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https://www.dresden.de/de/rathaus/aktuelles/pressemitteilungen/2021/06/pm_120.php 30.06.2021 16:14:49 Uhr 20.10.2024 01:18:05 Uhr

Zulassung von Online-Glücksspiel birgt erhöhtes Suchtpotenzial

Beratungsstellen in Dresden bieten Hilfe an

In der Landeshauptstadt Dresden verzeichnen die sechs Dresdner Suchtberatungs- und Behandlungsstellen einen stetigen Anstieg des Beratungsbedarfs bei krankhaftem Glücksspielverhalten. So betrafen im vergangenen Jahr 5,3 Prozent diese Suchtproblematik, im Vergleich zu 2016 haben sich die Fallzahlen damit verdoppelt.

Dass ab Donnerstag, 1. Juli 2021, in Deutschland ein neuer Staatsvertrag zum Glücksspiel in Kraft tritt, in dem sich eine Änderung auf die Berücksichtigung von Online-Glücksspiel bezieht, betrachtet Dr. Kristin Ferse, Suchtkoordinatorin in Dresden mit Sorge und fasst damit auch die Haltung vieler Vertreter der Suchthilfe zusammen: „Online-Glücksspiel geht mit einer erhöhten Rate an Kontrollverlust und finanziellen Einbußen einher. Zwar gab es Online-Glücksspiel-Angebote bereits. Durch die offizielle Zulassung von Online-Automatenspielen und -Casinos wird das Angebot aber voraussichtlich präsenter.“

Der neue Glücksspielstaatsvertrag sieht auch Präventionsmaßnahmen zum Spielerschutz und zur Vermeidung von Suchtproblemen vor. So ist beispielsweise die Einrichtung einer sogenannten Limit-Datei vorgesehen, die eine monatliche finanzielle Höchstgrenze von 1.000 Euro festlegt. Eine weitere Sicherung soll durch die sogenannte „Selbstsperre“ für Personen gegeben sein, die für sich selbst eine Gefährdung erkannt haben. „Alle diese Maßnahmen gehen in die richtige Richtung“, sagt Katrin Wolff, Leiterin der GESOP Suchtberatungsstelle in Dresden, die unter anderem auf Probleme im Zusammenhang mit Glücksspiel spezialisiert ist. Sie übt aber auch Kritik: „Das Spiellimit von 1.000 Euro monatlich schätze ich, wie viele Vertreter der Suchthilfe bundesweit, als zu hoch und existenzgefährdend für besondere Personengruppen ein. Grundsätzlich problematisch ist auch, dass die Präventionsmaßnahmen zeitverzögert zur Marktöffnung für Online-Glücksspielangebote in Aussicht gestellt werden, womit eine große Lücke im Spielerschutz entsteht.“

Für Betroffene mit Glückspielproblemen und deren Angehörige gibt es verschiedene Hilfsangebote. In Dresden bietet die Suchtberatungs- und Behandlungsstelle der GESOP kostenfreie Informationsseminare an sowie in Kooperation mit der Caritas-Suchtberatungsstelle das Angebot zur ambulanten Rehabilitation. Für zusätzliche kostenfreie und anonyme Hilfe können sich Ratsuchende auch an das Info-Telefon zur Glücksspielsucht der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) unter 0800-1372700 wenden.