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Dresden macht Mut: 20 Jahre Dresdner Selbsthilfebewegung und 8. Dresdner Selbshilfetag am 21. April
Bürgermeister Martin Seidel informierte heute (2. April 2012) in einem Pressegespräch über 20 Jahre Dresdner Selbsthilfebewegung und städtische Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen KISS sowie den 8. Dresdner Selbsthilfetag.
8. Dresdner Selbsthilfetag am Sonnabend, 21. April
In der Zeit von 10 bis 15 Uhr treffen sich Dresdnerinnen und Dresdner, die sich für Selbsthilfe interessieren, sich näher dazu informieren wollen und Fachleute aus dem Gesundheits- und Sozialbereich im Atrium des World Trade Center. Es wird etwa 70 Informationsstände geben. Mit dabei sind u. a. Selbsthilfegruppen zu Suchtthemen, zu psychischen Erkrankungen, für Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen, Eltern-Kind-Initiativen und Gruppen zu sozialen Themenstellungen. Der 8. Dresdner Selbsthilfetag startet mit einem neuen Gesamtkonzept.
Erstmalig sind auch die Beauftragten für Menschen mit Behinderung, für Integration und Ausländer sowie Gleichstellung mit ihren kooperierenden Einrichtungen, wie dem Männernetzwerk, Frauenbildungszentrum, Gemeindedolmetscherdienst oder der Stadt AG „Hilfe für Behinderte" dabei. Es gibt Fachvorträge zu „Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung", „ABC der Gruppengründung", „Herzkrankheit und Rehasport" und „Angebote für Frauen mit Essstörungen in Dresden". Sie finden im barrierefreien Beratungsraum der Haupt- und Musikbibliothek statt. Am Stand des Gesundheitsamtes wird es eine Demonstration zum Gebrauch des Defibrillators geben. Ansprechpartner der Impfstelle, die Tumorberatung und eine Ernährungsfachfrau werden vor Ort sein. Fragen zur Sozialversicherung oder zu Hilfsangeboten für Senioren werden Mitarbeiter/-innen des Sozialamtes beantworten.
Wer sich über integrative Vorschuleinrichtungen informieren möchte, wird am Stand des Eigenbetriebes KITA fündig. Das komplexe Programm soll Besuchern Gelegenheit geben, Zugangswege zu den Selbsthilfegruppen zu finden und gleichzeitig auch fachliche Informationen zu ihrem Thema zu bekommen. Seit 1997 wird der Öffentlichkeitstag der Dresdner Selbsthilfegruppen traditionell aller zwei Jahre im World Trade Center veranstaltet.
20 Jahre KISS - Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen
Das Motto des 8. Dresdner Selbsthilfetages lautet „20 Jahre Selbsthilfe in Dresden". Das steht sowohl für zwei Jahrzehnte Selbsthilfebewegung als auch für das 20-jährige Bestehen der städtischen Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen KISS unter dem Dach des Sozialamtes.
„Wir können zurückblicken auf eine erfolgreiche Arbeit der KISS als engagement-fördernde Infrastruktureinrichtung und - damit eng verbunden - auf eine beeindruckende Entwicklung der Selbsthilfebewegung in der Landeshauptstadt Dresden in den zurückliegenden 20 Jahren", so Bürgermeister Seidel.
In Dresden umfasst die Selbsthilfebewegung aktuell 227 registrierte Selbsthilfegruppen mit fünf bis sechstausend Aktiven. Die drei Mitarbeiterinnen der Selbsthilfekontaktstelle unterstützen die Arbeit der Selbsthilfegruppen bei organisatorischen, finanziellen und gruppendynamischen Fragen. Sie organisieren Räume und Fortbildungsangebote, beraten bei Konflikten innerhalb der Gruppe und helfen Kontakte zu Referenten und Fachleuten zu finden. In der Selbsthilfekontaktstelle stehen zwei Gruppenräume und ein Gemeinschaftsbüro mietfrei zur Verfügung. 75 Gruppen nutzen die Räume für ihre wöchentlichen, vierzehntägigen oder monatlichen Gesprächsrunden und Veranstaltungen oder für die ehrenamtliche Vereinstätigkeit. Eine Vielzahl weiterer Raumangebote kann durch die Förderung der Mieten von den Gruppen bei Dritten genutzt werden. Dazu gehört auch eine finanzielle Ausstattung.
In diesem Jahr werden Fördermittel an 98 Gruppen in Höhe von 27 970 Euro ausgereicht (davon 20 Prozent Gesundheits- und Sozialamt, 80 Prozent Landesmittel); im Jahr 2011 waren es 29 000 Euro. Diese Mittel können für Honorare, Fortbildungen Mieten oder für die Organisation der Gruppenarbeit eingesetzt werden. Auch die Krankenkassen beteiligen sich an der Finanzierung von gesundheitlichen Selbsthilfegruppen mit einem pauschalen Betrag oder sie bezuschussen auch besondere Projekte.
Die KISS Dresden startete am 6. April 1992 mit zwei Fachkraftstellen, zunächst mit Sitz im Deutschen Hygiene-Museum und ab 1996 in der Ehrlichstraße 3. Damals bewarb sich das Sozialamt mit einem tragfähigen Konzept erfolgreich für die Teilnahme am Bundesmodellprogramm zur Entwicklung der sozialen Selbsthilfe in den neuen Bundesländern.
Aus heutiger Sicht eine gute und richtige Entscheidung, denn: mit einer unterstützenden Einrichtung wie der KISS hat sich die Selbsthilfe in Dresden stark entwickelt und bewegt. Aus etwa 30 bis 40 Selbsthilfezusammenschlüssen, die Anfang der 90-iger Jahre existierten, sind heute annähernd 230 geworden. Mit der deutschen Einheit kamen zuerst vor allem die großen etablierten Selbsthilfeorganisationen und bauten regionale Gruppen in Dresden auf (z. B. Diabetikerbund, Rheumaliga, Anonyme Alkoholiker...).
Aber zunehmend bildeten sich auch viele kleine unabhängige Selbsthilfegruppen zu den unterschiedlichsten Gesundheits- und sozialen Themen, die meisten von ihnen mit Starthilfe durch die Selbsthilfekontaktstelle. Eine der langjährigen ist die Gruppe „Angehörige von Alzheimerpatienten", die sich am 8. März 1992 gründete. Seit dem ersten Selbsthilfetag 1997 war die Gruppe bis heute zu jedem Öffentlichkeitstag dabei.
Die Sozialarbeiterin der Caritas, die die pflegenden Angehörigen begleitet, schätzt rückblickend ein: „Die Besucher haben anfänglich noch einen Bogen um uns gemacht - von Jahr zu Jahr aber wurde das Interesse größer, weil das Thema Alzheimer aus der Tabuzone gerückt ist und auch deshalb, weil die Möglichkeit zur gegenseitigen Hilfe im geschützten Rahmen einer Selbsthilfegruppe auch immer mehr von Ärzten und Psychologen empfohlen wird." Die eine oder andere Gruppe hat ihre Arbeit aus verschiedenen Gründen wieder eingestellt, aber der überwiegende Teil arbeitet schon viele Jahre kontinuierlich und immer wieder entstehen neue informelle Gruppen.
Mit Initiative der KISS entstanden Strukturen zur Verankerung der Selbsthilfe im sozialen Gefüge unserer Stadt. So wurde bereits 1994 der Förderkreis Selbsthilfe Dresden gebildet als Zusammenschluss von Multiplikatoren für die Selbsthilfeunterstützung und Vertretern aus Selbsthilfegruppen. Fest etabliert ist die Selbsthilfe auch im Dresdner „Gesunde-Städte-Beirat" wie auch im bundesweiten Netzwerk. Regelmäßige Arbeitstreffen von Selbsthilfevertretern mit der Beauftragten für Menschen mit Behinderung wurden eingerichtet. Netzwerke, wie das „Bündnis gegen Depression" oder „Selbsthilfenetzwerk für seelische Gesundheit" sind entstanden.
Selbsthilfe wird heute zunehmend als wichtige Säule im System der gesundheitlichen Versorgung gesehen. Bundesweit sind etwa 70 000 bis 100 000 Selbsthilfegruppen mit rund drei Millionen Mitgliedern aktiv. Etwa Dreiviertel der Gruppen sind gesundheitlichen Themen zuzuordnen. Ein Viertel befasst sich mit sozialen Themen.
Weitere Informationen zum Thema Selbsthilfe sowie Broschüren und Faltblätter zum Herunterladen finden Sie unter
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