und Regeln festgelegt werden, die Verhandlungsphase, in der alle an einer gemeinsamen Lösung arbeiten, und der Vollzug bzw. die Nachverhandlungen, in denen die Beschlüsse umgesetzt und evaluiert werden. Mediation in der Schule stellt ein umfassendes Konzept sozialen Lernens dar. Konflikte sind normal und alltäglich und bieten eine Wachstums- und Entwicklungschance, wenn sie konstruktiv gelöst werden.

In Dresden begann das Jugendamt Ende der 90er Jahre im Rahmen der Präventionsarbeit gegen Gewalt von Kindern und Jugendlichen ein Netzwerk Mediation aufzubauen. Das Konzept wurde an der 64. Mittelschule erfolgreich erprobt. Im Jahr 2000 kennzeichnete das Bundesmodellprojekt Soziale Stadt die Plattenbausiedlungen Prohlis und Reicker Straße als Stadtteile mit großem Förderbedarf, da die demografische Entwicklung dort eine Konzentration von Familien mit besonderen Problemen aufweist. Das soziale Verhalten dieser Familien hat sich verschlechtert, im Konfliktfall kommt es immer öfter zu Aggressivität und Gewalt.

Seit mittlerweile drei Jahren wird in diesem Gebiet innerhalb des Modellprojektes an der Entwicklung der Mediation in Schulen und Jugendeinrichtungen gearbeitet. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Mehr als 200 Schüler nahmen an der Ausbildung zum Moderator teil, 142 Lehrer des Hülse-Gymnasiums, der 121. und 128. Mittelschule sowie der Schule für Erziehungshilfe in Prohlis besuchten entsprechende Fortbildungen. Zehn Sozialarbeiter und Lehrer absolvierten Ausbildungen zum Trainer, sechs zum Projektberater. Auch die Eltern zeigten sich interessiert: Zwei Gruppen nahmen am Elterntraining teil, zehn von ihnen erklärten sich bereit, ehrenamtlich als Streitschlichter bei Anwohnerstreitigkeiten zu fungieren. 2003 eröffnete das erste Schlichterbüro für Anwohner in Reick. Insgesamt wurde seit 1999 in 16 Schulen und zwei anderen Einrichtungen mit der Mediation gearbeitet.Nach Abschluss der Projektphase führen die Beteiligten die Schulmediation als Selbstläufer weiter.

Erste Dresdner Familienkonferenz
Mediation wird auch eines der vielen Themen der ersten Dresdner Familienkonferenz, einem Fachtag zum Thema familienfreundliche Stadt, sein, die die Stadt Dresden zusammen mit der Stadtliga und der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit am Sonnabend, 25. September, ab 9 Uhr im Dresdner Zoo veranstaltet. Hier können Familien ihre Wünsche, Probleme und Bedürfnisse direkt in die fachpolitische Diskussion einbringen. Gemeinsam wollen die Teilnehmer klären, was getan werden kann, um die Stadt familienfreundlicher zu gestalten, wer die Verantwortung dafür trägt und wer welche Aufgaben erfüllt.

An der Familienkonferenz nehmen neben Dresdner Familien auch Vertreter aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft teil: der Sächsische Landtag, das Sächsische Staatsministerium für Soziales, das Landesjugendamt, der Jugendhilfeausschuss, der Stadtrat, Wirtschaftsunternehmer aus Dresden, freie Träger, Familienzentren und der Stadtelternbeirat. Gezielt wurden 100 Familien per Zufallsauswahl eingeladen, weitere 60 Einladungen gingen an Familienzentren und werden von dort an Interessierte weitergegeben.

Die Familienkonferenz gliedert sich in zwei Teile auf. An der Konferenz vormittags, 9 bis 13 Uhr, kann nur mit Einladung teilgenommen werden, der Eintritt dazu ist frei. Ein buntes Kinderprogramm mit Spielen, Zooführung, einer Kinderstraßenbahn und vielem mehr beschäftigt die Kleinen in dieser Zeit. Die Eltern erwartet ein informativer Vormittag: Nach Begrüßungsworten von Bürgermeister Tobias Kogge, dem Geschäftsführer des Zoos Karl-Heinz Ukena sowie Arnfried Schlosser und Helma Orosz vom Sächsischen Staatsministerium, hält Gabriele Nette ein Referat zum Thema „Familie im Sozialen Wandel“. Danach bilden sich vier Arbeitsgruppen, die an verschiedenen Themen arbeiten:

1. Lebenslagen Dresdner Familien,
2. Beteiligung an der Stadtentwicklung,
3. Betreuungsangebote für Kinder,
4. Familien(bildungs)arbeit in Dresden

Anschließend stellen die einzelnen Gruppen ihre Ergebnisse vor.
Der zweite Teil, 14 bis 18 Uhr, steht allen Dresdner Familien offen. Im Verlauf des Nachmittages können die Konferenzergebnisse mit einer Stimme pro Familienmitglied bewertet werden. Der Eintritt im Zoo ist an diesem Tag für alle Besucher um 50 Prozent ermäßigt.
Partner der Familienkonferenz ist der Zoo Dresden; Stadtsparkasse, AOK und WOBA sind Sponsoren.

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