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Archaeo-Pfad Dresden

Kulturhistorischer Rundwanderweg am Geberbach

Der Archaeo-Pfad Dresden ist ein Rundwanderweg in Prohlis, der die frühgeschichtliche Entwicklung des Stadtteils abbildet. Er entstand durch die Initiative einer Gruppe um den Nickerner Heimatforscher Steffen Bösnecker sowie einen Stadtratsbeschluss vom April 2014 und in enger Zusammenarbeit des Stadtbezirksamtes Prohlis mit dem Palitzsch-Museum, dem Heimatverein Prohlis e. V. und dem Landesamt für Archäologie Sachsen.

Die elf im urbanen Raum aufgestellten Info-Stelen informieren in Text und Bild über die an diesen Orten in Prohlis ausgegrabenen archäologischen Objekte bzw. dortigen Geschehnisse. Jede Stele steht topografisch wie inhaltlich für sich.

Eine Wanderkarte zum Archaeo-Pfad steht zum Download bereit.
Hinweis: Diese Kartenansicht ist nicht barrierefrei verfügbar.

Stele 1: Vom kleinen Dorf zum großen Stadtbezirk

Das alte Dorf Prohlis ist beim Bau des Neubaugebiets seit Ende der 1970er Jahre fast vollständig verschwunden. Nur ein paar alte Gebäude und der Schlosspark sind Zeugnisse seiner Geschichte. Eines davon, direkt neben dem Geberbach gelegen, ist das Palitzsch-Museum mit seiner Ausstellung zur Archäologie und Geschichte des Ortes sowie zum bekannten Bauerngelehrten Johann George Palitzsch, der mit der Wiederentdeckung des Halleyschen Kometen berühmt wurde.

Ein Aquarell des Malers Otto Schneider von 1899, welches Prohlis um 1900 zeigt. — Prohlis um 1900, Aquarell von Otto Schneider (1899)

Stele 2: Im Vorfeld der skandinavischen Gletscher

Aus gegenwärtiger Sicht kaum zu glauben, aber vor mehreren 100.000 Jahren lag Dresden direkt am Rand des gewaltigen skandinavischen Inlandeisgletschers, der sich über die gesamte norddeutsche Tiefebene bis an den Saum der Mittelgebirge erstreckte. Im Eiszeitalter wurde unsere heutige Landschaft geformt. In Lehmgruben und bei Bauarbeiten fanden sich gerade im Süden von Dresden immer wieder Überreste der eiszeitlichen Großtierfauna.

Foto, welches die Freilegung des Stoßzahns eines Wollhaarmammuts am Zelleschen Weg in Räcknitz zeigt — Freilegung des Stoßzahns eines Wollhaarmammuts am Zelleschen Weg in Räcknitz, 2015

Stele 3: Langobarden in Nickern?

Zwei Bestattungen gehören zu den wichtigsten archäologischen Funden aus Nickern. Sie bezeugen, dass in den unruhigen Zeiten nach dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches Menschen im Raum Dresden gelebt haben. Möglicherweise können sie mit den Langobarden in Verbindung gebracht werden, die während der Völkerwanderungszeit von Norddeutschland in Richtung Ungarn und weiter nach Norditalien zogen.

Im archaeo3d-Portal Sachsen sind 3D-Modelle der Funde einsehbar:

Bügelfibel (Replik)

Foto von 1920, welches die Grabbeigaben einen Frauengrabs zeigt. — Beigaben der Frauenbestattung: Bügelfibelpaar, Riemenzunge, kleine Bronzeschnalle, Glaswirtel und Spinnwirtel aus Keramik. Foto von 1920.

Stele 4: Oase im Dresdner Südosten

Ab dem 10. Jahrhundert gründeten Slawen auf den fruchtbaren Hanglagen am Rand der südlichen Elbtalweitung mehrere Siedlungen – Ortsnamen wie Prolos (Prohlis), Nicur (Nickern) und Cudeschowe (Kauscha) zeugen davon. Bis ins 20. Jahrhundert hinein dominierte die landwirtschaftliche Nutzung. Bestimmend für die Ortsbilder waren große Vierseithöfe mit Nebengebäuden, die sich halbkreisförmig um den in den Ortslagen aufgestauten Geberbach gruppierten.

Luftaufnahme von 2018, welche die alten Ortslagen von Kauscha und Nickern zeigt. — Blick über die alten Ortslagen von Kauscha und Nickern Richtung Südosten, Luftbild von 2018.

Stele 5: Vom Tagebau zum Biotop

Die eiszeitlichen Lössablagerungen hinterließen am Fuß der linkselbischen Hänge ein mehrere Meter mächtiges Lehmband. Im ausgehenden 19. Jahrhundert entstanden darauf entlang der Dohnaer Straße und der Fritz-Meinhardt-Straße zahlreiche Ziegeleien, die die rasch wachsende Stadt Dresden mit Baumaterial versorgten. Einige der damaligen Lehmgruben sind heute noch als Restlöcher erhalten: Als artenreiches Biotop „Alte Ziegelei“ oder Standort des heutigen Schwimmbades bereichern sie die Lebensqualität im Stadtbezirk Prohlis.

Foto von 1929, welches die Lehmgrube der Ziegelei Kunath zeigt. — Lehmgrube der Ziegelei Kunath: Von 1924 bis 1953 wurden hier eiszeitliche Kiese und Sande abgebaut. Foto von 1929.

Stele 6: Die ersten Bauern

Vor rund 7.500 Jahren gründeten die frühen Bauern der linienbandkeramischen Kultur auf den fruchtbaren Lössböden der linkselbischen Hanglagen die ersten dauerhaften Siedlungen im Raum Dresden. Entlang der kleinen Bäche entstanden Dörfer mit großen, lang-rechteckigen Pfostenbauten. Die Gruben der mächtigen, tief fundamentierten und dachtragenden Konstruktionselemente werden bei Ausgrabungen gut erkannt. Feldbau und Haustierhaltung bildeten nun die wirtschaftliche Grundlage für die fast 1.000 Jahre bestehenden Siedlungsplätze von Prohlis und Nickern (Linienband- und Stichbandkeramik).

Im archaeo3d-Portal Sachsen sind 3D-Modelle der Funde einsehbar:

Beil

Kopf einer Figurine

Rötelkumpf mit Füllung

Sternartiger Gegenstand

Ausschnitt einer schematischen Landkarte, auf der bandkeramischer Siedlungsareale und Einzelfundstellen in der Dresdner Elbtalregien eingezeichnet sind. — Verbreitung bandkeramischer Siedlungsareale und Einzelfundstellen in der Dresdner Elbtalweitung

Stele 7: Zum ewigen Schlaf gebettet

Auf dem großen bandkeramischen Siedlungsareal von Nickern konnten bei Grabungen auch ein kleiner Bestattungsplatz und mehrere Einzelgräber entdeckt werden. Die Toten wurden damals auf der Seite liegend mit leicht angezogenen Beinen bestattet, was möglicherweise der Schlafstellung entsprechen sollte. Für ihren Weg ins Jenseits wurden sie mit Beigaben ausgestattet.

Im archaeo3d-Portal Sachsen sind 3D-Modelle der Funde einsehbar:

Verzierter Becher

Graphitstück

Foto von Grabfunden in Nickern. Im Grab lagen stichbandkeramische Gefäße und ein Rinderunterkiefer. — Drei stichbandkeramische Gefäße und ein Rinderunterkiefer. Das Skelett war nur noch als dunkle Verfärbung erkennbar.

Stele 8: Metropole der Steinzeit?

Vier unterschiedlich große Kreisgrabenanlagen aus dem 5. Jahrtausend v. Chr. unterstreichen die besondere Bedeutung der weitläufigen bandkeramischen Siedlung von Nickern. Die Rondelle hatten Durchmesser von 50 bis 150 Meter und bestanden aus bis zu vier Spitzgräben, die bis zu zwei Meter tief waren. Vergleichbare Anlagen, aber nur selten so dicht beieinander gelegen, gab es zeitgleich an vielen Orten in Mitteleuropa; ihre Funktion und ihre Bedeutung im Leben der steinzeitlichen Bauern sind weiterhin ungeklärt.

Foto eines Modells der Siedlung von Nickern mit einer einfachen Kreisgrabenanlage. — Ausschnitt aus dem Modell der Siedlung von Nickern im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz. Im Bildhintergrund die rekonstruierte einfache Kreisgrabenanlage.

Stele 9: Bernsteinschmuck und Bronzeschätze

Gerade während der frühen Bronzezeit, als sich die Gesellschaft stärker in Arm und Reich zu differenzieren begann, war die Landschaft am Geberbach zwischen Kauscha und Prohlis ein wichtiges Zentrum der Besiedlung in der Dresdner Elbtalweitung. Neben Siedlungsspuren und einigen Bestattungen der Aunjetitzer Kultur kennen wir auch zwei überregional bedeutsame Depotfunde, in denen Werkzeuge sowie Barren- und Schmuckformen aus Kupfer und Bronze bzw. Bernstein und Fayence im Rahmen von Opferritualen niedergelegt wurden.

Im archaeo3d-Portal Sachsen sind 3D-Modelle der Funde einsehbar:

Tasse

Ösenhalsring

Perlenkette mit Beifunden

Foto eines Depotfunds in Prohlis mit Halsringen, Armbändern und Beilklingen aus Bronze. — Depotfund von Prohlis: Ösenhalsringe, gerippte Armbänder und Beilklingen. Die ursprüngliche Schmuckform der Halsringe ist die wichtigste Barrenform in der frühen Bronzezeit.

Stele 10: Vom Meeresgrund zum Aussichtspunkt

Die etwa 200 Meter hohe Geländekuppe des Trutzsch bietet eine faszinierende Aussicht auf die Dresdner Elbtalweitung und die Sächsische Schweiz. Vor ungefähr 95 Millionen Jahren lagerte ein kreidezeitliches Meer hier Pläner und Sandstein ab, die heute die Basis der Erhebung sind. 1939 entdeckte man beim Anlegen eines Exerzierplatzes auf dem Plateau einige Urnengräber aus der Zeit zwischen 1300 und 200 v. Chr. Der heutige Aussichtspunkt entstand erst ab 1995 beim Rückbau der einstigen Kasernenanlagen: Jene Bauelemente, die der maschinellen Zerkleinerung widerstanden, bilden heute die kegelstumpfförmige Basis des Hügels.

Im archaeo3d-Portal Sachsen sind 3D-Modelle der Funde einsehbar:

Buckelarmring

3D-Geländemodell der Region Nickern, welches den Trutzsch zwischen Geber- und Lockwitzbach zeigt. — Mit Airborne-Laserscans gewonnenes 3D-Geländemodell der Region Nickern. Der Trutzsch zwischen Geber- und Lockwitzbach ist mit einem roten Pfeil markiert.

Stele 11: Im vorgeschichtlichen Herzen Dresdens

Als 1993 und 1994 die gewerbliche Erschließung entlang der Dohnaer Straße vorangetrieben wurde, boomte die Entdeckung archäologischer Fundstellen. Insgesamt 14 bis dahin unbekannte Dörfer und Bestattungsplätze vergangener Jahrtausende konnten aufgedeckt und dokumentiert werden. Seit dem Beginn der bäuerlichen Besiedlung vor rund 7.500 Jahren sind nahezu alle vorgeschichtlichen Epochen vertreten. Während bei der Abfolge der Siedlungen eine hohe Kontinuität innerhalb der Kleinregion sichtbar ist, lässt sich beim Umgang mit Verstorbenen ein deutlicher Wandel von Bestattungssitten und Jenseitsvorstellungen erkennen.

Im archaeo3d-Portal Sachsen sind 3D-Modelle der Funde einsehbar:

Ösenbecher

Foto, welches Personen bei Ausgrabungen auf der Fläche des späteren Gewerbegebietes Nickern zeigt. — Grabungen auf der Fläche des späteren Gewerbegebietes Nickern: Nach dem schichtweisen Abtragen der Humusdecke suchen Archäologen nach Auffälligkeiten im Boden, die beispielsweise Reste von Hausfundamenten oder Vorratsgruben sein können.

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