Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de

https://www.dresden.de/de/rathaus/aemter-und-einrichtungen/unternehmen/stadtarchiv/archivalien-des-monats.php 01.04.2025 15:05:48 Uhr 15.04.2025 06:36:35 Uhr

Archivalien des Monats

April 2025

„Die Neue Börse zu Dresden“ an der Waisenhausstraße 11, 1875
„Die Neue Börse zu Dresden“ an der Waisenhausstraße 11, 1875

„Die Neue Börse zu Dresden“ - Die Einweihung des Börsengebäudes vor 150 Jahren

In den Jahren 1874/75 ließen sich die Mitglieder der Dresdner Börse ein eigenes repräsentatives Gebäude an der Waisenhausstraße 11 errichten. Als Archivale des Monats April zeigt das Stadtarchiv Dresden vor dem Lesesaal einen Bildband mit dem historischen Börsengebäude.

Bereits im Eröffnungsjahr 1857 der Börse zählte der Verein 120 Mitglieder und der Wertpapierhandel gewann in Dresden an Zuspruch. Die Börsenversammlungen fanden zu diesem Zeitpunkt in unterschiedlichen Lokalen statt. Neben Kurszetteln aus London, Amsterdam und Rotterdam wurden vor allem Aktien ansässiger Unternehmen gehandelt, so unter anderem von der Felsenkeller-Brauerei, der Sächsischen-Champagner-Fabrik oder der Dresdner Feuerversicherung. Für einen funktionierenden Börsenbetrieb wurde es dringend notwendig einen eigenen Standort zu begründen. Darum ließen sich die Mitglieder von den Architekten Albin Zumpe und Guido Ehrig auf dem Grundstück zwischen Waisenhausstraße 11 und Friedrichsallee (heute Dr.-Külz-Ring) ein eigenes repräsentatives Börsengebäude im Neorenaissancestil mit Sandsteinfassade errichten. „Die Neue Börse zu Dresden“, wie die Architekten das Gebäude nannten, wurde am 1. April 1875 eröffnet und verfügte über Zugänge von beiden Straßenseiten. Die große Vorhalle im Erdgeschoss diente auch als Sommerbörse. Der Börsensaal im Hauptgeschoss, mit Front zur Friedrichsallee, hatte eine Größe von rund 290 Quadratmeter.

Entgegen behördlicher Prognosen, dass die „Provinzbörse“, wenn überhaupt, nur lokale Bedeutung erlangen könne, entwickelte sich diese bis zum Beginn der 1930er-Jahre zur größten Börse Sachsens. Beim Geschäft mit Brauereiaktien hatte sich Dresden zum bedeutendsten Handelsplatz Deutschlands etabliert, denn hier notierten mehr Brauereien als an der großen Berliner Börse. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten und der nachfolgenden Umstrukturierung des Börsensektors wurde 1935 der Börsenbetrieb in Dresden eingestellt, die Auflösung beschlossen und die Liquidation am 31. Mai 1937 beendet. Bei den Bombenangriffen auf Dresden im Februar 1945 wurde das Börsengebäude zerstört und nachfolgend nicht wieder aufgebaut.

Carola Schauer

Quelle: Stadtarchiv Dresden, 18 Wissenschaftlich-Stadtgeschichtliche Fachbibliothek, F2.004a, Bl. 71

März 2025

Ein Blick in die Offizin der Staatlichen Pfauen-Apotheke 1967
Ein Blick in die Offizin der Staatlichen Pfauen-Apotheke, 1967

Von Elektrikern, Kakteen und Augentropfen - Geschichten aus dem Brigadetagebuch der Staatlichen Pfauen-Apotheke

Im Elbcenter in Pieschen, auf der Leipziger Straße 118, befindet sich die Pfauen-Apotheke. Seit über 100 Jahren findet man hier Beratung und Abhilfe zu allerlei Beschwerden. Ursprung ist die frühere Moltke-Apotheke, die viele Jahre lang an der Leipziger Straße Ecke Moltkestraße ansässig war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Straße und Apotheke umbenannt – in Robert-Matzke-Straße und Pfauen-Apotheke. Einige Jahre später kam der Namenszusatz „Staatliche“ hinzu, nachdem der damalige Leiter, Herr Georg Bromig, die Apotheke 1956 in staatliche Hand übergab.

Ein Jahrzehnt und einige Leitungswechsel später übernahm der Pharmazierat Molinnus die Leitung der Pfauen-Apotheke. Mit diesem Strukturwechsel setzte sich die Apotheke ein neues Ziel: die inzwischen insgesamt 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter strebten gemeinsam an, den Titel „Kollektiv der sozialistischen Arbeit“ zu erlangen. Mit dieser Auszeichnung wurden seit 1960 solche Kollektive, Abteilungen oder Brigaden gewürdigt, die nachweislich besonders hohe Leistungen im sozialistischen Wettbewerb erbrachten - in politischer, fachlicher und kultureller Hinsicht. Nachweisinstrument für die Erfüllung dieser Anforderungen war üblicherweise ein Brigadetagebuch.

Die Staatliche Pfauen-Apotheke begann also am 2. Mai 1967 mit der Führung eines solchen Buches. Es sollte gemeinsam angegangene Projekte und das soziale und politische Engagement der Brigademitglieder festhalten. Beginnend mit einer Anekdote über eine überraschende Brandschutzkontrolle kurz nach Dienstantritt des neuen Apothekenleiters erzählt das erste Brigadetagebuch der Pfauen-Apotheke von neuen Kolleginnen und Kollegen, gemeinsamen Ausflügen, Räumungsaktionen und Technikproblemen, der Übernahme einer Außenstelle in Übigau, Festen und Feiern und vielem mehr. Als selbsternannte Chronistin der Pfauen-Apotheke führte dieses erste Tagebuch mit Ausnahme einzelner Einträge vorrangig Frau Ulbricht, die zu Beginn der Eintragungen selbst erst seit einem halben Jahr in der Pfauen-Apotheke tätig war. Spätere Brigadetagebücher der Apotheke wurden als gemeinschaftliche Aufgabe von verschiedenen Mitarbeitern geführt.

1967 bewarben sich laut Angaben aus dem Tagebuch neben der Staatlichen Pfauen-Apotheke vier weitere Apotheken um den Titel „Kollektiv der sozialistischen Arbeit“. In den Beständen des Stadtarchivs finden sich drei Urkunden, die belegen, dass die Pfauen-Apotheke ihr Ziel erreichte - in den Jahren 1970, 1972 und 1974 gewann sie die Auszeichnung.

Theresa Jäger

Quelle: Stadtarchiv Dresden, 17.2.102 Sammlung Wirtschafts- und Industriegeschichte, Nr. 83 Band 1

Februar 2025

Die große Gewächshausfläche an der Grimmstraße veranschaulicht eindrucksvoll die Dimension des Gemüseanbaus.
Die große Gewächshausfläche an der Grimmstraße veranschaulicht eindrucksvoll die Dimension des Gemüseanbaus.

Reiche Ernte, Qualität und Frische - Das Frühgemüsezentrum Dresden

Das Dresdner Elbtal gehört seit jeher zu den traditionellen Anbaugebieten für Gemüse. Aufgrund fruchtbarer Böden und milden Klimas herrschen hierfür ideale Bedingungen. Lange Zeit geschah die Bewirtschaftung hauptsächlich durch kleine und große Familienbetriebe. Infolge der Kollektivierung der Landwirtschaft ab 1952 entstanden sowohl Landwirtschaftliche als auch Gärtnerische Produktionsgenossenschaften (LPG, GPG), von denen zehn zum 1. Januar 1973 zur LPG Frühgemüsezentrum Dresden zusammengeschlossen wurden. Der neue landwirtschaftliche Großbetrieb erstreckte sich rechtselbisch von Kaditz über Radebeul bis Zitzschewig und links der Elbe von Stetzsch über Gohlis bis Weistropp auf einer Fläche von insgesamt 1.556 Hektar, wovon man 600 Hektar für den Freilandgemüseanbau und 24 Hektar zur Kultivierung im Gewächshaus nutzte.

Der Sitz befand sich auf der Grimmstraße 79, später auf der Kötzschenbrodaer Straße 58. Zu Spitzenzeiten waren über 1.200 Menschen damit beschäftigt, ungefähr 25 Gemüsesorten – allen voran Gurken, Blumenkohl, Möhren, Kopfsalat sowie Tomaten – zu züchten, anzubauen und zu vermarkten oder sich um die maschinelle Ausstattung der LPG zu kümmern. Daneben begleitete wissenschaftliche Forschung den Arbeitsalltag. Einige Innovationen konnten erfolgreich erprobt werden, wie etwa neuartige Gewächshäuser mit Thermoverglasung sowie die Aufzucht von Tomaten in kleinen, mit Mineralwolle gefüllten Containern mit Tropfenbewässerung. Generell trieb man industrielle Produktionsmethoden voran, die „Schubkarrenzeiten“ sollten der Vergangenheit angehören.

Es ging letztlich darum, ein breites Sortiment an frischem Gemüse in guter Qualität bereitzustellen. Geliefert wurde vorranging an Einzel- und Großhandel sowie Küchen und gastronomische Einrichtungen im Ballungsgebiet Dresden, aber auch nach Berlin, ins westliche Sachsen und in den Thüringer Raum. Mit der politischen Wende änderten sich massiv die Marktbedingungen. Die LPG zerfiel, der Kaditzer Teil wurde 1990 als GmbH neu gegründet. Schließlich etablierte sich das Frühgemüsezentrum wieder, bis im Januar 2024 ein Insolvenzverfahren die wirtschaftliche Notlage aufzeigte. Zu hoffen bleibt, dass der traditionsreiche Gemüseanbau im Dresdner Westen erhalten bleibt.

Patrick Maslowski

Quelle: Stadtarchiv Dresden, 6.4.40 Stadtplanungsamt, Bildstelle, Nr. IX796 (2)

Januar 2025

Die Abbildung entstammt der Publikation „Deutsche Städtewahrzeichen“ von Karl Wilhelm Schäfer, 1858
Die Abbildung entstammt der Publikation „Deutsche Städtewahrzeichen“ von Karl Wilhelm Schäfer, 1858

Der Queckbrunnen – ein Dresdner Wahrzeichen

Wahrzeichen beschreiben oftmals einzigartige Bauten, die uns als wiedererkennbare Sehenswürdigkeiten in Erinnerung bleiben. Indem sie für ein bedeutendes historisches Ereignis stehen, das Stadtbild oder die Stadtsilhouette prägen oder weithin sichtbar sind, werden sie zum Symbol, zum „Zeichen“ des Ortes. Bis zum frühen 19. Jahrhundert bedeutete der Begriff Wahrzeichen allerdings nicht die Wiedergabe von Allerweltswissen über einen bestimmten Ort, sondern eher dessen Gegenteil: Die genaue Kenntnis geheimer lokaler Zeichen, die man nur kennen konnte, wenn man tatsächlich eine Zeit lang in Vertrautheit mit einem Ort und seinen Bewohnern gelebt hatte. Es handelte sich also um ein System geheimer Wissenscodes der Vormoderne, die Aufenthalte bestätigen sollten. In der Regel handelte es sich bei diesen Symbolen um kleinere, nicht selten versteckte Objekte in der populären städtischen Erinnerungstopographie: sagenhafte Orte und Gebäude, alte Gedenksteine und Inschriften, kuriose Figuren und Objekte.

Der 1461 urkundlich erwähnte Queckbrunnen, auch Queckborn genannt, ist ein solches Wahrzeichen. Es handelt sich hierbei um den ältesten Brunnen der Stadt, der sich bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt erhalten hat. Ursprünglich befand sich der Queckbrunnen auf einer Viehweide außerhalb der Stadtmauern nordwestlich des Wilsdruffer Tors. Errichtet wurde er sowohl zur Wasserversorgung für die Gerbergemeinde als auch als Viehtränke für die umliegenden Weiden. Der Queckbrunnen wurde mehrfach renoviert und umgesetzt. Bis 1968 stand er mitten auf der Straße „Am Queckbrunnen“. Auf der Dachspitze befindet sich eine Storchenfigur, die Wickelkinder im Schnabel, in den Fängen und den Flügeln trägt. Der Legende nach holt der Storch die Kinder aus dem Queckbrunnen und bringt sie den Eltern. Der Storch steht in dieser Hinsicht für Fruchtbarkeit, Neuanfang und Glück.

Mehr über verborgene Wahrzeichen und Städtecodes erfahren Sie in der neuen Publikation „in civitate nostra dreseden“, Zweites Buch, sowie in der Ausstellung „Neue verborgene Geschichte(n) aus dem Stadtarchiv“. Das Buch wird am 20. Januar 2025, um 19 Uhr, zur Vernissage im Stadtarchiv präsentiert.

Marco Iwanzeck

Quelle: Stadtarchiv Dresden, 18 Wissenschaftlich-Stadtgeschichtliche Fachbibliothek, B70.1506