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Rathaus möge "eine Festung für Ordnung, Recht und Freiheit" werden - Vor 90 Jahren erhielten Stadtbehörde und Bürgervertretung erstmals ein gemeinsames Haus
Pressemitteilung
28. September 2000
Rathaus möge "eine Festung für Ordnung, Recht und Freiheit" werden
Vor 90 Jahren erhielten Stadtbehörde und Bürgervertretung erstmals ein gemeinsames Haus
Am 1. Oktober 1910 wurde das Dresdner Rathaus eingeweiht. 90 Jahre sehr wechselvolle Jahre erlebte das Gebäude seitdem.
Die Grundsteinlegung für den dritten Rathausbau des linkselbischen Dresdens erfolgte am 29. September 1905. Das Wohlergehen des Gemeinwesens solle fortan als oberstes Gesetz über der Arbeit der Verwaltung stehen, so der Anspruch, den Oberbürgermeister Gustav Otto Beutler mit der Grundsteinlegung verband. Das Rathaus möge "... denn eine Festung werden, in der Ordnung, Recht und Freiheit eine sichere Stätte" haben.
Bereits am 1. Oktober 1910 konnte die Einweihung des Rathauses, das nach Entwürfen des Architekten Karl Roth entstand, gefeiert werden. Damit erhielten erstmals in Dresdens Geschichte Stadtbehörde und Bürgervertretung ein gemeinsames Haus.
Goldene Zehe bringt Glück
Karl Groß gestaltetete das funkelnde Gitter, die Goldene Pforte des Rathauses. Die schöne Kunstschmiedearbeit an der Eingangszone zur offenen Säulenhalle, die von zwei schildtragenden Löwenplastiken flankiert wird, stammt vom Bildhauer Georg Wrba. Er schuf auch den Rathausesel mit Bacchus am Eingang des Ratskellers. Heute wie damals laden Rathausesel und Bacchus, beide gleichermaßen vom Wein beseelt, zur Einkehr in den Ratskeller ein. Um Weingott und Esel spann der Volksmund manche Mär: Der zusammengebrochene Esel stehe (oder liege!) für den Steuerzahler, der für das aufwändige Projekt des Rathausneubaus habe bluten müssen. Wer an der Zehe des Weingottes reibt, solle zudem nicht nur Glück haben, sondern auch nach Dresden zurückkehren. Ein Wunsch, den viele verspüren: Die Zehe glänzt vom vielen Berühren.
Vom Foyer aus führt ein großes Treppenhaus mit doppelläufiger Führung in das zweite Obergeschoss zum Fest- und zum Plenarsaal des Rathauses. Die Treppenanlage zählt zu den bedeutendsten Treppenhäusern des 20. Jahrhunderts in Dresden. Auf den Geländerpodesten sind vielgestaltige puttenartige Bronzeplastiken aufgestellt. Die Putten schuf Heinrich Wedemeyer. Otto Gußmann malte den Plafond figural aus. Die Arbeit blieb im Original erhalten und gehört zu den umfangreichsten Beispielen der Monumentalmalerei in unserer Stadt.
Vereinfachter Wiederaufbau nach dem Krieg
Während der Bombenangriffe des 13. und 14. Februar 1945 wurde das Rathaus so schwer getroffen, dass sein Wiederaufbau einem Neubau gleichkam. Bereits im Frühjahr 1946 begann die Stadt mit der Sicherung und dem Aufbau des Hauses, um dringend benötigte Verwaltungsräume zu schaffen. Das Rathaus wurde ab 1948 in vereinfachter Form wieder aufgebaut. 1952 wurde der Komplex am Dr.-Külz-Ring fertiggestellt. 1962/65 folgte der Neuaufbau des Festsaalflügels. Die Wappen von verschiedenen Städten, darunter auch einiger Partnerstädte Dresdens, kamen als neuer plastischer Schmuck an die Fassade des Festsaalflügels. Plenar- und Festsaal wurden komplett neugestaltet. Die einmals kunstvolle Ausgestaltung konnte nicht rekonstruiert werden. Mit der teilweisen denkmalpflegerischen Wiederherstellung in den 60er Jahren gelang eine vereinfachte, aber qualitativ hochwertige Arbeit.
Das Monument der Trümmerfrau von Walter Reinhold fand in der Achse vor der Goldenen Pforte 1952 seinen Platz. Es erinnert an die vielen Dresdnerinnen, die nach der Zerstörung ihrer Stadt mit der Trümmerberäumung begannen.
Atemberaubender Blick bis in die Sächsische Schweiz
Das Rathaus nimmt eine unregelmäßig bebaute Fläche von mehr als 9 000 Quadratmetern ein. Der Gebäudekomplex zwischen Dr.-Külz-Ring, Rathausplatz, Kreuzstraße und Schulgasse fügt sich mit seiner großzügigen Silhouette harmonisch ins Stadtbild ein. Die vier- und fünfgeschossigen Gebäudeteile umschließen sechs Innenhöfe, von denen der zweite zum Lichthof gestaltet wurde. Er lädt zur Besichtigung ständig wechselnder Ausstellungen und einer Präsentation zur Stadtplanung in Dresden mit Stadtmodellen ein.
Zwischen dem dritten und vierten Hof ragt der Rathausturm wohlproportioniert über die hohen Ziegeldächer. Er ist der höchste Turm der Innenstadt, allerdings nur durch einen kleinen Trick: Er wird bekrönt von Richard Guhrs goldener Figur, dem 5,60 Meter hohen Rathausmann. Ihm ist es zu danken, dass der Rathausturm mit insgesamt 100,20 Metern zum damals höchsten der Stadt wurde. Und das entgegen einer Bestimmung von König Friedrich August III., der angeordnet hatte, dass der Rathausturm den Schlossturm mit einer Höhe von 100 Metern keinesfalls übertreffen dürfe.
Um den Rathausmann ranken sich viele Anekdoten. Eine Legende besagt, der Rathausmann verkörpere Herkules, der als Schutzpatron der Stadt mit der einen Hand sein Füllhorn über Dresden ausschüttet und mit der anderen auf die Schönheit zu seinen Füßen hinweist.
Diese Schönheit können die Dresdner und ihre Gäste heute wieder bewundern. Die Aussichtsplattform in 68 Metern Höhe bietet einen atemberaubenden Blick auf Dresden, die Flusslandschaft und bei klarer Sicht bis in die Sächsische Schweiz.
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