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https://www.dresden.de/de/stadtraum/umwelt/elbwiesen/dresdens-gruene-lunge.php 22.03.2021 15:12:02 Uhr 21.11.2024 14:57:30 Uhr

Dresdens grüne Lunge

Ohne die Elbwiesen wäre es im Sommer noch heißer

Elbwiesen mit der Silhouette von Dresden
Die kalte Luft der Elbwiesen strömt entlang des Flusses und belüftet das gesamte Stadtgebiet.

Die Dresdner Elbwiesen sind für einiges bekannt: ihre Weitläufigkeit, ihre Schönheit und ihre einzigartige Natur. Was niemand ahnt: Auch als Kaltluftproduzent hätten sie einen Orden verdient. Denn Hitze und schlechte Luft würden uns ohne die Elbwiesen besonders im Sommer viel mehr belasten.

Für Dresdens Stadtklima – und alle Bürgerinnen und Bürger – ist es wichtig, dass durch die Elbwiesen kühle Luft entsteht. Denn die kalte Luft strömt entlang des Flussverlaufs und belüftet das gesamte Stadtgebiet. Die mit Schadstoffen angereicherte Stadtluft wird verdünnt und der nächtliche Überwärmungseffekt gemildert. Dresden kann durchatmen.

Die Klimafunktionskarte des Umweltamtes zeigt, wo in Dresden kalte und frische Luft gebildet wird und wo Bebauung und Versiegelung eine geringe bis sehr hohe Überwärmung verursachen:


Die Elbwiesen produzieren kalte Luft

Nebel über Fluss und Wiesen
Dresdens Elbwiesen bestimmen das Stadtklima.

Mit Sonnenuntergang beginnt die langwellige Ausstrahlung und somit die Abkühlung der Oberflächen. Das Abkühlungsverhalten ist abhängig vom Material, also Grünflächen, Felsen oder Beton, und von der Horizonteinschränkung. Grünes Freiland mit niedriger Vegetation, wie Wiesen, Felder, Acker-, Brach- und Gartenland, kühlen sich rasch ab – besonders dann, wenn keine Bäume oder Gebäude die Wärmeausstrahlung in die freie Atmosphäre behindern.

Kühlt sich der Boden ab, kühlt sich die darüberliegende Luftschicht gleichermaßen ab. Zehn bis zwölf Kubikmeter Kaltluft kann auf den Freilandflächen pro Quadratmeter und Stunde entstehen. Fließt diese Kaltluft nicht ab, steigt die Kaltluftobergrenze um etwa 0,2 Meter pro Minute an. In einer Stunde kann sich also eine 12 Meter dicke Kaltluftschicht bilden.

Im Wald ...

...wird ebenfalls sehr viel Kaltluft gebildet. Diese ist jedoch nicht so kühl, da die Baumkronen die Wärmeausstrahlung behindern. Das ist aber auch der Grund, warum sich die Waldluft nicht so stark erwärmt. Das Blattwerk verschattet den Waldboden und lässt die Sonnenstrahlen nicht durch. Während die Temperaturen im Wald also nahezu ausgeglichen sind, unterscheiden sie sich über Wiesen- und Ackerflächen innerhalb eines Tages deutlich.

Große zusammenhängende Wiesenflächen können folglich ein erhebliches Luftvolumen an Kaltluft produzieren. Dies ist an den Elbwiesen der Fall. Bei einem abendlichen Spaziergang entlang der Elbe ist die frische, kühle Luft vor allem an Sommerabenden angenehm zu spüren.

Die Kaltluft der Elbwiesen durchströmt im Sommer die stark erwärmten, zentralen Stadtteile Altstadt, Neustadt und Pieschen und verhindert, dass sich eine riesige Hitzeinsel bildet. Denn gerade versiegelte und dicht bebaute Flächen erhitzen sich und speichern die Wärme noch lange nach Sonnenuntergang.

...die Hochflächen auch


Auch auf den das Stadtgebiet umgebenden, unbebauten Hochflächen wird nach Sonnenuntergang Kaltluft gebildet. Ab einer gewissen Mächtigkeit fließt diese dem Relief oder Gefälle folgend Richtung Stadtgebiet. So bilden sich entlang der Täler rasch die ersten Kaltluftabflüsse. Im Laufe der Nacht vereinen sich kleinere Ströme zu größeren Abflüssen, den sogenannten Kaltluftabflussbahnen. Bis Mitternacht ist das gesamte Elbtal mit Kaltluft gefüllt.

Städtische Bebauung kann den Fluss behindern oder die Kaltluft durch die Abwärme der Gebäude erwärmen und aufzehren. Dadurch ist die Kaltluftschicht in der eng bebauten Innenstadt bei Weitem nicht mehr so groß.

Vor Sonnenaufgang erreichen die Kaltluftströme und -schichtdicken ihre größte Mächtigkeit. Ein bedeutender Kaltluftstrom füllt nun das gesamte Elbtal aus.

Die Elbwiesen leiten die Luft

Luftleitbahnen sind breite, langgestreckte Bereiche mit geringer Oberflächenrauigkeit, also mit wenig städtischer Bebauung und daher wenig Strömungshindernissen. Die Luft kann ungehindert durchströmen und angrenzende Stadtquartiere belüften.

Zu den wichtigsten Luftleitbahnen im Dresdner Stadtgebiet zählen die Elbe mit ihren Elbauen, die Flutrinne und der Altelbarm. Im Vergleich zu anderen Ballungsräumen in Beckenlage, wie Erfurt oder Stuttgart, ist Dresden mit seinen großen innerstädtischen Durchlüftungskorridoren daher relativ gut aufgestellt.

Auf den Hochebenen kommt der Wind entsprechend der Hauptanströmung über Mitteleuropa vorwiegend aus West-Südwest und Ost-Südost. Durch das Elbtal wird die Windrichtung jedoch beeinflusst. Die Luftströmung wird hier parallel zur Elbe abgelenkt. So entstehen in Elbnähe zwei Windrichtungsmaxima: ein stärkeres bei südöstlichen, ein etwas schwächeres bei westlichen Richtungen. Verstärkt wird der südöstliche Wind durch den Talabwind aus dem Erzgebirge und dem hauptsächlich im Winter auftretenden „Böhmischen Wind“.