Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2002/05/c_3297.php 28.05.2015 23:46:44 Uhr 04.01.2025 19:16:12 Uhr |
Untersuchung zu Sport und Gleichberechtigung
"Das Thema 'Sport in Dresden' hat an Bedeutung gewonnen," so Gleichstellungsbeauftragte Marianne Schulz. Schlagworte sind Sportkonzeption, Sportstadt, Sanierung & Modernisierung, 'Sportmanager', Olympiabewerbung usw. Der Sport in Dresden soll sich entwickeln, vorangehen. Zu dieser Entwicklung gehört aber ebenso die gleichberechtigte Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger an den Angeboten der Stadt."
In einer Untersuchung zu Beteiligungen von Mädchen und Jungen, Frauen und Männern im Dresdner Sport will die Gleichstellungsstelle Ungleichheiten aufzeigen, Sportlerinnen sichtbar machen und Verantwortliche für eine geschlechtergerechte Perspektive gewinnen und sensibilisieren. Es soll dabei nicht differenziert werden in frauentypische und männertypische Sportarten, sondern die Interessen der Sportlerinnen und Sportler im Mittelpunkt stehen.
Auch die Finanzierung des Sports und die strukturräumlichen Bedingungen für die Ausübung spielen hier eine Rolle, denn nur wenn es entsprechende Angebote gibt können diese auch wahrgenommen werden. Sport ist ebenso Standortpolitik, Wirtschaftspolitik, Stadtplanung und Finanzpolitik. Im Sport fließt viel Geld und über dieses entscheiden Männer, Frauen kaum.
In unseren Untersuchungen haben wir die Bereiche Schulsport, Vereinssport, Leistungs- und Spitzensport, Behindertensport, Individualsport sowie Betreuungs- und Organisationsfunktionen einbezogen. Die Ergebnisse wurden mit Erkenntnissen über vorhandene Sportstätten und Bäder sowie mit der Sportfinanzierung ins Verhältnis gesetzt und daraus Schlussfolgerungen gezogen.
Hier einige Auszüge aus der umfangreichen Untersuchung
Schulsport
Betrachtet man das Wahlverfahren von Mädchen und Jungen bei Sportkursen an 19 Dresdner Gymnasien in den 11. und 12. Klassen, so zeigen sich die Konsequenzen. Die Schülerinnen und Schüler können aus verschiedenen Sportartenkombinationen einen zusammengestellten Kurs wählen. Auffallend hierbei ist, dass die Sportarten Fußball und Gymnastik nie zusammen in einer Kombination auftreten. Beinhaltet ein Sportkurs eine der beiden Sportarten, so ist eine geschlechtsspezifische Verteilung zu erkennen. Jungen wählen Kurse mit der Sportart Fußball, Mädchen bevorzugen die Kombination mit Gymnastik.
Von den 88 untersuchten Sportkursen in 11. und 12. Klassen an 19 Dresdner Gymnasien im Schuljahr 2000/2001 sind 19 gemischte Kurse, d. h. an ihnen nehmen aufgrund geringer Schülerzahlen Mädchen und Jungen teil. In 40 Kursen betätigten sich ausschließlich Mädchen, in 29 Kursen ausschließlich Jungen sportlich - insgesamt 985 Mädchen und 737 Jungen.
Vereinssport
11,9% der Einwohnerinnen und Einwohner Dresdens sind im Jahr 2001 in einem Sportverein organisiert. 1992 lag dieser Wert noch unter 9%. Allerdings verbirgt sich hinter dieser Gesamtzahl eine geschlechtsspezifische Beteiligung der weiblichen und männlichen Bevölkerung Dresdens. Gegenüber 15,3% Jungen und Männern sind nur 8,8% Mädchen und Frauen organisiert.
Die Anzahl der Dresdner Sportvereine hat sich seit 1992 kontinuierlich erhöht und umfasst im Jahr 2001 346 Vereine. 40 Vereine (11,9%) sind reine Männervereine, d.h. in ihnen sind keine Frauen Mitglied. In 87 Vereinen (25%) sind weniger als 10 Frauen vertreten. Demgegenüber gibt es nur 6 Vereine, in denen kein Mann Mitglied ist.
Parallel zu den Vereinen hat sich die Anzahl der Mitglieder seit 1992 kontinuierlich erhöht und beträgt im Jahr 2001 56 351, 21 600 Mädchen und Frauen und 34 751 Jungen und Männer. Der prozentuale Anteil der Mädchen und Frauen in den Dresdner Sportvereinen schwankte zwischen 1992 und 2001 nur gering, war am niedrigsten 1992 mit 36,5% und hat sich in den letzten drei Jahren auf 38,3% eingependelt.
Auffallend sind sowohl bei den Frauen, als auch bei den Männern zwei Spitzen bei der Vereinsbeteiligung. Mädchen und Jungen zeigen im Altersbereich zwischen 7 und 14 Jahren eine Spitzenbeteiligung und nochmals im Erwachsenenalter, Männer im Altersbereich zwischen 27 und 40 Jahren und Frauen zeitlich nach hinten verrückt im Altersbereich zwischen 41 und 60 Jahren.
Leistungssport
Dem Leistungs- und Spitzensport in Dresden kommt eine besondere Bedeutung zu, denn dieser Bereich repräsentiert wie kein anderer die Leistungen der Dresdner Sportlerinnen und Sportler nach außen.
Die Sportlerinnen und Sportler werden aufgrund ihrer Leistungen in A (sehr gute Leistungen) bis L-Kader eingestuft. Laut Sportförderrichtlinie der Landeshauptstadt Dresden werden Sportlerinnen und Sportler aus Dresdner Vereinen, die dem A- bis D-Kader angehören gefördert.
Im Jahr 2001 trainieren 475 Kadersportlerinnen und Kadersportler in Dresdner Vereinen. Hiervon sind 46% weiblich und 54% männlich. Mädchen und Frauen sind am häufigsten in den C-Kadern vertreten. Sie trainieren meistens in den Sportarten Volleyball und Rudern. In der Aerobic, Eiskunstlauf, Kunstturnen und Synchronschwimmen sind ausschließlich Mädchen und Frauen aktiv. Die Kadersportart Fußball wird in hoher Beteiligung nur von Jungen und Männern betrieben, ebenfalls der Radrennsport und das Gewichtheben. Auch beim Wasserspringen liegen die Kadersportler vorn. Eisschnelllauf/Short Track sowie Schwimmen und Orientierungslauf werden von Kadersportlerinnen und Kadersportlern in ähnlich hoher Beteiligung ausgeübt.
Behindertensport
Sportangebote im Behinderten- und Versehrtensport sowie Gehörlosensport gibt es in Dresden in sieben Vereinen. Im Jahr 2001 trainieren insgesamt 1039 behinderte, versehrte und gehörlose Sportlerinnen und Sportler in einem Dresdner Sportverein (1,8% der Gesamtmitgliederin Dresdner Sportvereinen). Hiervon sind 37% weiblich und 63% männlich.
Anlass zu Kritik geben den behinderten Sportlerinnen und Sportlern die ungenügende Anzahl der Schwimmhallen in Dresden und zu geringe Schwimmzeiten sowie die noch nicht behindertengerechten Sporthallen und hierzu ungenügende Parkplätze.
Betreuungs- und Organistationsfunktion
Die meisten Frauen sind in der Vereinsorganisation als Schatzmeisterinnen tätig (37,6%). Funktionen als Jugendleiterinnen üben ein Viertel Frauen aus (25,4%) und die Frauenbeteiligung bei der Position der Vorsitzenden beträgt gerade einmal 11,4%. Durchschnittlich ergibt dies eine weibliche Beteiligung im Vereinsvorstand von rund einem Viertel.
Der KSB Dresden zählt im Jahr 2001 für alle Dresdner Sportvereine 530 Übungsleiterinnen (30%) und 1253 Übungsleiter (70%).
Förderung des Sports
1997 wurde die Richtlinie der Landeshauptstadt Dresden über die Förderung des Sports verabschiedet, 1998 und `99 ergänzt und geändert. Die Förderung des Sports - mit Ausnahme des Pflichtsports in den Schulen - ist eine freiwillige Leistung der Landeshauptstadt Dresden. Es können alle Amateursportvereine gefördert werden, die ihren Sitz in Dresden haben und in das Vereinsregister eingetragen sind, gemeinnützig und im KSB Dresden und/oder LSB Sachsen organisiert sind. Außerdem müssen mindestens 25 Mitglieder im Verein eingetragen sein und ein Monatsbeitrag von mindestens 2,05 € je erwachsenem Mitglied erhoben werden.
Im Zeitraum von 1991 bis 2000 sind aus Mitteln der kommunalen Sportförderung insgesamt 17,3 Mio. DM ausgereicht worden, durchschnittlich 1,73 Mio. DM pro Jahr. Im Jahr 2001 wurde der Dresdner Sport mit rund 1,89 Mio. DM gefördert.
Bei einer Beteiligung von 38,3% Mädchen und Frauen im Bereich des Vereinssports bedeutet dies, Mädchen und Frauen profitieren von der finanziellen Förderung der Stadt Dresden auch nur zu reichlich einem Drittel.
D.h. von der Gesamtsumme der städtischen Sportförderung im Jahr 2001 von rund 1,89 Mio. DM (968.000 €) flossen nur rund 725.000 DM (371.000 €) der weiblichen Bevölkerung Dresdens zu, der männlichen Bevölkerung demgegenüber rund 1.169.000 DM (597.000 €). Pro Kopf wurden Frauen im Sport mit rund 6,60 € durch die Landeshauptstadt Dresden gefördert, Männer demgegenüber mit 10,60 €.
Bilanz für den Dresdner Sport
Es gibt noch ein erhebliches Ungleichgewicht bei der Beteiligung von Mädchen und Jungen, Frauen und Männern am Dresdner Sport.
Wie wir damit zukünftig in der Stadt umgehen werden bzw. was zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Mädchen im Sport getan werden kann, wird am
Montag, 06.05.2002, 17:30 Uhr,
im City-Center Dresden diskutiert mit dem Sportbürgermeister, Herrn Winfried Lehmann, dem Hauptgeschäftsführer des Kreissportbund Dresden e. V., der Vorsitzenden des Landesausschuss "Frauen und Sport" des Landessportbundes und der Übungsleiterin des Motor Mickten e. V..
Zu dieser Gemeinschaftsveranstaltung der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Dresden und der Friedrich-Ebert-Stiftung sind alle Interessierten herzlich eingeladen.
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