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Gedenken an Victor Klemperer zum 140. Geburtstag

Am 9. Oktober 2021 jährt sich der Geburtstag des Romanisten Victor Klemperer zum 140. Male.
Victor Klemperer, 1881 in Landsberg an der Warthe als Sohn eines Rabbiners geboren, studierte germanische und romanische Philologie sowie Philosophie in Berlin, München, Genf und Paris. Nach seiner Promotion und Habilitation und nach einem Aufenthalt als Lektor an der Universität Neapel, war er außerplanmäßiger Professor in München und ab 1920 Professor für Romanistik in Dresden, der Stadt, der er bis zu seinem Lebensende verbunden blieb und in der er auch starb. Von den Nationalsozialisten wurde er trotz früherer Assimilationsanstrengungen als Jude ab 1935 mit Lehrverbot belegt, wurde aus seinem Amt entlassen und zunehmend drangsaliert. 1940 aus ihrem Haus in Dölzschen vertrieben, sind Klemperer und seine Frau Eva – die durch ihre nichtjüdische Herkunft ihren Mann vor der Deportation schützen konnte – dreimal in Dresdner „Judenhäuser“ eingewiesen und zur Zwangsarbeit verpflichtet worden. Durch den Luftangriff auf Dresden in der Nacht des 13. Februar 1945 konnten Klemperer und seine Frau der Deportation und damit dem Tod entkommen. Am 1. November 1945 folgte die Wiedereinsetzung als ordentlicher Professor an der TH Dresden. Zudem übernahm Klemperer die Leitung der Dresdner Volkshochschule. Am 11. Februar 1960 starb Klemperer und fand neben seiner ersten Frau Eva auf dem Dölzschener Friedhof seine letzte Ruhestätte.

Berühmt wurde er mit seiner Abhandlung von „LTI – Notizbuch eines Philologen“ (1947), in der er die Degeneration der deutschen Sprache in der Nazizeit analysiert. Jenseits seines wissenschaftlichen Werkes wurde er einer breiten Öffentlichkeit durch seine erstmals 1995 in Buchform veröffentlichten Tagebücher unter dem Titel „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten“ bekannt.
„In diesen erweist er sich als minuziöser Augenzeuge der Zeitverhältnisse. Vor allem dokumentierte er die gezielte Ausgrenzung und Verfolgung der Juden nach 1933 in ebenso akribischer wie beklemmender Art und Weise“, sagt Annekatrin Klepsch, Beigeordnete für Kultur und Tourismus. Mit insgesamt 6746 Tagebuch-Seiten hinterließ Klemperer eine umfassende persönliche Chronik erlebter deutsch-deutscher Geschichte zwischen 1881 und 1959. Sie gelten heute als wichtiges Dokument der Zeitgeschichte und sind Standardwerke für den Geschichts- und Deutschunterricht.
Klepsch weiter: „Das Leben Victor Klemperers und sein literarisches Werk sind Anlass, sich auch in unserer Gegenwart für die Vermittlung der Geschichte der NS-Diktatur und gegen jegliche Form von Antisemitismus zu engagieren. Insbesondere der 9. November wird in diesem Jahr in Dresden ein Tag sein, der an das Schicksal der jüdischen Bevölkerung während des Dritten Reiches und die Shoa erinnern soll. Die historische Verantwortung im kollektiven Gedächtnis unserer Stadt lebendig zu halten, ist die gemeinsame Aufgabe von Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft.“

Eine Gedenkstele wurde 2014 innerhalb des Projektes "Denkzeichen" gegenüber Klemperers ehemaligem Wohnhaus in Dresden Dölzschen angebracht. Initiator war die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dresden e. V. Unterstützung fand die Initiative durch die Landeshauptstadt Dresden sowie Spenden vieler Bürgerinnen und Bürger.
Infos zu den „Denkzeichen“ unter: www.cj-dresden.de/denkzeichen-in-dresden

Die Dresdner Volkshochschule e. V. trägt den Namen ihres ersten Nachkriegsdirektors „Victor Klemperer“ und erinnert am 18. Oktober mit einer Veranstaltung an den Literaturwissenschaftler und Romanisten.
Weitere Informationen unter www.vhs-dresden.de