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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2002/01/c_3000.php 28.05.2015 23:42:59 Uhr 16.08.2024 05:49:05 Uhr

Kinder- und Jugendärztlicher Dienst prüft die Schulfähigkeit künftiger ABC-Schützen

"Vor der Einschulung werden die kleinen Kinder erst von einem Doktor untersucht und ausgefragt ..." Worüber "Ottokar, das Früchtchen" im Buch von Ottokar Domma so humorvoll erzählt, erleben auch in diesen Tagen wieder viele Kinder. Die Einschulungsuntersuchungen sind in vollem Gange.

Bevor das Kind zum ersten Mal zur Schule geht, beschäftigen die Eltern viele Fragen: Wird mein Kind den Anforderungen der Schule genügen? Spricht es richtig? Kann es ruhig sitzen? Wird es Trennungsängste geben? Sollte es nicht doch noch ein Jahr länger im Kindergarten bleiben? Viele Eltern fragen sich aber auch, ob ihr Kind ausreichend gefördert wird, welche Schule die richtige ist und ob das Kind nicht vorzeitig eingeschult werden könnte. – Ein ganzer Sack voller Fragen, über die Eltern bei der Einschulungsuntersuchung mit der Kinderärztin sprechen können.

Untersuchung gesetzlich festgelegt
Schulpflichtig sind Kinder, die bis zum 30. Juni vor Schuljahresbeginn das sechste Lebensjahr vollenden. Eine vorzeitige Einschulung kann für Kinder erwogen werden, die ihren sechsten Geburtstag in der Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember haben. Die Entscheidung über die Einschulung trifft immer der zuständige Grundschulleiter.

Die Einschulungsuntersuchung findet in der Grundschule oder in den Dienststellen des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes statt. Sie ist in Deutschland gesetzlich festgelegt. Damit wird allen Kindern diese komplexe Untersuchung ermöglicht. Die ganzheitliche Untersuchung und die Einschätzung der Eltern ermöglichen es den Ärzten, eine schulärztliche Empfehlung zur Schulfähigkeit des Kindes zu geben. Ratschläge der behandelnden Kinderärzte und der Kindergärtnerinnen sind dabei sehr wichtig.

Schulfähigkeit – welche Kriterien bestimmen darüber? Der Schularzt beurteilt die körperliche Reife und mögliche gesundheitliche Risiken, ebenso die geistigen, emotionalen und sozialen Voraussetzungen des künftigen ABC-Schützen. Mit Spiel und Spaß, gemeinsam mit den Eltern, beschäftigen sich die Schulärzte individuell mit jedem Kind. Im Gegensatz zu früher trägt der Arzt heute keinen weißen Kittel mehr. Es gibt keine "Prüfungssituation mit Punktbewertung" und keine Auslese. Gemeinsam wird ausprobiert, wo die Stärken des Kindes sind und welche Förderung es benötigt.

Dazu gibt es eine Vielzahl von Tests. Die Mehrzahl davon prüft geistige Leistungen. Sie allein sind aber nicht für die Bewältigung der Schulanforderungen relevant. Soziales Verhalten, Sprachfertigkeit, Arbeitsbereitschaft und körperliche Fähigkeiten spielen eine ebenso wichtige Rolle. Die Dresdner Schulärzte haben deshalb einen Untersuchungsablauf erarbeitet, der diesem ganzheitlichen Ansatz weitgehend entspricht.
Ziel ist es, herauszufinden, ob Entwicklungsprobleme körperlich-organische Ursachen haben und mit welchen Therapien oder Förderungen diese noch vor Schulbeginn weitgehend behoben werden können. Bestehen Bedenken zur Schulfähigkeit, beraten die Dresdner Schulärzte gemeinsam mit dem Schulleiter über die Einleitung verschiedener Formen der sonderpädagogischen Diagnostik.

Individuelle Fördermöglichkeiten erleichtern den Schulbeginn
Die gesunde Entwicklung jedes Kindes ist bei der Empfehlung zur Schulfähigkeit das Ziel der Ärzte, auch wenn es dabei manchmal zu Interessenkonflikten kommt, wenn zum Beispiel Eltern ihre Kinder über- oder unterfordern oder Schulleiter mit Blick auf die Mindestklassenstärke Wünsche anmelden.

Bei Bedarf bietet der Schularzt individuelle Fördermöglichkeiten an, um jedem Kind den Start in die Schule möglichst leicht zu machen. Zudem bieten verschiedene Schulprojekte in Dresden einen sehr individuellen Schulstart. Die Ärzte beraten die Eltern, auf Wunsch auch in gemeinsamen Gesprächen mit den Schulleitern.

Nur wenn die Schule absehbar eine Überforderung für das Kind erwarten lässt, sollte man über eine Rückstellung von der Einschulung nachdenken. Ein späterer Schulbeginn bringt in diesem Fall keine Nachteile.

Sprachprobleme und motorische Störungen häufig festzustellen
Häufiger als früher stellen die Schulärzte Sprachprobleme und motorische Störungen bei den Kindern fest. Falsche Grammatik, Aussprachefehler, Redefluss-Störungen erfordern noch vor Schulbeginn eine gezielte Diagnostik und Behandlung. S- und Zischlaut-Fehler sollten ab vollendetem 5. Lebensjahr nicht bagatellisiert werden. Die Störung ist gut korrigierbar, das Vorschuljahr muss dafür genutzt werden.

Motorische Störungen führen oft zu Schulleistungsproblemen, darum ist die Beurteilung von Grob- und Feinmotorik und der Körperwahrnehmung ein wichtiger Bestandteil der Einschulungsuntersuchung. Motorische Störungen der Kinder werden auch durch häufiges Sitzen vor Computer und Fernseher verursacht. Das ausgelassene Herumtollen und das Ausprobieren des eigenen Könnens mit Balancieren und Springen, mit Klettern und Rennen wird von Eltern vielfach aus Sicherheitsgründen, vielleicht auch aus Unsicherheit und Bequemlichkeit eingeschränkt.
Wie wichtig Bewegung und frische Luft sind, wusste bereits um 1920 ein Kinderarzt, der in seinen Grundzügen der Kinderpflege und Kindererziehung riet: "Lass es springen, schlitteln, radeln, turnen und Purzelbäume machen die Menge und gib ihm zur Regen- und Winterszeit auch im Zimmer ein Plätzlein zum Tanzen! Denn glaub's: Kein Arzt, noch Flasche nicht, ersetzt Bewegung, Luft und Licht!"

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