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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2003/10/c_856.php 29.05.2015 00:20:23 Uhr 16.08.2024 05:38:34 Uhr

Wiedereröffnung des Leonhardi-Museums nach zweijährigem Umbau

Nach fast zwei Jahren Bau- und Sanierungszeit öffnet das Leonhardi-Museum in Dresden-Loschwitz am 10. Oktober 2003 wieder seine Türen. Das vom spätromantischen Maler und Tintenfabrikanten Eduard Leonhardi — einem Schüler Ludwig Richters — Ende des 19. Jahrhunderts begründete Museum wurde grundlegend saniert. So muss zum Beispiel durch eine Heizungsinstallation in den Ausstellungsräumen nun keine Winterpause mehr eingelegt werden. Die künftigen Besucher erwartet ein neuer Rundgang auf erweiterten Ausstellungsflächen und ein modernes Bilderarchiv ermöglicht Blicke auf die vielfältigen Arbeiten Leonhardis. Dem Museum ist die Wiedereröffnung Anlass, eine außergewöhnliche Ausstellung zu präsentieren: Ein besonderer Blick auf die Kunst des Dresdners Hermann Glöckner.

Leonhardi-Museum — denkmalgerechte Sanierung in drei Etappen
Die Sanierung des historischen Gebäudekomplexes erfolgte unter der Bauleitung des städtischen Hochbauamtes gemeinsam mit dem Dresdner Architekturbüro Neu, Bollrich, Hofmann und Gechter in drei Bauabschnitten. Vorschläge der Museumsleitung wurden dabei im Rahmen der finanziellen und technischen Möglichkeiten einbezogen. Die Ausstellungsfläche vergrößerte sich von 213 Quadratmetern um 58 Quadratmeter auf nun 271 Quadratmeter. Eine Neuordnung des Museumskonzeptes ist damit möglich.
Im ersten Bauabschnitt 2002 wurde das Dach saniert, erste Fenster ausgetauscht, Elektroleitungen demontiert und die Farben der Fassade in Vorbereitung deren Restaurierung untersucht. Die Kosten dafür betrugen ca. 154.000 Euro. 2002 folgte der Innenausbau des Gebäudes für ca. 368.000 Euro. Wände wurden abgerissen und versetzt, Parkett verlegt und Malerarbeiten erledigt — natürlich denkmalgerecht. Die bisher nicht beheizbaren Ausstellungsräume erhielten eine Heizung und ein erneuerte Sicherheitstechnik.
Der letzte Bauabschnitt in diesem Jahr beinhaltete Arbeiten an den Außenanlagen und den Einbau eines Bildarchivs. Ein Behindertenlift erlaubt nun, dass die Ausstellungsräume in der 1. Etage künftig für jeden zugänglich sind. Die Arkaden erhielten eine Verglasung und das Gelände einen neuen Zaun. Kosten für den letzten Bauabschnitt: ca. 245.000 Euro. Die Gesamtkosten des Umbaus in Höhe von 767.000 Euro trägt zu 100 Prozent das Regierungspräsidium aus dem Förderprogramm für das Sanierungsgebiet Dresden-Loschwitz.

Ausstellung zur Wiedereröffnung - Hermann Glöckner „ Der Künstler und seine Stadt“
Seit 1. Juni 2002 ist Bernd Heise Leiter des Leonhardi-Museums. Seine erste Ausstellung im neuen Haus widmet er und sein Team dem 1889 in Dresden-Cotta geborenen und 1987 in Dresden-Loschwitz begrabenen Hermann Glöckner. Unter dem Thema „Der Künstler und seine Stadt“ werden Glöckners frühe Landschaftsstudien, wichtige Bilder der 20er und 30er Jahre, seine baugebundenen Arbeiten und Plastiken im öffentlichen Raum gezeigt und ihre oftmals spannende Entstehungsgeschichte dokumentiert. Dank der Leihgaben der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (Kupferstichkabinett, Galerie Neue Meister) der Nationalgalerie Berlin, der Galerie Moritzburg in Halle, des Grassi-Museums Leipzig sowie aus Privatsammlungen wird eine in dieser Zusammenstellung noch nie gezeigte Ausstellung präsentiert. Sie wäre ohne die enge Zusammenarbeit mit der Glöckner-Nachlassverwaltung nicht möglich gewesen und konnte mit freundlicher Unterstützung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im Freistaat Sachsen gemeinsam mit der Stadtsparkasse Dresden und den Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst realisiert werden.
Glöcker wirkte ein Leben lang in seiner Heimatstadt. Lange Zeit fand er wenig Beachtung, heute ist er ein anerkannter Künstler und in wichtigen internationalen Einrichtungen vertreten u. a. im Nationalmuseum für Westliche Kunst in Tokio und im Guggenheim Museum New York. Zeit seines Lebens war Hermann Glöckner ein Außenseiter. Er identifizierte sich nicht mit ande-ren künstlerischen Strömungen um ihn herum, ließ sich aber davon inspirieren. Trotz des Hereinbrechen des Nationalsozialismus führte Hermann Glöckner sein „Tafelwerk“ (2), das ab den 30er Jahren entstand, fort. Ausstellungen und Verkaufsmöglichkeiten waren unter den kulturpolitischen Umständen nicht möglich. So begann Glöckner am Bau zu arbeiten und spezialisierte sich auf die Sgraffito-Technik (1). Nach dem zweiten Weltkrieg boten sich dem Künstler aufgrund des in der DDR propagierten Sozialistischen Realismus wenig Chancen auf Anerkennung und Erfolg. Ab 1946 hatte er zwar ein Atelier im Künstlerhaus Dresden-Loschwitz, verdiente aber weiterhin seinen Lebensunterhalt mit der Kunst am Bau.
Seinen eigentlichen „Durchbruch“ erreichte Glöckner erst im Alter von 80 Jahren mit seiner Ausstellung im Januar 1969 im Kupferstichkabinett Dresden unter der Leitung Werner Schmidts. Eine solche Ausstellung war seinerzeit nicht selbstverständlich. Sie erregte großes Aufsehen und war heftigen Attacken ausgesetzt; der Verkauf des Katalogs mit abstraktem Design musste eingestellt werden. Seit 1970 erwarben immer mehr deutsche und ausländische Museen Werke Glöckners, Ausstellungen folgten deutschlandweit. Glöckners 15 m hohe Stahlplastik „Mast mit zwei Faltungszonen“, die mit zehnjähriger Verzögerung 1985 vor der neuen Mensa der TU aufgestellt werden konnte, ist als Hauptwerk seines plastischen Schaffens anzusehen, das sämtliche Erfahrungen seines Lebenswerkes zusammenführt.

Geschichte des Gebäudes
Das unter Denkmalschutz stehende Leonhardi-Museum auf der Grundstraße 26 ist ein historischer Gebäudekomplex. Grundlage bildet ein Dreiseitenhof, der bis etwa 1875 als Mühle genutzt wurde. Nachdem Eduard Leonhardi das Anwesen 1878 erworben hatte, begann er den Umbau im historischen Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit großem Ausstellungssaal, dem Leonhardi-Atelier und dem Aquarellzimmer. Seit 1963 beherbergte das Museum, neben der ständigen Ausstellung der Leonhardi-Bilder, Ausstellungen junger zu fördernde Künstler. Dies ist ein Vermächtnis Leonhardis und wurde durch die Erbengemeinschaft im „Vertrag der gütlichen Einigung“ von 1994 mit der Landeshauptstadt bekräftigt. Seit 1990 nutzt Dresden das Haus als Galerie. Da der Bauzustand der Gebäude einen uneingeschränkten Museumsbetrieb nicht zuließ, wurde das Hochbauamt 2000 mit der Sanierung beauftragt.

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