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Die Stadt meiner glücklichen Kinderjahre, das war Dresden bis 1933

Pressemitteilung

31.August 2000 / l / r / Schö

"Die Stadt meiner glücklichen Kinderjahre, das war Dresden bis 1933"

Ehemalige Dresdner Bürger besuchen ihre Heimatstadt

Bereits zum achten Mal besuchen ehemalige Bürger Dresdens vom 3. bis 8. September 2000 ihre alte Heimatstadt. Sie folgen einer Einladung von Oberbürgermeister Dr. Herbert Wagner und kommen aus Israel, Großbritannien, den USA, aus Südafrika, aus Australien, Argentinien und Chile. Auf ihrer Reise nach Dresden werden sie von ihren Ehepartnern oder auch von ihren Kindern begleitet. Auch diesmal kommen Verwandte aus weit entfernten Kontinenten in Dresden zusammen.

Das Aufenthaltsprogramm, das vom Presseamt organisiert und betreut wird, sieht am zweiten Besuchstag eine Stadtrundfahrt vor, die das Dresden von heute vermitteln soll. Für ein persönliches Gespräch mit den Gästen hat Oberbürgermeister Dr. Wagner den Vormittag am Dienstag, 5.9.2000, im Rathaus vorgesehen. Im Programm sind außerdem eine Dampferfahrt in die Sächsische Schweiz, ein Opernabend sowie ein Besuch des Grünen Gewölbes geplant. Ein Erinnerungsspaziergang durch den Park von Schloss Pillnitz wird das Besuchsprogramm abschließen. Der Abschiedsabend findet in der Villa Salzburg statt, einem ehemaligen Haus der jüdischen Familie Salzburg, in dem heute das Weiterbildungs- und Beratungszentrum für Denkmalpflege und behutsame Altbauinstandsetzung untergebracht ist. Den Abend für die älteren ehemaligen Dresdner gestalten junge Dresdner von heute, die einen gastronomischen Beruf im Kolpingbildungswerk erlernen.

Ein Gedankenaustausch wird die ehemaligen Dresdener Bürger mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde Dresden zusammenführen. Dort erhalten sie aktuelle Infomationen über den Bau der neuen Dresdner Synagoge. Sie besuchen auch die heutige Synagoge und den jüdischen Friedhof an der Fiedlerstraße, auf dem Angehörige unserer Gäste ihre letzte Ruhe fanden. Alle diese ehemaligen Dresdner haben während der Naziherrschaft Schreckliches erfahren müssen. Mit diesem Besuch möchte die Stadt Dresden dazu beitragen, dass ihre ehemaligen Mitbürger ihre Heimatstadt wieder finden und Erinnerungen aus Kindheit und Jugend lebendig werden. In einem Brief aus Israel ist zu lesen: Die Erinnerungen an meine Kinderjahre sind: der Zwinger, der Große Garten, das Elbufer, das Kinderlied Fuchs du hast die Gans gestohlen, heiße Schokolade im Caf König, Geburtstagsfeier im Caf Gambrinus, die Zuckertüte zum ersten Schultag - und so viel anderes. Die Stadt meiner glücklichen Kinderjahre, das war Dresden bis 1933. 1933, nach einem Besuch der SA, wurde es meinen Eltern klar, dass Dresden nicht die Stadt unserer Zukunft sein kann. Wir wanderten aus! Nun bin ich 75 Jahre alt. Meine Geburtsstadt Dresden habe ich seit 1933 jedoch nicht besucht. Doch die Zeit heilt viele Wunden und obwohl wir alle, besonders unsere Generation, verpflichtet sind nicht zu vergessen, damit so etwas nicht wieder passieren kann, möchte ich glauben, dass es heute ein anderes Dresden gibt, mit Menschen, die genau wie wir sagen: Nie wieder!

Dass Dresden die Erwartungen, die an diesen Besuch geknüpft sind, erfüllen hilft, belegen die Briefe, die den Oberbürgermeister von den Teilnehmern vergangener Besuchsprogramme erreichen. Ein ehemaliger Dresdner aus Argentinien, der im vergangenen Jahr der Besuchergruppe angehörte, schrieb uns: Die Brühlsche Terasse, der Weiße Hirsch, die Semperoper riefen in mir alte Erinnerungen wach und ich war zu Tränen gerührt. Sogar Bekannte von damals riefen mich im Hotel an, um mich zu begrüßen. Am meisten hat mich der Besuch am Grab meines Vaters berührt. Ich fand alles genau so, wie ich es vor 63 Jahren fotografiert hatte. Das Foto habe ich wie einen Talisman durch Freud und Leid mit mir herum getragen. Niemals hätte ich geglaubt, das Grab des Vaters noch einmal sehen zu können. Ich danke Ihnen, dass Sie mir das ermöglicht haben.



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