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Wiener Platz wird autofrei
Pressemitteilung
20. Dezember 2000 / l / r / sysie
Wiener Platz wird autofrei
Fahrzeuge rollen ab 20. Dezember in beiden Richtungen durch den neuen Tunnel
Ab 20. Dezember, 12 Uhr heißt es "Freie Fahrt" in beiden Richtungen durch den Tunnel am Wiener Platz. Oberbürgermeister Dr. Herbert Wagner gibt die zweite Tunnelröhre frei.
"Wenngleich die umfangreichen Bauarbeiten an der komplexen Verkehrsanlage nur zweieinhalb Jahre dauerten, endet heute eine fast zehnjährige Tunnelbaugeschichte", sagt OB Wagner anlässlich der Verkehrsfreigabe der Südröhre. Schon Mitte der 80er Jahre begannen die Planungen im Zuge des Umbaus und der Sanierung der Brücken am Hauptbahnhof. Gleich nach der Wende baute die Landeshauptstadt einen Abschnitt unter der St. Petersburger Straße. Infolge neuer Überlegungen um die Gestaltung des 26er Ringes wurde der Bau gestoppt. Nach der Präzisierung der Planungen gab der Stadtrat 1995 grünes Licht. Mit den direkten Planungsleistungen des Tunnels in der heutigen Form wurde im Jahr 1997 begonnen. "Dieses Umdenken lohnt sich nun langfristig, denn obwohl jahrelang politisch heftig umstritten, werden sich am Ende alle freuen, wenn der Wiener Platz als ansprechendes Eingangstor zu unserer Innenstadt gestaltet ist. Die Autos verschwinden unter der Erde und die Fußgänger bekommen eine attraktive Flaniermeile", sagt Dr. Herbert Wagner.
Westwärts fließt der Verkehr schon seit September unterirdisch auf zwei Spuren von der Einfahrt Sidonienstraße in Richtung World Trade Center. Ab Mittwoch geht es nun auch in der gegenüberliegenden Röhre zweispurig ab Einfahrt Ammonstraße in Richtung Wiener Straße. Die freizugebene Tunnelröhre unterfährt im Zuge der Wiener Straße noch die Straßenbahn und markiert mit einer Länge von rund 600 Metern die längste Ausdehnung des Tunnels.
Bei zwei Fahrbahnen mit Randstreifen ist jede der zwei Röhren acht Meter breit und 4,80 Meter hoch. Die oberirdische Verkehrsanbindung über Ammon-, Reitbahn- und Sidonienstraße ist neu gebaut worden. Der Anbau der Wiener Straße zwischen Mary-Wigman-Straße und St. Petersburger Straße ergänzt dieses Verkehrssystem. An die neue Verkehrsführung werden sich die Autofahrer bestimmt schnell gewöhnen. Die Zufahrt zum Hauptbahnhof ist ab Januar 2001 durch Beschilderung ausgewiesen.
Für den Bau des Autotunnels und die Fundamente für die spätere Hochbebauung wurden 120 000 Quadratmeter Erde ausgehoben und 4 700 Quadratmeter Spundwände, 45 000 Kubikmeter Beton und 7 500 Tonnen Bewehrungsstahl verwendet. Integriert wurden dabei die beiden rund 100 Meter langen Tunnelsegmente von 1991/92. Rohre und Medien sind erneuert worden, darunter 10 000 Meter Kabel und Leerrohre, 2 900 Meter Entwässerungskanäle und 1 000 Meter Trinkwasserleitung. Beim Aus- und Umbau der Ammonstraße, Reitbahnstraße und Sidonienstraße kamen 26 000 Quadratmeter neuer Asphalt auf die Fahrbahn und auf die Wiener Straße 470 Meter neue Straßenbahngleise.
Die gesamte Betriebstechnik im Tunnel ist automatisiert und wird von einer Steuerung, die sich unterirdisch zwischen den beiden Röhren befindet, überwacht. Die Beleuchtung passt sich automatisch an die Außenhelligkeit an. Längsstrahllüfter an der Tunneldecke schalten sich in Abhängigkeit von Sichttrübung und Luftschadstoffen sowie im Brandfall automatisch ein. Linienbrandmelder sind direkt zur Feuerwehr geschaltet. Zusätzlich sind Handbrandmelder aller 70 bis 80 Meter angeordnet, dies trifft auch für Hydrantenanschlüsse zu. In den Notrufnischen sind Notruftelefone zur Polizei und zusätzliche Handfeuerlöscher vorhanden.
Insgesamt 71 Millionen Mark sind in den Tunnel investiert worden.
Doch bevor mit dem Bau im August 1998 angefangen werden konnte, leitete die Stadt eine sehr intensive Untersuchung hinsichtlich Munitionsfreiheit ein. Mit großem Aufwand suchten Spezialisten das Baufeld einschließlich der Trasse für die Spundwand ab, leider aber zum Glück auch mit "Erfolg": vier Spreng- und sieben Brandbomben. Die Sprengbomben konnten bis auf eine, die noch vor Ort gesprengt wurde, entschärft werden.
Mit der Fertigstellung des Tunnels ist der Wiener Platz frei von Autoverkehr. Damit ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für den weiteren Bauverlauf geschaffen worden. Ab Januar entsteht die Tiefgarage, die auf zwei Ebenen Platz für 830 Autos schafft. Parallel dazu bauen die Dresdner Verkehrsbetriebe die Fritz-Löffler-Straße hinter dem Bahnhof als Autobahnzubringer aus. Die Deutsche Bahn setzt den Umbau des Bahnhofsgebäudes fort. Sie will ihm nach Plänen des britischen Architekten Sir Norman Forster ein Membran-Dach aufsetzen. Am Wiener Platz errichten die ersten Investoren ihre Neubauten.
Fußgänger und Radfahrer werden sich in den nächsten Monaten die eingeschränkten Verkehrswege teilen müssen. Die Aufbaugesellschaft Prager Straße bittet dafür um Verständnis. Parkplatz und Taxistand bleiben aber über die Feiertage vor dem Hauptbahnhof noch erhalten.
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