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Flamme der Versöhnung für die Frauenkirche

Pressemitteilung

15. April 1999 / l / r /Schö

Flamme der Versöhnung für die Frauenkirche
Polnische Stadt Gosty spendet steinerne Flammenvase


Die polnische Kleinstadt Gosty spendet eine große Sandsteinplastik für einen der Ecktürme der Dresdner Frauenkirche. In einer feierlichen Abendandacht, am Freitag, 16. April 1999, 18 Uhr, in der Unterkirche der Frauerkirche, übergibt Karol Zawieja, Vizebürgermeister dieser Stadt, eine steinerne Flammenvase an Dr. Herbert Wagner, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden. Superintendent Hartmut Rau sowie Erich Busse, Gemeindepfarrer der Evangelisch-Lutherischen- Heilig-Geist-Kirche Dresden-Blasewitz, zelebrieren gemeinsam mit dem polnischen Pfarrer Artur Przyby den festlichen Gottesdienst. Bettina Otto bringt Klaviermusik von Frederik Chopin, Artur Malawski und Krzysztof Meyer zu Gehör und der Gostyner Kirchenchor Die Glocke Lieder anderer polnischer Komponisten. Bereits 16 Uhr wird diese Flammenvase auf der Baustelle der Frauenkirche (Steinlager) zusammengesetzt.

Im Februar 1945 versank Dresden in einem Flammenmeer. Auch die berühmte Frauenkirche wurde Opfer der Flammen. Aber der Zweite Weltkrieg begann nicht erst 1945, sondern im Morgengrauen des 1. September 1939, als die Nationalsozialisten Polen überfielen. Wie an vielen Orten in Polen, bildete sich auch in Gosty, einer Kleinstadt von ca. 10 000 Einwohnern, auf halbem Wege zwischen Posen und Breslau gelegen, eine Widerstandsgruppe. In der Schwarzen Legion wollten junge Menschen gegen die deutsche Besatzung und für die Freiheit ihrer Heimat kämpfen. Doch die Gestapo enttarnte die Gruppe und nahm sie fest.. Zwölf junge Menschen wurden zum Tode verurteilt und am 23. und 24. Juni 1942 in Dresden, im Innenhof des Landgerichtes am Münchner Platz, hingerichtet. Weitere Mitglieder der "Schwarzen Legion" wurden von den Nationalsozialisten zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt.

1976 kam das erste Mal eine Gruppe von Angehörigen der Hingerichteten nach Dresden, um die Gedenkstätte und die Gräber zu besuchen. Diese Besuche von Gostyner Bürger, die direkt oder indirekt mit diesem schrecklichen Geschehen verbunden sind, wurden zur jährlichen Tradition. Während des Besuches der Gostyner Delegation im Juni 1996 in Dresden berichtete Jerzy Woniakowski, der Bürgermeister dieser Stadt, dass die Gostyner Bürger beratschlagen, in welcher Form sie sich am Wiederaufbau der Frauenkirche beteiligen könnten. Daraufhin beschloss der Stadtrat, Geldspenden zu sammeln und damit einen Bildhauer zu bezahlen, der eine Steinmetzarbeit für das wiederentstehende Gotteshaus fertigen sollte. An der Geldsammlung beteiligten sich auch Überlebende und Familienangehörige der Ermordeten. In Gosty bekam diese Spenden- und Schenkungsaktion den inhaltsvollen Namen "Flamme der Versöhnung". Sie ist ein sichtbares Zeichen gelebter Versöhnung zwischen Deutschen und Polen.



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