Landeshauptstadt Dresden - www.dresden.de https://www.dresden.de/de/wirtschaft/tomorrow-s-home/news/2024/002-onco-ray-mrt.php 24.06.2024 14:34:59 Uhr 21.11.2024 15:19:25 Uhr |
Neues Forschungsgerät in Dresden ermöglicht nie dagewesene Präzision in der Krebstherapie
In Dresden steht seit Neuestem ein medizinisches Großgerät, das eine Protonenanlage mit einem Ganzkörper-MRT verbindet. Damit ist es weltweit einzigartig – und katapultiert Dresden an die Spitze der Krebstherapie-Forschung! Die Echtzeitbilder und -daten der MRT ermöglichen eine bisher unerreicht präzise Protonenbestrahlung.
Der Einsatz von Protonen gehört aktuell zu den vielversprechendsten Therapien im Kampf gegen den Krebs. Dabei werden positiv geladene Teilchen (Protonen) erzeugt und mit 180.000 Kilometern pro Sekunde auf das Zielgewebe geschossen. Dabei lässt sich nicht nur die Richtung des Protonenstrahls bestimmen, sondern auch, wie weit er in den Körper eindringen soll. Erreicht er sein Ziel, kommt es zu einer explosionsartigen Entladung – der Tumor wird zerstört, benachbartes Gewebe kommt nur geringfügig zu Schaden.
Nun wurde in Dresden ein medizinisches Großgerät in den wissenschaftlichen Betrieb genommen, das für neue Impulse sorgen soll. Es ermöglicht eine noch präzisere Bestrahlung, womit einerseits die Chancen einer erfolgreichen Behandlung erhöht werden und andererseits die Gesundheit der Patientinnen und Patienten geschont wird. Dabei handelt es sich um eine weltweit einzigartige Kombination aus MRT-Gerät und Protonentherapieanlage.
Das Novum: Der Tumor kann während der Protonen-Bestrahlung in Echtzeit verfolgt werden. Anders als herkömmliche Bildgebungsverfahren wie Röntgenbilder stellen MRT-Echtzeitbilder das Weichgewebe detailliert und auf den Millimeter genau dar. So kann der Protonenstrahl positioniert und der Tumor zielgenau anvisiert werden. Ziel der Forschenden ist es, mit Hilfe des Prototyps eine neue Form der Krebsbehandlung zu entwickeln: Der Protonenstrahl soll nur dann aktiv sein, wenn der Tumor genau in seinem Fokus liegt. Bewegt er sich Millimeter davon weg, stoppt die Bestrahlung.
Aufgebaut ist das Forschungsgerät im Experimentalraum der Protonentherapieanlage des Forschungsverbundes „OncoRay – Nationales Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie“ auf dem Gelände der Hochschulmedizin Dresden. Die dortigen Räumlichkeiten bieten hervorragende Voraussetzungen, die einzigartige Forschungsarbeit in einem interdisziplinären Team voranzutreiben.
„OncoRay versteht sich als institutsübergreifende Forschungsplattform der medizinischen Strahlenforschung in Dresden mit besonderem Fokus auf Translationale Forschung”, erklärt Prof. Esther Trost, Dekanin der Medizinischen Fakultät und Direktorin der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie. „Der jetzt eingeweihte Prototyp passt hervorragend in diese besondere Forschungsumgebung.”
Bei der Einweihung der Anlage sprach Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer von einem „Meilenstein für den Wissenschaftsstandort Sachsen“: „Es zeigt exemplarisch, welches Potenzial und Wissen hier vorhanden ist.“ Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikum Dresden, sprach von einem „innovativen Sprung“, den die Großanlage ermögliche, und hob die Vorreiterrolle Dresdens in der Onkologie hervor.
Bis die neue Therapieform in der Praxis angewandt werden kann, wird allerdings noch einige Zeit vergehen: Erste Patientinnen und Patienten könnten in fünf bis sechs Jahren damit behandelt werden.