Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de

https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/04/pm_046.php 11.04.2025 13:37:09 Uhr 17.04.2025 06:05:30 Uhr

Höhere Abwassergebühren ab 2026

Kostensteigerungen und Investitionsbedarf erfordern Preisanpassung

Die Landeshauptstadt Dresden erhöht ab 1. Januar 2026 erstmals seit fünf Jahren die Abwassergebühren für die Schmutzwasserentsorgung von derzeit 1,97 Euro pro Kubikmeter auf 2,45 Euro pro Kubikmeter. Für die Dresdner bedeutet das: Sie zahlen künftig pro Person 1,40 Euro mehr im Monat für die umweltgerechte Ableitung und Reinigung von 3.000 Litern Schmutzwasser (bei einem Durchschnittsverbrauch von derzeit 96 Litern Wasser am Tag pro Person).

Auch die Niederschlagswassergebühr steigt von derzeit 1,56 Euro auf 1,64 Euro je Quadratmeter und Jahr (für Dach- und sonstige befestigte Flächen, die an die öffentliche Kanalisation angeschlossen sind). Die Mehrkosten liegen bei einem durchschnittlichen Dresdner Einfamilienhaus bei acht Euro pro Jahr. Bei Mehrfamilienhäusern fällt die Steigerung je Haushalt entsprechend geringer aus. 

Ein Grund für die Gebührenanpassungen sind die allgemeinen Kostensteigerungen der vergangenen fünf Jahre (u. a. Energie, Rohstoffe, Bau- und Dienstleistungen, Löhne). Allein deren Entwicklung würde die ab 2026 geltende Erhöhung der Schmutzwassergebühr um 24,4 Prozent und die der Niederschlagswassergebühr um 5,1 Prozent begründen. 

Investitionsbedarf steigt

Ein Teil der zusätzlichen Einnahmen dient der Finanzierung dringend notwendiger Investitionen der Stadtentwässerung Dresden. Diese haben die Dresdner Stadträte bereits im November 2023 mit dem Abwasserbeseitigungskonzept der Landeshauptstadt Dresden beschlossen. Die Kläranlage und das Kanalnetz sollen ausgebaut und modernisiert werden, sodass das Abwassersystem nicht überlastet und das Abwasser sowie der Klärschlamm entsprechend den gestiegenen gesetzlichen Anforderungen behandelt werden können.  Dafür muss die Stadtentwässerung Dresden bis 2038 rund 630 Millionen Euro investieren. Davon entfällt rund die Hälfte auf den Substanzerhalt und die andere auf den Ausbau des Kanalnetzes und der Kläranlage. Bisher wurden rund 25 bis 30 Millionen Euro pro Jahr in den Erhalt und den Ausbau der Abwasseranlagen investiert. 2024 erhöhte sich dieser Betrag dafür bereits auf 46 Millionen Euro. 2025 sind weitere 50 Millionen Euro eingeplant. Für den Zeitraum 2026 bis 2031 geht es auf ähnlich hohem Niveau weiter. Das entspricht einer jährlichen Verdoppelung der Investitionen gegenüber der Zeit vor 2024.

Hintergründe für notwendige Investitionen

Laut Prognose soll die Dresdner Bevölkerung bis 2040 von 570.000 auf 600.000 Einwohner wachsen und die Menge des Industrieabwassers wird sich von derzeit rund zehn Millionen Kubikmetern auf 20 Millionen Kubikmeter pro Jahr verdoppeln. Hauptursache ist die rasant wachsende Halbleiter-Industrie im Dresdner Norden. 

Die neue kommunale Abwasserrahmenrichtlinie (KARL) der Europäischen Union verschärft die Anforderungen an die Abwasserbeseitigung, u. a.:

  • So sinken die zulässigen Grenzwerte für Phosphor und Stickstoff. Um diese einzuhalten, benötigt das Klärwerk Kaditz zusätzliche, belüftbare Becken inklusive Nachklärbecken. Damit einher geht ein höherer Energie- und Fällmittelbedarf.
  • Mit der zunehmenden Abwassermenge fällt auch mehr Klärschlamm an, der aufwendig entsorgt werden muss. Die Schlammbehandlungsanlage auf der Kläranlage Kaditz muss dementsprechend erweitert werden – auch um dem in KARL geforderten Ziel näherzukommen, Kläranlagen dieser Größe energieautark zu betreiben. Schon jetzt deckt die Stadtentwässerung Dresden ihren Strombedarf zu 85 Prozent aus eigener Produktion.
  • Perspektivisch wird der Bau einer vierten Reinigungsstufe zur Behandlung von Mikroschadstoffen notwendig. Damit lassen sich Medikamente, Haushalts- und Industriechemikalien sowie Mikroplastik aus dem Abwasser entfernen.
  • Für eine nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung und einen besseren Gewässerschutz soll die Einleitung von unbehandeltem Mischwasser in natürliche Gewässer reduziert werden. Das soll mit Maßnahmen zur Versickerung, Verdunstung oder Nutzung von Regenwasser vor Ort und zusätzlichem Speichervolumen (Regenbecken/Stauraumkanäle) erreicht werden.

Das sind die größten Vorhaben

Schlammbehandlung

Die Schlammbehandlungsanlage wird um einen zweiten Gasspeicher, ein viertes Blockheizkraftwerk-Modul und einen dritten Faulbehälter erweitert. 

Industriesammler Nord

Mit den neuen Chipwerken im Dresdner Norden wäre das vorhandene Kanalnetz überlastet. Deshalb baut die Stadtentwässerung bis August 2026 entlang der Autobahn A4 einen neuen, rund zehn Kilometer langen Hauptkanal vor allem für die Abwässer der Mikroelektronik-Betriebe.

Erweiterung und Modernisierung der Kläranlage

Die größten Veränderungen betreffen die Kläranlage in Dresden-Kaditz, die nahezu das gesamte Abwasser Dresdens und vieler Umlandkommunen behandelt. Es werden drei neue belüftbare Becken, inklusive Nachklärbecken und Gebläsestation für die biologische Reinigungsstufe gebaut. Um den künftigen Abwassermengen und geforderten Reinigungsqualitäten zu entsprechen, expandiert das Klärwerk Kaditz auf das östliche Nachbargelände. Dort entsteht eine neue Einlaufgruppe mit Hebewerk, Rechenanlagen, Sandfang, Absetz- und Speicherbecken. Mehrere Funktionsgebäude ergänzen das Ensemble. Nach dem Umzug können Gebäude auf dem Altgelände abgerissen werden, um Platz für eine vierte Reinigungsstufe zu schaffen.

Kanalnetz

Bis zum Jahr 2028 wird ein insgesamt besserer Kanalnetzzustand erreicht. Parallel hierzu sind weitere Maßnahmen für die Niederschlagswasserbewirtschaftung bzw. das Regenwassermanagement erforderlich. Dazu gehören u. a. der Ersatz des alten Dükers und Neubau eines neuen Regenüberlaufbeckens in Dresden-Loschwitz und der Bau von neun Regenüberlaufbecken im Dresdner Stadtgebiet mit einem Gesamtspeichervolumen von bis zu 40.000 Kubikmetern.

Zur Einordnung der Gebührenerhöhung

Laut Kommunalabgabengesetz (KAG) ist die Höhe der Gebühren so zu bemessen, dass sie die tatsächlichen Aufwendungen zur Erfüllung der hoheitlichen Aufgabe abdecken. Die Gesamtkosten können für einen mehrjährigen Zeitraum betrachtet werden, der jedoch höchstens fünf Jahre umfassen soll. Über- und Unterdeckungen sind innerhalb von fünf Folgejahren auszugleichen.

Im jährlichen Vergleich von 40 deutschen Städten liegen die Dresdner Abwassergebühren knapp unter dem Durchschnitt. Insbesondere im Dresdner Umland sind die Abwassergebühren teilweise deutlich höher – vor allem aufgrund der dort geringeren Siedlungsdichte (mehr Kanallänge je Einwohner).

Die Stadtentwässerung Dresden ist wirtschaftlich und technologisch sehr gut aufgestellt und genießt in der Branche einen exzellenten Ruf. Seit der Wende gelang ein enormer technologischer Aufholprozess, ohne die Bevölkerung überdurchschnittlich zu belasten. Auch trägt die Stadtentwässerung Dresden mit einer Reihe gezielter Investitionen maßgeblich zum zügigen Ausbau der Chipindustrie im Dresdner Norden bei. Nicht zuletzt erfordert der Hochwasserschutz in Dresden – im Vergleich zu anderen Städten – aufwendigere Maßnahmen.