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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2021/07/pm_038.php 13.07.2021 13:14:24 Uhr 19.10.2024 16:15:44 Uhr

Galerie 2. Stock: Am 21. Juli Finissage der Outsiderkunst-Jahresreihe

Letzte Ausstellung „da drin punkt KUNST!“ noch bis 13. August zu sehen

Am Mittwoch, 21. Juli 2021 begrüßt Eva Jähnigen, Bürgermeisterin für Umwelt und Kommunalwirtschaft, 19 Uhr in der Galerie 2. Stock im Neuen Rathaus, Dr.-Külz-Ring 19, zur Finissage der Outsiderkunst-Jahresreihe. Birgit Rothe, langjährige Freundin des Ateliers FARBIG, spricht erläuternde Worte zur Ausstellungsreihe und speziell zur aktuellen Ausstellung „da drin punkt KUNST!“, die am 13. August endet. Musikalisch begleitet wird die Finissage von einem Ensemble des Heinrich-Schütz-Konservatoriums.

In der Eröffnungsausstellung „Einzigartig – Eigenartig“ präsentierten sich die Kunstschaffenden ab August 2020 mit ihren ureigenen und urtümlichen Handschriften als gestandene Künstlerpersönlichkeiten. In der darauffolgenden Ausstellung „Hand & Fuß – Katze & Schnabel – Krake & Ich“ wagten sie Begegnungen, nahmen Beziehungen auf und gestalteten verschiedenste Zusammentreffen mit dem Anderen, mit Tier und Mensch, mit Einzelnen und Vielen. Danach stellten sie sich in „die Welt“. Die dritte Ausstellung „Wir lieben Dresden“ zeigte, dass ihre Welt eher eine kleine Welt ist: meine Heimatstadt, mein Garten, mein Zimmer.

Für die nun vierte und letzte Ausstellung der Jahresreihe „Outsiderkunst“ mit dem Titel „da drin punkt KUNST!“ werden Räume weit. Das Gegenständliche tritt zurück zugunsten eines Spiels mit Formen und Farben: Gefühle pur, Atmosphärisches, Ahnungen einer Landschaft, einer Figur. Das Drinnen wird zum Draußen.

Und so viele Briefkästen. Obwohl ganz konkret ins Bild gebracht, wecken die roten und gelben Kästen bestimmte Assoziationen: Briefzentrum, Postbote, Empfängerin, Empfänger, Freund, Freundin, Freude beim Lesen, Denken an die Briefschreiber und an viele geliebte Menschen.
Zu sehen sind Malerei, Fotografie, Zeichnungen, Drucke und Computergrafik von Udo Eichmann, Doreen Hofmann, Erich Mejert, Thomas Müller, Katja Paetzold, Thomas Passenheim, Ronny Pitzius, Peter Prell, Kerstin Scholz, Ines Starke und Astrid Zimmermann.

Hintergrund

Dass heute die Bilder von geistig behinderten Künstlerinnen und Künstlern unvoreingenommen als Kunst betrachtet werden können, ist (noch) nicht selbstverständlich. Dabei sind etablierte Kunst und Außenseiterkunst zwei Ufer desselben Flusses. Die Ausstellung versucht, eine Brücke zwischen diesen Ufern zu bauen.
Vor diesem Hintergrund ist auch Folgendes interessant und zum Nachdenken anregend: Am 23. September 1933 wurde im Lichthof des Neuen Rathauses die Ausstellung „Spiegelbilder des Verfalls in der Kunst“ eröffnet, in der 42 Ölgemälde, 10 Skulpturen, 43 Aquarelle und 112 Grafiken aus dem Besitz des Stadtmuseums gezeigt wurden. Diese frühe Femeschau war einer der Vorläufer der bekannteren Münchner Ausstellung „Entartete Kunst“ von 1937. Die hohen Summen, die der Direktor des Stadtmuseums zu Inflationszeiten für die Kunstwerke gezahlt hatte, sollten nicht zuletzt die Verschwendung der demokratischen Stadtverwaltung belegen. Im Nationalsozialismus gehörten Bilder zur Inszenierung der Selektion. Moderne Kunst wurde als „geisteskrank“ denunziert – im Rückgriff auf die Geringschätzung psychisch Kranker und geistig Behinderter. Heute ist „Entartete Kunst“ in ihrer kunsthistorischen Bedeutung längst rehabilitiert. Trotzdem bedurfte es noch eines jahrzehntelangen Bemühens, bis auch die Kunst von geistig behinderten Menschen volle künstlerische Anerkennung gefunden hatte. Die künstlerischen Äußerungen von gesellschaftlichen Außenseitern brachte viele verschiedene Begriffe hervor: „Art Brut“, „zustandsgebundene Kunst“, „psychopathologische Kunst“, „Kunst jenseits der Kunst“, „Outsiderkunst“. Das Atelier FARBIG hat sich für die Ausstellungsreihe im Neuen Rathaus für letzteren Begriff entschieden.

Das Atelier FARBIG

ist eine Arbeitsgruppe von aktuell 13 Künstlerinnen und Künstlern der Inpuncto Werkstätten des Lebenshilfe Dresden e. V., die von Montag bis Freitag im Atelier FARBIG arbeiten, ihren bildnerischen Ideen Gestalt verleihen und ihre Fähigkeiten weiterentwickeln. Ein Team des Ateliers FARBIG begleitet und unterstützt die Kunstschaffenden. Verwaltet werden auch Nachlässe von Ausgeschiedenen und Verstorbenen. Das Atelier FARBIG befindet sich in der 3. Etage der Meißner Straße 43 in Radebeul. Es ist montags bis freitags von 8 bis 15 Uhr erreichbar, Ansprechpartnerin ist Bettina Lau-Lange: Telefon 0351-65563450, E-Mail: atelier-farbig@lebenshilfe-dresden.de, mehr Informationen unter www.Lebenshilfe-Dresden.de

Geöffnet ist die Galerie 2. Stock montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr, außer an Feiertagen. Der Eintritt ist frei.