Anis-Schmätzchen sind schon ausverkauft

Pressemitteilung

10. Dezember 1999 / l / r / sg

Anis-Schmätzchen sind schon ausverkauft

Striezelmarkt in Columbus - die Dresdner Händler sind zufrieden

Stille Nacht, heilige Nacht - Kinderchöre aus Deutschland singen Weihnachtslieder und German Christmas in the Alpes, eine CD mit verschneiter Winderlandschaft auf dem Cover, mit diesen CDs haben sich schon viele Besucher des Striezelmarktes in Dresdens Partnerstadt Columbus eingedeckt. Weit weg von den Alpen, mindestens ebenso weit weg von Dresden stehen 25 kleine Holzbuden mit grün-weiß gestreiften Dächern vor dem Rathaus in Columbus, Hauptstadt von Ohio und haben bereits zwei Tage Striezelmarkt erlebt.

Die Stimmung bei den 18 Händlern aus Dresden ist gut. 20.000 Dollar haben sie am ersten Tag durch Bar- und Kreditgeschäfte eingenommen. Mehr als 170 Kunden zogen ihre Kreditkarte, um die Einkäufe auf dem Striezelmarkt zu begleichen und gaben dabei im Durchschnitt 55 Dollar aus. Das Geschäft läuft, auch wenn der Markt nicht immer so gedrängt voll ist, wie man das vom Dresdner Altmarkt kennt. In Columbus bummeln die Besucher gemütlich über den Platz vor dem Rathaus, den eine grosse Tanne schmückt und auf dem sich die acht Meter hohe Pyramide aus Dresden dreht. Frech reckt sich die bunte dreigeschossige Pyramide aus der Alten Welt zwischen den Hochhäusertürmen der Neuen empor. Das Geschenk Dresdens an die Veranstalter des Striezelmarktes, Dresden Sister City Inc., zieht neugierige Blicke und viele Besucher an. Und diese kommen von nah und fern.

Rudolf Langner, der mit Freunden gerade bei Ernas Glühweinklause vorbeischlendert, kommt sogar aus Freiberg bei Dresden. Er ist allerdings schon Mitte der 50er Jahre in die USA ausgewandert. Als er vom Striezelmarkt in Columbus hörte, setzte er sich ins Auto und fuhr rund eineinhalb Stunden, um den deutschen Weihnachtsmarkt miterleben zu können. Es wurde Zeit, dass so etwas organisiert wird, meint er und trägt stolz den Original Dresdner Stollen davon, obwohl er sonst auch in einem Supermarkt durchaus Stollen kaufen kann - aber eben nicht das Original! Begeisterung für den deutschen Markt ist auch bei Mary Butchko zu hören, die 40 Meilen entfernt von Columbus lebt und extra zum Striezelmarkt ins Stadtzentrum gekommen ist. Der Markt ist sehr authentisch, sagt sie und erzählt, dass sie die Weihnachtsmärkte in München und Nürnberg schon besucht hat.
Viele Besucher des Marktes kommen mit den Händlern ins Gespräch, nicht nur um sich über Räuchermänner, Stollen und Herrnhuter Sterne zu informieren, sondern vor allem, um ihre Deutschkenntnisse herauszukramen, von Reisen nach Deutschland zu erzählen oder von den familiären Wurzeln, die irgendwo in Deutschland oder Österreich liegen. Doch auch der Verkauf läuft gut.

Die Eröffnung war ein voller Erfolg, sagt Heike Quendt am zweiten Tag des Striezelmarktes in Columbus. Die süßesten Süßigkeiten gehen am besten. Die Anis-Schmätzchen, ein Eiweiß-Schaumgebäck, sind bereits ausverkauft. Bei Steffen Müller, der für die Stiftung Wiederaufbau der Frauenkirche wirbt und verkauft, sind die Seifen der absolute Renner. Ich bin sehr überrascht, wie interessiert die Leute hier sind, meint Steffen und teilt ununterbrochen Infomaterial an die Vorbeigehenden aus. Vielleicht kommt der eine oder andere ja auch nach Dresden. Gudrun Faulhaber bietet Leinentischwäsche und Plauener Spitze an. Bei mir war die Dekoration zuerst verkauft: eine Spieluhr und eine Kurrende aus Seiffen, erzählt sie und fügt hinzu: Da muss ich im nächsten Jahr mehr mitnehmen! Das Geschäft scheint also für zufriedene Gemüter zu sorgen, wenn die ersten schon an das kommende Jahr denken.
Andre Miersch dreht die Bratwürste auf dem Grill mit flinker Hand, um die vielen hungrigen Gäste bedienen zu koennen. Mit einem einheimischen Fleischer und Bäcker hat er nach eigenem Rezept die Würste gemacht und Brot backen lassen. Die Döner, die er anbietet, haben schon viele begeisterte Anhänger gefunden. Das ist für die völlig neu, freut er sich über den Erfolg seines Imbiss-Standes.
Zahlreiche Kunden kommen auch bei Frank Klinkewitz vorbei, um den hot mulled wine zu probieren. Fleißig mischt Frank Klinkewitz Nelken und Orangen, bröckelt etwas Zimt von der Stange und tröpfelt etwas Vanille in den Wein, um ihn schmackhaft zu machen. Eine heikle Angelegenheit in Amerika - der Konsum von Alkohol. Mit Sondererlaubnis darf der Glühwein auf dem Markt ausgeschenkt werden, doch der Becher muss auch hier geleert werden. Denn: Kein Alkohol hinter dieser Linie steht auf den Schildern an den Ausgängen zur Strasse hin. Und die Schilder werden von den Amerikanern strikt befolgt. Ob sich allerdings der eine oder andere mal einen Kelle Glühwein in die in Amerika so beliebten Thermobecher abfüllen lässt, wissen wir nicht.