Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2008/04/pm_023.php 29.05.2015 01:32:30 Uhr 30.11.2024 01:40:27 Uhr |
Ergebnisse der Kindergarten- und Schuluntersuchungen im Schuljahr 2006/2007
In einer Pressekonferenz präsentierte Sozialbürgermeister Tobias Kogge gemeinsam mit der Leiterin des Eigenbetriebes Kindertageseinrichtungen Sabine Bibas und der Leiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes (KJÄD) vom Gesundheitsamt, Dr. Elke Siegert heute die Ergebnisse der Kindergarten- und Schuluntersuchungen 2006/2007. Ausgewertet wurden Untersuchungen von Kindern im 4. Lebensjahr, Einschulungsuntersuchung und Schuluntersuchungen Klasse 2 und 6 (Förderschulen Klasse 4 und 8). Die Ergebnisse dienen dazu, rechtzeitig auf gesundheitliche Risiken hinzuweisen, um ein gesundes Aufwachsen zu ermöglichen, entsprechende Angebote zu unterbreiten und Fehlentwicklungen entgegenzuwirken. Besonders wichtig ist hier die Zusammenarbeit mit den Eltern, die von jeder Untersuchung einen kurzen schriftlichen Befund und ggf. Ratschläge erhalten. Die Gesundheit der Kinder ist ein Index für die Gesundheit der Gesellschaft. Kinder, die zeitig eine gesunde Lebensweise erfahren, werden auch als Erwachsene darauf achten.
Kindergartenuntersuchung (4 Jahre)
Ca. zwei Jahre vor der regulären Einschulung werden Kinder im Kindergarten untersucht. Anhand von spielerischen Aufgaben beurteilen die Ärzte, wie gut die Kinder hören, sehen und sprechen können und wie ausgebildet ihre Feinmotorik und ihre Körperkoordination sind. Wenn die Eltern einverstanden sind, können die Erzieher/Innen dabei sein.
Am häufigsten werden Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung festgestellt. Dazu zählen sowohl kontrollbedürftige Befunde als auch Sprachstörungen, die behandlungsbedürftig sind. Insgesamt 29 Prozent der Kinder fällt es schwer, Laute, Worte oder Sätze richtig zu bilden oder altersgemäße sprachliche Aufforderungen zu verstehen. Das Sehvermögen ist bei ca. 18 Prozent der Kinder beeinträchtigt. 13 Prozent haben Probleme beim Hören und 17 Prozent mit der Feinmotorik. Auffälligkeiten in der Grobmotorik wurden bei 13 Prozent der Kinder registriert. Diese Ergebnisse entsprechen den sachsenweiten Untersuchungsbefunden. Kinder die nicht den Kindergarten besuchen werden nicht erfasst. Die Untersuchung ist freiwillig.
Einschuluntersuchung (ca. 6 Jahre)
Mit sechs Jahren wird ein Kind schulpflichtig. Jedes Jahr im 4. Quartal finden die Einschulungsuntersuchungen statt. Zum Schulbeginn 2007 wurden insgesamt 3 680 Kinder untersucht (47 Prozent Mädchen, 53 Prozent Jungen). 1,8 Prozent der Schulanfänger hatten keinen Kindergarten besucht.
Geprüft wird neben dem aktuellen Entwicklungsstand auch der Stand der Vorsorgeuntersuchungen und der Impfungen: Die Vorsorgeuntersuchungen in der Kinderarztpraxis erreichen mit 97 Prozent bei der U2 (erste Lebenswoche) nahezu alle Kinder, bei der U7 (2. Geburtstag) noch 94 Prozent, mit fünf Jahren wird die U9 noch bei ca. 88 Prozent der Kinder durchgeführt.
Dresdens Kinder sind gut geimpft. Allerdings fehlte zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung bei 40 Prozent der Kinder noch die 2. Mumps-Masern-Rötel-Impfung, die in Sachsen allerdings erst ab dem 6. Lebensjahr empfohlen ist. Fast 60 Prozent der kleinen Dresdner ist bereits gegen Meningokokken C (bakterielle Hirnhautentzündung) geimpft.
Häufigster Befund war mit 25 Prozent eine verminderte Sehfähigkeit, gefolgt von Sprachauffälligkeiten (18 Prozent), Störungen der Feinmotorik (16 Prozent) sowie der Grobmotorik (11 Prozent) und Verhaltensauffälligkeiten (z.B. emotionale Störungen mit Ängsten und starken Hemmungen, hyperkinetische Symptome, soziale Störungen). 6,4 Prozent der Dresdner Kinder sind übergewichtig, sachsenweit sind es 8,7 Prozent. Die Befunde in den letzten Jahren sind unverändert.
Ärztliche Empfehlungen zur Rückstellung oder zur vorzeitigen Einschulung liegen mit etwa fünf Prozent für alle vorgestellten Kinder auf gleichem Niveau. Für die Rückstellungsempfehlungen gibt es - möglicherweise im Zusammenhang mit einer verbesserten Schuleingangsphase- einen rückläufigen Trend.
Schulärztliche Untersuchung für 2. Klasse (ca. 8 Jahre) und 6. Klasse (ca. 12 Jahre)
Schulärztliche Untersuchungen sind verbindliche Vorsorgeuntersuchungen an allen öffentlichen Schulen. Sie bedürfen des schriftlichen Einverständnisses der Eltern. Kostenpflichtig für die Eltern kann die Untersuchung auch beim niedergelassenen Kinderarzt erfolgen. Im Ergebnis erhalten die Eltern einen Befund und entsprechende Empfehlungen.
Häufigste Befunde in Klasse 2 und 6 sind eine verminderte Sehschärfe, Haltungsschwächen und Wirbelsäulenerkrankungen sowie Allergien (Atopien):
2. Klasse: Sehschärfe (17,9 Prozent), Atopien (13,2 Prozent), Wirbelsäulenschäden (8,2 Prozent)
6. Klasse: Sehschärfe (27,7 Prozent), Atopien (16,5 Prozent), Wirbelsäule (16 Prozent)
Diese Befunde entsprechen weitgehend denen der Vorjahre. Einen leichten Anstieg gibt es bei Allergien und beim Übergewicht: Einschüler (6,4 Prozent), 2. Klasse (9,5 Prozent), 6. Klasse (10,4 Prozent)
Impfstatus: Fast 20 Prozent der Kinder legt keinen Impfausweis vor. In der 2. Klasse fehlen bei ca. 15 Prozent der Kinder die 2. Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln und die Auffrischung der Impfung gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten.
In der 6. Klasse fehlten bei 40 Prozent der Kinder die Auffrischung der Impfung gegen Kinderlähmung und bei 25 Prozent der Hepatitis-B-Impfschutz (virale Leberentzündung) sowie der vollständige Schutz gegen Keuchhusten.
Was tut Dresden im Ergebnis der Untersuchungen:
Dresdner Kindertageseinrichtungen reagieren auf die Untersuchungsergebnisse mit konkreten Angeboten: individuelle Förderung von Kindern, Stärkung der elterlichen Erziehungskompetenzen, Unterstützungssysteme für Kinder und Familien.
Manche Befunde, wie Sprachauffälligkeiten sind stadtteilbezogen. In Gorbitz startete das sozialraumbezogene Präventionsprojekt „Frühprävention, Sozialisation und Familie"- KiNET (Kinder und Familien im Netzwerk). Elf Kindertageseinrichtungen mit ca. 1 500 Kindern und Familien im Stadtteil sind beteiligt. Die Erzieherinnen merken sehr früh, wenn die Situation in den Familien schwierig ist, wenn die Entwicklung oder das Wohl eines Kindes bedroht ist. Konkrete Angebote: Elternberatung, Elterntraining mit Coaching, Kollegiale Fallberatung, Sprachförderung mit dem Programm KON-LAB, Eltern-Kind-Reise, Erzieherinnenfortbildung und Coaching, Elternseminare, thematisch geführte Krabbelgruppe. 2004 gab es in Gorbitz ca. 43,4 Prozent Kinder mit Sprachauffälligkeiten. Seit dem Förderprojekt KINET sinken die Zahlen (2007 37,8 Prozent) leicht.
Der Schulstart wird für Kinder leichter, wenn ihrer Entwicklung und möglicher gesundheitlicher Risiken durch gute Schulbedingungen entsprochen werden kann. Erforderlicher sonderpädagogischer Förderbedarf wird rechtzeitig nach dem Bedarf des Kindes eingeleitet. Eltern werden in der Schulwahl beraten. Gemeinsam mit Eltern und Pädagogen werden bei Entwicklungsproblemen die schulischen Empfehlungen auch aus medizinischer Sicht erarbeitet und besprochen.
Die Gesundheitsförderung an Schulen wird überwiegend durch landesweite Projekte und pädagogische Empfehlungen gestaltet. Der Kinder- und Jugendärztliche Dienst versucht, durch die Gesundheitsberichterstattung und Mitarbeit in schulischen Gremien Einfluss zu nehmen.
Mit einer einmaligen Initiative des Gesundheitsamtes, der Stadtwerke DREWAG AG und des Schulverwaltungsamtes wurden in Dresdens Schulen bisher ca. 70 Trinkbrunnen installiert. Gesundheitsprojekte zu den Themen „Gesundes Pausenbrot", „Ein starker Rücken", „Ranzengewicht und Schulmöbel", „Impfungen" werden durch das Gesundheitsamt in Schulen angeboten.
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