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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2024/11/pm_036.php 13.11.2024 13:04:11 Uhr 14.11.2024 02:29:32 Uhr

Neustadt: Strategie funktioniert

Rückblick auf einen erfolgreichen Sommer im Szeneviertel

In einer Pressekonferenz am Mittwoch, 13. November 2024, um 11 Uhr zieht das Stadtbezirksamt am Blechschloss auf dem Scheunevorplatz zusammen mit Polizei, Ordnungsamt und Mitarbeitenden soziale Träger eine Bilanz aus der Sommersaison 2024.

Während sich das Viertel auf den Winter einstellt, schauen die Nacht(sch)lichter und Nacht(sch)lichterinnen auf eine erfolgreiche Saison 2025 zurück. An den knapp 120 Einsatztagen in den vergangenen sieben Monaten führte das Team in den späten Abend- und Nachtstunden mehr als 1.200 Gespräche. Angesprochen wurden vor allem Partygäste, Anwohnende, Gewerbetreibende und Menschen in Notsituationen. Gut erkennbar durch ihre rote Arbeitskleidung mit der gelben Aufschrift, haben die Konfliktmanager und Konfliktmanagerinnen ihre Bekanntheit und Wirkung in der Äußeren Neustadt weiter steigern können. Gemeinsam mit Akteuren wie Polizei, Gemeindlicher Vollzugsdienst, den sozialen Trägern und vielen weiteren Akteuren trugen sie einen wichtigen Teil zum friedlichen Klima im Areal zwischen Stauffenbergallee und Elbufer bei. 

Stadtbezirksamtsleiter André Barth zieht eine positive Bilanz:

„Nach einigen eher turbulenten Jahren nehmen wir dieses Jahr eine deutliche Entspannung der Neustadt wahr. Das Miteinander ist gestärkt. Viele Bürgerinnen und Bürger spiegeln uns eine Verbesserung und fühlen sich wieder wohler in ihrem Viertel. Unsere Strategie, die wir über die letzten Jahre konstant ausgebaut haben, funktioniert ganz offensichtlich! Das haben wir nicht zuletzt unserem gesamtgesellschaftlichen Ansatz zu verdanken, der neben der Kontrolle durch die Ordnungskräfte vor allem auf Prävention und Angebote setzt und immer offen ist für die Beteiligung der Anwohnenden. Diese enge Zusammenarbeit und eine stetige Anpassung an aktuelle Entwicklungen ist auch weiterhin der Schlüssel, um die Maßnahmen im Viertel erfolgreich fortzuführen. Jetzt müssen wir dranbleiben!“

Stadtbezirksamtsleiter André Barth

Das bestätigen auch die Zahlen der Polizei.

„In der zurückliegenden Saison zeigt sich im Stadtteil Äußere Neustadt im Wesentlichen eine positive Entwicklung der Kriminalitätsbelastung. So ist die Anzahl der Straftaten insgesamt weiterhin rückläufig. Vorläufig um etwa zehn Prozent. Besonders erfreulich ist der Rückgang der Straftaten im Bereich der Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit. Damit einhergehend konnte die Anzahl der polizeilichen Einsätze und insbesondere der Umfang der Unterstützungskräfte bereits während der Saison 2024 reduziert werden.“

Jürgen Kunath, Revierleiter Nord

Laut Kunath hat sich der bereits 2023 einsetzende Trend der Verteilung der Straftaten und Treffpunkte der Besucher von der „Schiefen Ecke“ weg in den ganzen Stadtteil hinein verstetigt. So kam es z. B. in diesem Jahr zu keinen Einschränkungen des Straßenbahnverkehrs an der „Schiefen Ecke“. Positiv zu bewerten ist ebenfalls die Entwicklung an den Kriminalitätsbrennpunkten Alaunpark und Scheunevorplatz. Auch hier ist ein Rückgang der Straftaten zu verzeichnen. Stärker in den Fokus gerückt ist jedoch der Bereich Bautzner Straße/Alaunstraße/Albertplatz als „Eingangstor“ zur Dresdner Neustadt. Nachdem zu Jahresbeginn die Kriminalitätsbelastung in etwa auf dem Niveau des Vorjahres lag, ist diese in den Monaten September und Oktober angestiegen. Vor diesem Hintergrund werden derzeit im Bereich Bautzner Straße/Alaunstraße/Albertplatz verstärkte Präsenz- und Einsatzmaßnahmen durchgeführt.

„Nach meinem Dafürhalten ist das gemeinsame und koordinierte Agieren der Nacht(sch)lichter, des Gemeindlichen Vollzugsdienstes der Landeshauptstadt Dresden und der Polizei, in dem bestehenden ganzheitlichen Ansatz (Prävention, Angebot, Kontrolle) die Basis für die zu konstatierende positive Entwicklung in der Dresdner Neustadt. Mit Blick auf das kommende Jahr gilt es den aktuellen Trend zu verstetigen. Grundlage hierfür ist, flexibel und schnell auf die jeweiligen Entwicklungen zu reagieren.“

Jürgen Kunath, Revierleiter Nord

Bürgermeisterin Eva Jähnigen bestätigt dies aus Sicht des Ordnungsamtes:

„Der Gemeindliche Vollzugsdienst hat in der Sommersaison 2024 wie geplant verstärkt Präsenz in der Äußeren Neustadt und speziell im Bereich der "Schiefen Ecke" gezeigt. Die Maßnahmen führten gerade an der "Schiefen Ecke" zu einer spürbaren Entspannung der Lage. So sanken die durchschnittlichen Besucherzahlen vor Ort und feierlustige Personengruppen verteilten sich innerhalb der Neustadt. Neben den erfolgreichen Maßnahmen in der Äußeren Neustadt wurde in dieser Saison auch die Innere Neustadt ins Auge gefasst. Zahlreiche Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern beiderseits der Elbe wiesen auf eine verstärkte Lärmbelastung hin, vor allem durch Feier- sowie Jugendgruppen, welche sich in den Abend- bzw. Nachtstunden an den Wochenenden im Bereich des Elbufers unterhalb der Albertbrücke und des Rosengartens aufhielten. Zur Durchsetzung des Lärmschutzes zeigte der Gemeindliche Vollzugsdienst auch hier Präsenz. Die Situation in der Neustadt wird auch in der kommenden Saison weiter beobachtet und notwendige Maßnahmen ergriffen, um ein gutes Zusammenleben zwischen Anwohnern und Besuchern sicherzustellen.“

Bürgermeisterin Eva Jähnigen

„Ich bin stolz auf die Leistung meines Teams der Nacht(sch)lichter. Ohne das Engagement jedes und jeder Einzelnen wären wir heute nicht dort, wo wir sind. Das Projekt hat seine Wirksamkeit bewiesen. Im kommenden Jahr werden wir uns weiterentwickeln und den Fokus verstärkt auf Awareness-Arbeit im öffentlichen Raum setzen.“

Alessandro Finke, Koordinator des Konfliktmanagements

Zu den wichtigsten Partnern für das Team zählen in der Neustadt die sozialen Träger. 

„Im Rahmen der Straßensozialarbeit für Erwachsene haben wir in den letzten Jahren stets gut mit dem Projekt Nacht(sch)lichter kooperiert. Zum einen haben wir Fachberatungen und Fallkonferenzen mit dem Team durchgeführt, zum anderen besteht ein zielführender Austausch zur Situation im Stadtteil. Wir erleben das Dresdner Team als nahbar, auf Kommunikation statt Verdrängung setzend und vor allem von einem Grundverständnis geprägt, welches den öffentlichen Raum als Raum versteht, der für alle nutzbar sein sollte. Konflikte um öffentliche Areale werden als dialogische Aushandlungsprozesse zwischen mehreren Perspektiven begriffen. In Abgrenzung zu unserer sozialpädagogischen Arbeit im öffentlichen Raum erleben wir das Projekt als wirksames Instrument um niedrigschwellig und direkt mit Personen im Stadtteil ins Gespräch zu kommen und Konflikte dort zu bearbeiten, wo sie entstehen."

Streetworker Alexander Beuschel von Safe Dresden

Generell zeichnet sich für Streetwork sowie Obdach- und Wohnungslosenhilfe aktuell ein erhöhter Bedarf ab. So kamen bspw. zur mobilen Essensausgabe der Heilsarmee am Bischofsplatz von Januar bis Oktober 2.386 Menschen. Das ist eine Steigerung um 22,6 Prozent zum Vergleichszeitraum im Vorjahr.

„Allgemein bemerken wir eine Zunahme an Adressaten in der Neustadt, die unsere Angebote wahrnehmen. Uns wurde im Laufe des Jahres immer wieder berichtet, dass insbesondere die am Bahnhof Neustadt schlafenden Menschen sehr grob geweckt und vertrieben wurden. Die Anbindung an unseren Tagestreff in Reick klappt trotz weiter Strecke meist gut. Die Grundversorgungsangebote können dadurch vermehrt wahrgenommen werden. Wir nehmen auch im Tagestreff eine deutliche Zunahme wahr.“

Nico Schmiedhofer von der Heilsarmee