Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/02/pm_019.php 10.02.2025 15:26:36 Uhr 15.03.2025 06:54:49 Uhr |
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Heidefriedhof: Splitter-Skulptur ergänzt Gedenkstätte
„Schon kurz nach der Zerstörung der Dresdner Innenstadt wurde mit der Instrumentalisierung dieses Ereignisses begonnen. Was noch während des untergehenden NS-Regimes mit Übertreibungen, Fälschungen und Schuldabwehr begann, wurde in der DDR fortgesetzt – die Erzählung von Dresden als einem unschuldigen Opfer war auch während des Kalten Krieges und danach nützlich. Eines der Zeugnisse davon ist der Heidefriedhof. Nun gehen wir einen weiteren Schritt, um die Geschichte des Nationalsozialismus und des von Deutschland ausgegangenen Krieges aufzuarbeiten und ihrer angemessen zu erinnern. Diesen Weg wollen wir gemeinsam als Stadtverwaltung gehen, um die richtigen Lehren aus unserer Geschichte zu ziehen. Gerade in einer Zeit, in der die freiheitlich demokratische Grundordnung wie auch die internationale Ordnung infrage gestellt werden, ist das wichtig!“Eva Jähnigen, Beigeordnete für Umwelt und Klima, Recht und Ordnung
Im Zentrum der 1965 eingeweihten und unter Denkmalschutz stehenden Gedenkanlage „Ehrenhain für die Kämpfer gegen den Faschismus und die Verfolgten des Naziregimes“ steht das Rondell. Es verbindet die Grabanlage der Angehörigen des Widerstandskampfes mit den Massengräbern der Luftkriegstoten vom Februar 1945. 14 Stelen umschließen den einstigen Kundgebungsplatz und benennen Orte des Zweiten Weltkrieges: Auf der einen Seite Namen von Konzentrationslagern – Auschwitz, Bergen-Belsen, Buchenwald, Dachau, Ravensbrück, Sachsenhausen und Theresienstadt. Auf der anderen Seite Orte, die Ziele deutscher Bombardierungen oder Massaker wurden – Coventry, Leningrad, Rotterdam, Warschau, Lidice, Oradour. Und Dresden. Damit wird Dresden in dieser Erzählung als Opfer des Krieges eingereiht und mit Stätten nationalsozialistischer Kriegsverbrechen gleichgesetzt. Die heute bekannte Rolle Dresdens innerhalb des NS-Terrorregimes wird dadurch ignoriert und verharmlost.
Auf diesen Umstand macht nun der erste Splitter im Rahmen von „MNEMO Gedenkareal Dresdner Norden“ aufmerksam, der an der Dresden-Stele auf dem Heidefriedhof installiert ist. Wie eine Skulptur symbolisiert der herausragende Splitter den Bruch in der Geschichtsdeutung und ein Teilstück von etwas Ganzem, das erzählt werden muss. Durch die kontrastierende Gestalt soll er Aufmerksamkeit erregen und zugleich Wissen vermitteln. Architekt Florian Götze: „Erinnerung MNEMO soll unsere Zukunft vor Wiederholung schützen, insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklungen. Wir freuen uns, dass mit der Umsetzung des ersten Splitters am Heidefriedhof der Stein für die Umsetzung des ‚Gedenkareal Dresdner Norden‘ gelegt ist.“
„Der erste Splitter des Gedenkens für die Opfer des Nationalsozialismus ist am Heidefriedhof angebracht, ein Anfang damit gemacht. Die farbigen Splitter-Skulpturen sollen ein Zeichen setzen und Gedenkorte des Nationalsozialismus in Dresden deutlich markieren und miteinander verbinden.“Jochem Hendricks, Künstler
Annekatrin Klepsch, Beigeordnete für Kultur und Mitglied im Beirat Erinnerungskulturen: „Die Kontextualisierung der Dresden-Stele fügt sich ein in das Gedenkjahr 2025, in dem sich die Befreiung vom Faschismus und Zweiten Weltkrieg zum 80. Mal jährt. Ich bin froh, dass mit dem Splitter auf dem Heidefriedhof nun der erste Umsetzungsschritt aus dem Ideenwettbewerb ‚Gedenkareal Dresdner Norden‘ erfolgt ist. Ich danke Initiativen wie memorare pacem um Matthias Neutzner und Denk Mal Fort! e. V. um Holger Hase, die sich seit vielen Jahren für eine angemessene historische Aufarbeitung des 13. Februar 1945 und der Vermittlung des Gedenkortes Heidefriedhof bemühen. Ich danke ebenso dem städtischen Eigenbetrieb Friedhöfe und Bestattungswesen für die Unterstützung und Finanzierung dieses Vorhabens.“
In diesem Jahr sollen außerdem die Planungen für den Ostflügel des heutigen Festspielhauses Hellerau und das Gelände des ehemaligen Zwangsarbeitslagers Hellerberge mit dem St. Pauli-Friedhof umgesetzt werden. Für diese Vorhaben haben die zuständigen Stadtbezirksbeiräte sowie der Freistaat Sachsen finanzielle Mittel bereitgestellt. Nach und nach soll ein Netz der Opfer- und Täterorte in der Zeit des Nationalsozialismus markiert und kontextualisiert werden.